Hermann-Neuberger-Preis Ein kleiner Verein kommt ganz groß raus

Schaffhausen · Der TV Schaffhausen gewinnt mit der Abteilung Gerätturnen den Hermann-Neuberger-Preis für herausragende Jugendarbeit.

 Daumen hoch: Die Turnerinnen des TV Schaffhausen fiebern dem Mittwochabend entgegen, wenn sie den Hermann-Neuberger-Preis erhalten.

Daumen hoch: Die Turnerinnen des TV Schaffhausen fiebern dem Mittwochabend entgegen, wenn sie den Hermann-Neuberger-Preis erhalten.

Foto: Ruppenthal

Es ist ein Montagabend. In der Schulturnhalle in Schaffhausen herrscht Hochbetrieb. Rund 30 Kinder wuseln wild über die Matten. Radschlag, Spagat, verschiedene Kräftigungsübungen und mehr stehen auf dem Trainingsplan. Antonino Fiorica ist auch in der Halle und strahlt über das ganze Gesicht. Der Vorsitzende des TV Schaffhausen hat allen Grund zur Freude. Anfang März wurde die Abteilung Gerätturnen weiblich seines Vereins vom Landessportverband für das Saarland (LSVS) mit dem Hermann-Neuberger-Preis für herausragende Jugendarbeit ausgezeichnet. An diesem Mittwoch ist die Verleihung an der Sportschule in Saarbrücken mit Ehrengast Nadine Keßler, der früheren Weltfußballerin.

Gerechnet hat Fiorica ganz und gar nicht mit der Auszeichnung. Vor allem, weil sich unter anderem auch die TG Saar beworben hatte. „Wir sind als eher kleiner Verein immer etwas im Hintergrund. Deshalb können wir jetzt umso stolzer sein“, sagt er. Der Preis ist mit 7500 Euro dotiert. Viel Geld, das der Verein gut gebrauchen kann – besonders für neue Geräte, denn der Verschleiß ist groß. Einen großen Anteil an diesem Erfolg hat Hannah Schmitt. Sie ist nicht nur Schriftführerin im Vorstand und Abteilungsleiterin, sondern gewissermaßen auch die hauptverantwortliche Trainerin. Obwohl sie gar nicht gerne als solche bezeichnet wird. „Einer muss sich immer ein bisschen um alles kümmern, aber wir sind ein eingespieltes Team, in dem jeder von dem anderen profitiert“, erklärt sie.

Insgesamt gibt es fünf Trainer mit unterschiedlichen Qualifikationen – vom Übungsleiter bis hin zum Trainerlizenz-Inhaber. Schmitt war es auch, die die Bewerbung für den Hermann-Neuberger-Preis gestaltet und eingeschickt hat. „Fast 20 bis 25 Stunden über Weihnachten habe ich dafür investiert“, erzählt die 27-Jährige. Keine Selbstverständlichkeit. Harte Arbeit zahlt sich aber bekanntlich aus – die Auszeichnung ist der beste Beweis. „Ich glaube, die Kinder können es im Moment noch gar nicht so richtig fassen. Wenn sie aber sehen, dass wir uns an der Geräteausstattung etwas erweitern oder in der Halle noch öfter darüber reden, werden sie merken, dass ihre Anstrengungen sich lohnen und die Zeit, die sie investieren, nicht umsonst ist“, erklärt sie.

Vorgeschlagen wurde der Verein von Christine Ammer, der Spitzensportreferentin des Saarländischen Turnerbundes (STB). Mit Boule, Turnen, Jedermann-Sport und Volleyball hat der Verein 187 Mitglieder und vier Sparten. Die Abteilung Gerätturnen ist mit 109 Mitgliedern (davon 93 Kinder und Jugendliche) am stärksten. Wären die Trainer- und Hallenkapazitäten größer, würde der Verein sogar noch mehr  Kinder aufnehmen, sagt Schmitt. Die Abteilung umfasst das Kleinkinderturnen (3 bis 6 Jahre), das Mädchenturnen (ab 6 Jahren) mit breitensportlicher und allgemeiner Ausrichtung, das Gerätturnen weiblich auf Wettkampfbasis (Teilnahme an Gau-, Landes- und bundesoffenen Wettkämpfen) sowie die STB-Turnschule, die im Januar 2016 eröffnet wurde. Die Trainingszeiten variieren je nach Alters- und Leistungsklasse.

„Die Kinder trainieren unterschiedlich oft beziehungsweise unterschiedlich lange in den Gruppen. Unsere Spitzenturnerinnen, die im AK-Bereich oder in der Liga turnen, trainieren drei bis vier Mal pro Woche“, erläutert Schmitt. Trainiert wird in der Schulturnhalle in Schaffhausen, die Spitzenturnerinnen trainieren zusätzlich noch an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken.

In den vergangenen Jahren haben einige Schaffhauser Turnerinnen erfolgreich an Spitzensportwettkämpfen teilgenommen. Dazu zählen Podestplätze bei Saarlandmeisterschaften, beim bundesoffenen STB-Pokal, D-Kaderplätze für talentierte Nachwuchsturnerinnen oder auch die Qualifikation und Teilnahme am Deutschland-Cup sowie an deutschen Jugend-Mehrkampfmeisterschaften. Einen besonderen Erfolg erzielte Michelle Baumgart (15), die sich als Vize-Saarlandmeisterin 2016 erstmals für den Deutschland-Cup qualifizierte. Anna Heinz (13) durfte ein Jahr später als Vizelandessiegerin 2016 im deutschen Jugend-Mehrkampf zum Bundesentscheid nach Berlin.

Aktuell sind mit Mia Troia, Marie Hubrich (beide AK 6), Alessia Alexandre dos Santos, Leann Lieblang (beide AK 7) und Michelle Lewin (AK 8) fünf Schaffhauser Turnerinnen im saarländischen Landeskader. Einen großen Anteil an dem Erfolg trägt sicherlich auch die Gründung und Eröffnung der STB-Turnschule in Schaffhausen. Im Rahmen der Turnschule wird ein bis zwei Mal pro Jahr in Kooperation mit den Kindergärten eine Turnsichtung für junge Nachwuchsturnerinnen durchgeführt. Innerhalb der Gemeinde gibt es außerdem Kooperationen mit zwei Kindergärten und der Grundschule, in der einmal wöchentlich eine Arbeitsgemeinschaft stattfindet. Darüber hinaus nehmen Turnerinnen des Vereins mit den Mannschaften ihrer Schulen jährlich an „Jugend trainiert für Olympia“ teil. Schaffhausen stellt dafür auch die Kampfrichter.

 Hannah Schmitt gilt als die „Seele des Vereins“. 

Hannah Schmitt gilt als die „Seele des Vereins“. 

Foto: Ruppenthal

Neben den sportlichen Zielen haben besonders die Gemeinschaft und das Vermitteln von Werten und Normen einen hohen Stellenwert im Verein. Am Ende angelangt ist der TV Schaffhausen noch lange nicht. „Die sportliche Entwicklung und die Erfolge unserer Turnerinnen in den letzten Jahren zeigen uns, dass wir auch in Zukunft auf dem richtigen Weg sind“, sagt Schmitt und ergänzt: „Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange.“ Wohl aber ein Zwischenschritt, der eine Auszeichnung verdient hat.

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