„Ein Traum geht in Erfüllung“

Sotschi · Die 29 Jahre alte Ski-Rennläuferin Maria Höfl-Riesch wird die deutsche Olympia-Mannschaft bei der heutigen Eröffnungsfeier als Fahnenträgerin anführen. Der Wahl war ein Zwist im deutschen Lager vorausgegangen.

Maria Höfl-Riesch platzte fast vor Stolz. Mit schwarz-rot-gold lackierten Fingernägeln und einem strahlenden Lächeln im Gesicht stand die zweimalige Olympiasiegerin gestern im deutschen Haus in Krasnaja Poljana und genoss den Trubel um ihre Person. Mit der Ernennung zur deutschen Fahnenträgerin geht für die Skirennläuferin ein Traum in Erfüllung. "Das ist eine riesengroße Ehre für mich. Ich bin sehr, sehr stolz", sagte die 29-Jährige und bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht: "Vorneweg marschieren zu dürfen - da geht ein Traum in Erfüllung."

Für die Spitze des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) um Präsident Alfons Hörmann lag die Entscheidung für Höfl-Riesch auf der Hand. "Noch mehr erste Wahl geht nicht. Sie ist unsere erste Wahl mit Sternchen sozusagen", sagte Hörmann. Die Mannschaftsleitung habe sich zwei, drei Wochen mit dem Thema beschäftigt und sich am Mittwochabend "einstimmig" entschieden. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper betonte, dass sich das "gesamte Team gerne hinter ihr versammeln wird. Wir haben uns aus vollem Herzen für sie entschieden".

Der Wahl Höfl-Rieschs war Ärger in der deutschen Olympia-Mannschaft vorausgegangen. Biathletin Andrea Henkel hatte als vermeintliche Top-Anwärterin auf die Rolle als Fahnenträgerin die Entscheidung schon am Vormittag via Internet indirekt herausposaunt - ihre Absage "im Sinne der Wettkämpfe" kam drei Stunden vor der offiziellen Verkündung. Höfl-Rieschs Wahl war damit praktisch öffentlich.

"In Zeiten von Facebook passiert so etwas. Wenn sie das meint, so veröffentlichen zu müssen, ist das ihre Sache", sagte Hörmann und beschwichtigte: "Das Thema ist durch. Henkel ist nun eine Kandidatin für die Schlussfeier."

Die ebenfalls hoch gehandelte Eisschnellläuferin Claudia Pechstein begrüßte die Entscheidung für Höfl-Riesch. "Ich habe schon vorher gesagt, dass der DOSB eine würdige Fahnenträgerin finden wird. Genau das ist jetzt geschehen. Ich freue mich sehr für Maria und wünsche ihr eine tolle Eröffnungsfeier", sagte Pechstein.

"Das war eine Entscheidung für Maria und nicht gegen irgendjemanden. Es hat kein Konflikt eine Rolle gespielt. Wir haben über Claudia Pechstein genauso offen und klar diskutiert wie über alle anderen", sagte Vesper. Die fünfmalige Olympiasiegerin habe die Entscheidung "absolut positiv und mit Verständnis und Zustimmung aufgenommen", sagte Hörmann, "ohne jegliche Form von Enttäuschung oder negativen Gedanken".

Pechstein, die 2009 auf Grund eines indirekten Dopingnachweises für zwei Jahre gesperrt worden war, polarisiert noch immer. Daran hat auch ihr bemerkenswerter und unter dem Strich ziemlich erfolgreicher Kampf um die Wiederherstellung ihres guten Rufes nichts geändert.

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Auf einen BlickDie letzten deutschen Fahnenträger bei Winterspielen:2010 in Vancouver: André Lange (Bob). 2006 in Turin: Kati Wilhelm (Biathlon). 2002 in Salt Lake City: Hilde Gerg (Ski alpin). 1998 in Nagano: Jochen Behle (Langlauf).1994 in Lillehammer: Mark Kirchner (Biathlon). 1992 in Albertville: Wolfgang Hoppe (Bob). 1988 in Calgary: Bundesrepublik: Peter Angerer (Biathlon); DDR: Frank-Peter Roetsch (Biathlon). 1984 in Sarajevo: Bundesrepublik: Monika Holzner (Eisschnelllauf); DDR: Frank Ullrich (Biathlon). 1980 in Lake Placid: Bundesrepublik: Urban Hettich (Nordische Kombination); DDR: Jan Hoffmann (Eiskunstlauf). 1976 in Innsbruck: BRD: Wolfgang Zimmerer (Bob); DDR: Meinhard Nehmer (Bob). dpa

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