Schwimmen im Saarland Fildebrandt und Waschburger sorgen für gute Nachrichten

Saarbrücken · Saarländische Schwimmer sind für EM qualifiziert. Lohaus wird zweiter Landestrainer. Und es gibt Wirbel um eine fehlerhafte Fahrtkostenabrechnung.

 Christoph Fildebrandt wird das Saarland bei den Europameisterschaften der Schwimmer im August in Glasgow vertreten.

Christoph Fildebrandt wird das Saarland bei den Europameisterschaften der Schwimmer im August in Glasgow vertreten.

Spitzenschwimmer Christoph Fildebrandt aus Saarbrücken fährt zu den Europameisterschaften. Der Nominierungsausschuss des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) hat 31 Beckenschwimmer – 15 Frauen und 16 Männer – ins Team für die Titelkämpfe vom 3. bis zum 9. August im schottischen Glasgow berufen. Am 30. April war der Nominierungszeitraum zu Ende gegangen. Wie Chefbundestrainer Henning Lambertz auf der DSV-Internetseite sagte, haben elf Aktive „die vom DSV geforderten EM-Normen in den Einzeldisziplinen sauber unterboten“. Zum Vergleich: Vor den Weltmeisterschaften 2017 in Budapest hatten nur sieben Aktive die identischen Normzeiten geknackt. „Das ist eine Steigerung von mehr als 50 Prozent“, freute sich Lambertz.

Neben Fildebrandt stehen auch Celine Rieder, Henning Mühlleitner und Annika Bruhn im deutschen Aufgebot. Die drei stammen wie „Filde“ nicht aus dem Saarland, trainierten aber noch bis zum Winter an der Hermann-Neuberger-Sportschule, bis sie dem ehemaligen Landestrainer Hannes Vitense in Richtung Neckarsulm folgten. Vitenses Nachfolger Felix Weins freut sich über die Nominierung: „Unser erstes Ziel ist erreicht, jetzt wollen wir Christoph fit für die EM machen.“ Potenzial sieht er bei seinem Schützling, der Saisonbestzeit geschwommen ist, zum Beispiel noch in Sachen Kraft und Schnelligkeit. Momentan wäre der 28-jährige Fildebrandt in der deutschen 4x100-Meter-Freistil-Staffel gesetzt, denn er ist hinter dem Essener Damian Wierling derzeit zweitbester Deutscher der Disziplin.

„Beide haben das Potenzial für eine 48er Zeit. Andere Länder haben aber sogar vier Schwimmer, die diese Zeit bringen können“, ordnet Weins ein. Fildebrandts Bestzeit liegt bei 48,80 Sekunden und datiert noch vor seiner Saarbrücker Zeit. Das Finale sollte aber drin sein, wenn alle ihre Leistung abrufen.

Chancen hat Fildebrandt auch noch, als Einzelstarter (wohl über 100 Meter Freistil) oder mit der Mixed-Staffel ins Becken zu springen. Auch das sei ein Ziel, sagt Weins, dafür müsse sich der Polizeikommissar aber noch steigern. Langfristiges Ziel, womöglich zum Karriere-Abschluss, sind dann die Olympischen Sommerspiele 2020 in der japanischen Hauptstadt Tokio. Es wären die dritten Spiele des gebürtigen Wuppertalers, der gerade ein zweiwöchiges Trainingslager mit dem DSV begonnen hat.

Gute Neuigkeiten gibt es auch vom Saarländer Andreas Waschburger, der 2012 bei Olympia in London dabei war. Der Freiwasserschwimmer erfüllte beim letzten Weltcup über zehn Kilometer in Doha zusammen mit Finnia Wunram und Rob Muffels die EM-Norm. Der 31-Jährige war dort bester Deutscher. „Die Nominierung ist nur noch Formsache“, schildert Trainer Weins und lobt den Ausdauer-Spezialisten aus Saarbrücken: „Waschi ist in Topform, so stark wie seit einigen Jahren nicht mehr.“

Ein Grund dafür sind seine Trainingsaufenthalte in Montpellier in einer starken Trainingsgruppe um Startrainer Philippe Lucas. „Das hat ihn gepusht, dort ist ein sehr hohes Niveau. Ein anderes Training, neuer Input, er glaubt wieder an sich“, sagt Weins. Und durch die Erfolge habe Waschburger, wie Fildebrandt Polizeikommissar, auch neues Selbstvertrauen. Zuletzt habe Waschburger wieder in Saarbrücken trainiert, vor der EM soll er wieder für mehrere Wochen nach Südfrankreich.

