Erfolg ist die beste WerbungDer geheimnisvolle Kuchen soll die Serie am Leben halten

Saarbrücken. 5296 gegen Darmstadt 98, 5540 gegen den VfL Osnabrück, 5376 gegen Werder Bremen II, 5141 gegen Carl-Zeiss Jena - die Zuschauerzahlen bei den Heimspielen des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken entsprechen so gar nicht den guten Ergebnissen der Mannschaft auf dem Feld

 Ein voller Fanblock, wie hier beim Spiel des FCS gegen Darmstadt 98, sieht nicht nur schön aus, sondern kann sich auch leistungsfördernd auf die Mannschaft auswirken. Foto: Schlichter

Ein voller Fanblock, wie hier beim Spiel des FCS gegen Darmstadt 98, sieht nicht nur schön aus, sondern kann sich auch leistungsfördernd auf die Mannschaft auswirken. Foto: Schlichter

Saarbrücken. 5296 gegen Darmstadt 98, 5540 gegen den VfL Osnabrück, 5376 gegen Werder Bremen II, 5141 gegen Carl-Zeiss Jena - die Zuschauerzahlen bei den Heimspielen des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken entsprechen so gar nicht den guten Ergebnissen der Mannschaft auf dem Feld. "Wir als Spieler haben uns schon oft gefragt, woran das liegen kann", erzählt Mannschaftskapitän Stephan Sieger, "wir spielen vielleicht nicht immer berauschend, aber wir liefern immer ehrlichen Fußball ab. Wir haben eine beachtliche Serie hingelegt, trotzdem kommen immer wieder nur die gleichen Fans."Stell dir vor, der FCS steigt auf und keiner geht hin . . . Nur zum Saisonauftakt gegen den Chemnitzer FC (6865) und im Pokal gegen Erzgebirge Aue (7136) war es im Ludwigspark ein wenig voller. "Das ist wie mit der ersten großen Liebe, die einem einmal das Herz gebrochen hat", versucht sich Jörg Rodenbüsch vom Fanprojekt Innwurf an einer Erklärung, "es dauert lange, bis du danach wieder Vertrauen fassen kannst - aus Angst, dir wird wieder weh getan." Die Enttäuschungen der Vergangenheit sind ein Grund, der erbärmliche Zustand des Stadions und der darin vorhandenen Infrastruktur von Catering bis Toilette weitere. Daran lässt sich zumindest kurzfristig nichts ändern.

An der Bewerbung der Spiele allerdings schon. "Wir können uns über die Berichterstattung in den saarländischen Medien nicht beschweren. Damit erreichen wir sicher den Großteil der Bevölkerung" sagt FCS-Sportdirektor Dieter Ferner, "ich glaube aber nicht, dass die oft geforderten Plakate auch nur einen Zuschauer mehr bringen". Andere Initiativen sind auch in der Vergangenheit schon fehlgeschlagen. "Wir hatten selbst zu Zweitligazeiten - da hatten wir im Übrigen keinen entscheidend höheren Schnitt - Freikartenaktionen für Studenten, Firmen oder auch Dauerkarteninhaber", erzählt Geschäftsführer Thomas Heil, "ohne nennenswerten Erfolg. Wir haben in dieser Saison etwa zehn Prozent mehr Zuschauer als vergangenes Jahr. Die positive Stimmung um den Verein ist spürbar, aber sie macht sich noch nicht in der Zuschauerzahl bemerkbar."

Dennoch oder gerade deshalb wird von vielen Fans ein Marketingmanager gefordert, der die "Marke FCS" positiv ins Rampenlicht schiebt. "Qualifizierte Leute können uns immer weiterhelfen. Die Frage ist, ob wir sie bezahlen können", sagt FCS-Präsident Paul Borgard, "erst wenn unser Wunsch nach einem neuen Stadion erfüllt wurde, hat ein Marketingmanager genug zu tun. Solange ist der sportliche Erfolg unser bestes Marketing."

An diesem Samstag könnte der FCS, wenn das Wetter mitspielt, an der 7000er-Grenze kratzen. "Wir sind Tabellenführer und spielen gegen Meisterschaftsfavorit Wehen/Wiesbaden", betont Sportdirektor Ferner, Trainer Luginger bleibt fatalistischer: "Wir freuen uns über jeden, der da ist."Saarbrücken. Wenn sich die Mannschaft des 1. FC Saarbrücken am Samstag zur Spielersitzung vor dem Spiel gegen den SV Wehen trifft, werden Marmor- und Gewürzkuchen auf dem Tisch stehen. "Zeugwart Rüdiger Schmidt holt seit vorigem Jahr bei uns den Kuchen für die Sitzungen", erzählt Bäcker Wolfgang Maurer aus Herrensohr, "anfangs immer unterschiedliche Sorten. Im Frühjahr haben wir mal Marmor- und Gewürzkuchen genommen. Seither hat das Team nicht mehr verloren."

20 Spiele ohne Niederlage, seit dem 12. März (1:2 gegen Wehen) nicht verloren - alles nur, weil "Miraculix" Maurer einen Zauberkuchen bäckt? "Da sind Nelken drin, Kardamon, Orange, Zimt, Kaffee, Kakao und Schokolade", verrät der 66-jährige Bäckermeister, "eine geheime Zutat gibt es aber nicht". Wolfgang Maurer ist sich jedenfalls sicher, dass die Serie halten wird.

Bei einem scheint das Wundergebäck besonders zu wirken: Abwehrspieler Kai Gehring (Foto: Wieck). "Fußball spielt sich auch im Kopf ab. Wenn du das entsprechende Selbstvertrauen hast, ist das schon die halbe Miete", sagt Gehring, "Trainer und Mannschaft unterstützen mich richtig gut."

Eine Unterstützung, die Gehring bei Ex-Club Wehen nie spürte. Trainer Gino Lettieri sortierte ihn rasch aus. Eine besondere Motivation für das Spiel am Samstag um 14 Uhr im Ludwigspark soll die Vorgeschichte aber nicht werden. "Ich hatte nicht meine beste Zeit unter ihm, trotzdem werde ich ihm die Hand geben", sagt der gelernte Innenverteidiger Gehring, der derzeit als linker Verteidiger überzeugt.

Das Tor in Bielefeld unterstreicht das neue Selbstvertrauen eines Spielers, der, wie FCS-Sportdirektor Dieter Ferner es formulierte, "in Wehen einfach vom Hof gejagt wurde". Ein anderes Opfer von Lettieri wurde Marcel Ziemer. Als Chancentod abgeschrieben, wurde sein Vertrag nicht verlängert. "Das ist Schnee von gestern", sagt der Stürmer, dessen Fitness immer besser wird, und hofft, dass bald gleiches für die Torquote gilt. cor

"Wir freuen uns über jeden, der da ist."

FCS-Trainer

Jürgen Luginger

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