Schwimmen Schwimm-Präsidentin wirft wegen 60 Cent hin

Bonn · Ein Streit um Mitgliedsbeiträge stürzt das deutsche Schwimmen ins Chaos. Eine Athletin sieht das Ende des Leistungssports nahen.

 Gabi Dörries wollte den Deutschen Schwimm-Verband reformieren und mehr Einnahmen erzielen. Nun trat die Präsidentin zurück.

Gabi Dörries wollte den Deutschen Schwimm-Verband reformieren und mehr Einnahmen erzielen. Nun trat die Präsidentin zurück.

Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Der Deutsche Schwimm-Verband steht plötzlich ohne Präsidentin da. Nach nur zwei Jahren an der DSV-Spitze ist Gabi Dörries überraschend zurückgetreten. Nachdem die von ihr vorangetriebene Reform mit der Erhöhung der Mitgliedsbeiträge als zentralem Bestandteil beim Verbandstag am vergangenen Samstag vorerst gestoppt worden war, legte Dörries umgehend ihr Amt nieder.

„Durch die heutigen Beschlüsse sehe ich keine Basis für eine weitere Arbeit in der Position der Präsidentin“, erklärte sie. Ein Nachfolger kann erst beim Verbandstag im kommenden Jahr gewählt werden. Die norddeutsche Software-Unternehmerin Dörries hatte vor zwei Jahren die Nachfolge von Christa Thiel angetreten. Schon damals war sie beim Bestreben nach mehr Finanzmitteln ausgebremst worden.

Ihr Wahlprogramm nun bestand aus drei großen Themen: eine neue Satzung, ein neues Finanzkonzept und ein neues Marketingkonzept. Als Erhöhung des Mitgliedsbeitrags hatte sie 60 Cent auf einen Jahreswert von 1,40 Euro vorgesehen. „Ich sichere Ihnen noch einmal ganz persönlich zu, dass wir in den zwei Jahren meiner Amtszeit jede Möglichkeit genutzt haben, Mittel zu sparen und sorgsam zu prüfen, ob noch andere Finanzierungen möglich sind. Aber am Ende dieser Arbeit bin ich überzeugter denn je, dass eine Beitragsanhebung nach über 30 Jahren unumgänglich ist. Was gibt es heute noch zum Preis von 1985?“, warb Dörries für ein positives Votum des Verbandstags in Bonn.

Doch gab die Mehrheit der Mitglieder einem Antrag statt, der die Vertagung bei diesem Thema vorsah. Erst nach Vorliegen eines umfassenden Abschlusses für das Jahr 2018 und dem Einblick in den Gesamthaushalt könne der Verbandstag sachkundig über Anpassungen der Beitragseinnahmen diskutieren, hieß es in dem Schreiben. Letztlich prallen unterschiedliche Interessen von Leistungssport und Breitensport aufeinander.

Zwar klingt die Erhöhung der Beiträge um 60 Cent nach wenig Geld. Da aber nicht alle Landesverbände die Beiträge auf die eigenen Mitglieder umlegen können, drohte diesen schlagartig eine hohe Belastung. Durch die geplante Erhöhung hätte der DSV wiederum ein Plus von über 300 000 Euro verbuchen können. Dörries sah nach dem Reformstopp keine Basis mehr für eine weitere Zusammenarbeit. Auch die Vize-Präsidentin für den Bereich Finanzen, Andrea Thielenhaus, legte ihr Amt nieder.

Aus dem Leistungssport gab es heftige Kritik am Verbandstag. Die ehemalige Athletensprecherin Dorothea Brandt wandte sich an die Stimmberechtigten: „Ihr habt heute den Grundstein für das Ende des Leistungssports im DSV gelegt. Ihr habt heute langfristig die olympischen Träume vieler Aktiver zerstört oder ihnen zumindest auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen 2020 einen weiteren Fels in den Weg gelegt.“ Leistungssportler wie Britta Steffen hatten für die Wahl von Dörries geworben – auch Brandt. „Es wird immer wieder gefragt, warum der deutsche Schwimmsport gegenwärtig so erfolglos ist. Heute haben die Fragenden eine Antwort erhalten“, erklärte sie nun.

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