Selbstvertrauen tanken konnte auch die Delegation des Saarländischen Schwimm-Bundes vor einer Woche bei den süddeutschen Jahrgangsmeisterschaften. Dort konnte sich die Ausbeute sehen lassen. 24 Medaillen holten die Saar-Schwimmer, darunter waren zehn Titel. „Da sind wir ganz gut aufgestellt. Das macht Mut und Zuversicht für die deutschen Meisterschaften Ende Mai in Berlin“, freut sich Weins über den Nachwuchs, der bis vor Kurzem noch im Schatten der Olympia-Athleten stand. Diese Sportler hätten sich „in den letzten zwei, drei Monaten sehr gut entwickelt“, attestiert Weins.

Der Trainer selbst bekommt ab 1. August Verstärkung. Die lange vakante Position des zweiten Landestrainers soll dann Jens Lohaus übernehmen. Er arbeitete zuletzt als Stützpunkttrainer des Schwimmverbandes Nordrhein-Westfalen bei der Startgemeinschaft Schwimmen (SGS) Münster und soll sich dann in Saarbrücken vor allem um die Junioren und den Nachwuchs kümmern.

Lohaus’ Vertrag bis 2020 muss der Vorstand noch genehmigen, geeinigt habe man sich aber schon, bestätigt Verbands-Präsident Martin Bartels. Im Zuge des LSVS-Finanzskandals habe er noch keine Informationen, dass Ausgabeposten wie der Trainer-Etat kleiner werden würden. „Wir müssen abwarten“, sagt Bartels und hofft auf bisherige Aussagen, dass die Fachverbände von Kürzungen und Sparmaßnahmen nicht allzu stark betroffen wären. „Wir haben von Michael Blank, dem Konsolidierungsberater, noch nichts gehört“, sagt Bartels. Beunruhigt ist der Spitzenfunktionär aber über die letzten Nachrichten. Als Blank nämlich erstmals konkrete Zahlen aus dem Sack ließ, hieß es, die Albert-Wagner-Schwimmhalle awürde pro Jahr 350 000 bis 400 000 Euro Miese machen.

Ums Geld ging es auch beim jüngsten Verbandstag an der Sportschule. Dort fanden zwar keine Wahlen statt, dafür beschäftigte die Anwesenden ein anderes Thema. Ein langjähriger Trainer, der ehrenamtlich für den Verband arbeitet, hat jahrelang Fahrtkosten fehlerhaft abgerechnet. Es handelt sich um einen Betrag von 5500 Euro, der seit 2012 aufgelaufen war. Bartels vermutet, es sei aus Bequemlichkeit oder wegen eines falschen Formulars gewesen, nicht aus Absicht. Es handele sich nur um Fahrtkosten und nicht um Sozialbetrug, so Bartels. „Unsere Kassenprüfer haben das entdeckt, wir haben das Ganze im Vorstand sofort behoben. Es ist jetzt publik gemacht und mit dem Steuerberater aufgearbeitet“, berichtet der Präsident, der selbst privat für den Schaden aufkommen wird und das Geld peu à peu von dem Trainer zurückerhalten soll. Der Mann, der gerade ins Rentenalter kommt, sei nicht so sozial stark, um die Summe sofort und komplett zu bezahlen. „Bis auf diese Geschichte wurde der Vorstand bedingt entlastet“, sagt Bartels und geht davon aus, dass die Entlastung dafür beim kommenden Verbandstag erfolgen wird. Was den Präsidenten ärgert, ist eine Strafanzeige, die gegen den Trainer vorliegt. Die müsse von einem Insider kommen, mutmaßt Bartels und wertet das als „verbandsschädigend“. Der Anzeigensteller hätte das Thema besser beim Verbandstag diskutiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort