Doch kein „Menschenhandel“: Kramer kehrt zu Bayer zurück

Leverkusen · Christoph Kramer hat die Spekulationen um seine Zukunft beendet: Der Fußball-Weltmeister wird Borussia Mönchengladbach im Sommer 2015 in Richtung Leverkusen verlassen und verlängerte bei Bayer bis 2019.

Das monatelange Verwirrspiel um die Zukunft von Weltmeister Christoph Kramer ist beendet: Kurz vor Heiligabend unterschrieb der 23-Jährige einen neuen Vertrag bis 2019 bei Bayer Leverkusen . Ein Verbleib bei Borussia Mönchengladbach ist damit ebenso vom Tisch wie ein Wechsel zu einem internationalen Spitzenclub. "Das Gesamtpaket mit Mannschaft, Trainer und dem Verein an sich passt einfach", sagte Kramer, dessen Arbeitspapier bei der Werkself zuvor bis 2017 befristet war: "Nach den Gesprächen mit den Verantwortlichen in Leverkusen musste ich nicht lange zögern, meinen Vertrag dort zu verlängern."

Eine eigenwillige Sicht der Dinge, denn die von ihm selbst befeuerte Debatte um seine Zukunft hatte sich mehr als vier quälend lange Monate hingezogen. Im August hatte sich der Weltmeister mit Leverkusens Sportchef Rudi Völler in aller Öffentlichkeit angelegt und sich trotz seines Vertrages nicht zu Bayer bekannt. Im Streit um seine Rückkehr zum Werksclub hatte Kramer erklärt, er fühle sich "wie in einem modernen Menschenhandel " und wolle nicht hin- und hergeschoben werden: "Wenn ich irgendwo nicht spielen möchte, spiele ich da nicht. Da kann ein Vertrag aussehen, wie er will."

In der Folge brachte Kramer selbst die Wechsel-Möglichkeit zu Spitzen-Adressen im Ausland ins Gespräch. Der SSC Neapel war ein Thema, Real Madrid wurde gehandelt. Noch am Sonntag hieß es, der FC Arsenal wäre bereit, 32 Millionen Euro für den Mittelfeldspieler zu berappen. Der Verdacht lag nahe, dass Kramer damit darauf abzielte, seinen überschaubar dotierten Vertrag in Leverkusen gegen ein besser dotiertes Papier zu ersetzen. Dies dürfte ihm mit der Unterschrift gestern gelungen sein.

Nach dieser zeigte sich der einstige Konflikt-Gegner Völler zufrieden: "Mit Kramer haben wir - auch vor dem Hintergrund des bevorstehenden Karriereendes von Simon Rolfes - die Mannschaft auf einer sehr wichtigen Position im Mittelfeld auf Top-Niveau ergänzt", sagte der Sportdirektor. Sportlich waren Kramers Leistungen nach der WM durchwachsen. Nach dem denkwürdigen Finale, als er nach einem Zusammenprall mit Argentiniens Ezequiel Garay benebelt ausgewechselt worden war, spielte Kramer in Gladbach unbeständig. Bezeichnend war sein spektakuläres Eigentor gegen Borussia Dortmund aus 45 Metern.

Kramer spielte seit der Jugend für Bayer , schaffte aber zunächst nicht den Sprung in den Profikader. Von 2011 bis 2013 war er an Zweitligist VfL Bochum ausgeliehen, danach an Gladbach . Dort startete der Blondschopf durch, die Berufung ins WM-Team war der Lohn. "Ich bin in Mönchengladbach zum Nationalspieler geworden, dafür bin ich sehr dankbar", sagte Kramer: "Jeder einzelne kann sich darauf verlassen, dass ich alles tun werde, damit der Club auch nächste Saison wieder international spielt."

In den vergangenen Wochen redete sich Kramer aber um viele Sympathien. Zum Transfer-Hickhack kam eine erhöhte Medienpräsenz in Talksendungen und Rückblicken - die Konzentration aufs Kerngeschäft ließ spürbar nach. Das kann Kramer nun in Leverkusen ändern - er hat vier Jahre Zeit dazu.

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