"Dieses Spiel wird niemand verpassen"Wenn Bayern mal nicht der Favorit ist

Berlin. Am Freitag gegen 9.30 Uhr war die Stadt Berlin noch nicht wirklich im Spiel. Vielleicht lag es an der Hertha, die tags zuvor gegen Fortuna Düsseldorf (1:2) in der Relegation Richtung 2. Bundesliga taumelte. Vielleicht lag es aber auch an der Gewitter-schwangeren Schwüle, die die Stadt im Klammergriff hatte

Berlin. Am Freitag gegen 9.30 Uhr war die Stadt Berlin noch nicht wirklich im Spiel. Vielleicht lag es an der Hertha, die tags zuvor gegen Fortuna Düsseldorf (1:2) in der Relegation Richtung 2. Bundesliga taumelte. Vielleicht lag es aber auch an der Gewitter-schwangeren Schwüle, die die Stadt im Klammergriff hatte. Rund um den Kudamm war jedenfalls nichts zu spüren davon, dass tags darauf im Olympiastadion das DFB-Pokalfinale zwischen Meister Borussia Dortmund und Vizemeister Bayern München (20 Uhr/ZDF) die Massen elektrisieren soll. Kein Plakat, keine Fahne, kein Fan. Lediglich ein paar Spieler der Fortuna schlenderten in Trainingsanzügen über den Kudamm - um sich Schuhe zu kaufen.Dabei hat Dortmunds Trainer Jürgen Klopp von so einem Spiel "als Junge immer geträumt", wie er in schwarzem Anzug, schwarzem Hemd und schwarzer Krawatte gegen 13 Uhr im Presseraum des Olympiastadions erklärte: "Wir werden so auftreten, als wäre das Spiel Wembley oder Wimbledon oder sonstwas", redete er sich in Euphorie. "Das Spiel ist das Beste, was der deutsche Fußball zu bieten hat. Dieses Spiel wird niemand verpassen. Mehr kann Sport nicht bieten", erklärte er. Klopp will das erste Double für den BVB. "Nach 103 Jahren sind wir einfach mal dran", legte er nach.

Doch auch die anderen wollen: Bayern-Kapitän Philipp Lahm erklärte nur wenige Meter von Klopp und dem präsentierten Pott entfernt: "Wir haben vier Mal hintereinander gegen Dortmund verloren und wollen endlich wieder klarstellen, was hier in Deutschland los ist." Zwar brächte der 16. Cup-Sieg (18. Endspiel-Teilnahme) den Bayern die verlorene Meisterschaft nicht zurück. "Aber es geht um einen Titel, und wir wollen diesen Pokal", sagte Lahm und schaute die Trophäe an. Zumal den Münchnern ein Fehlschlag droht, wie sie ihn 1995/1996 erlebten, als sie letztmals zwei Jahre hintereinander keinen nationalen Titel holten. "Jetzt werden die Preise verteilt, da muss man da sein. Wir wollen Titel", postulierte Spielführer Lahm erneut, "denn wenn man beim FC Bayern keine gewinnt, war das keine gute Saison".

Meister wurde 1995 und 1996 der BVB. Die Bayern trösteten sich 1996 mit dem Uefa-Cup. Dieses Jahr könnte sich der FCB mit dem Champions-League-Titel trösten, doch das Finale in München kommende Woche Samstag gegen den FC Chelsea sei "noch weit weg", wie Bayern-Trainer Jupp Heynckes glaubhaft versicherte. Gegen Dortmund werde "jeder topmotiviert sein" - Chelsea hin oder her.

Welche Spieler die Trainer zu Beginn auf den Rasen der Tatsachen schicken, ließen sie offen. Verletzte gibt es keine Nennenswerten. Dem von einer Schambeinentzündung genesenen Mario Götze droht dennoch ein Platz auf der Bank. Es sei wahrscheinlicher, "dass Mario eingewechselt wird", sagte Klopp. Heynckes hat vor allem im Mittelfeld Optionen. Thomas Müller, Bastian Schweinsteiger, Luiz Gustavo, Toni Kroos - alle wollen, aber nur drei davon werden von Beginn an spielen. Darauf käme es letztlich auch nicht an, denn "in solch einem engen Spiel spielen simple Faktoren oft die größte Rolle", erklärte Heynckes. Damit meinte er wohl das Glück.

Die Bilanz spricht für die Bayern. Drei der vier Pokal-Duelle gewannen sie. Dagegen spricht, dass der BVB in dieser Pokalsaison noch kein Gegentor gefangen hat. Doch all das zählt am Samstag nicht mehr. Auch der Rasen im Olympiastadion bietet keine Ausrede: Unter dem Relegationsspiel hat er kaum gelitten. Dazu hat ihn die Berliner Hertha zu wenig beackert. Vielleicht ist die Stadt auch daher in einer Art Fußballstarre. Köln. Unbekannte gegen Rekord-Titelträger, hungrige Talente gegen erfahrene Nationalspielerinnen, Herausforderer gegen Titelverteidiger - die Rollen im 32. DFB-Pokalfinale der Fußballerinnen sind klar verteilt. Der mit zahlreichen Stars gespickte 1. FFC Frankfurt geht gegen Bayern München an diesem Samstag in Köln (16 Uhr/ZDF) als Favorit ins Duell um die elf Kilogramm schwere Silbertrophäe. Gleichwohl wollen die Bayern-Frauen den Grundstein für ein Novum in der deutschen Pokal-Historie legen. Gelingt ihnen der Sieg, können Philipp Lahm und Co. beim Berliner Cup-Finale gegen Borussia Dortmund vier Stunden später das erste "Club-Double" perfekt machen.

Für den ersten Erfolg bei ihrer dritten Finalteilnahme nach 1988 und 1990 beschwören die Bayerinnen sogar das Selbstbewusstsein der Vereinskollegen, in deren Schatten sie seit Jahren um Anerkennung ringen. "Wir haben auch eine Mia-san-Mia-Mentalität", sagt Managerin Karin Danner: "Die wollen wir gegen Frankfurt abrufen."

Karl-Heinz Rummenigge traut seinen Fußballerinnen den Coup zu. Es sei eine "wunderbare Sache" mit Frauen und Männern im Finale zu stehen. "Darauf können wir alle in unserem Club sehr stolz sein. Es zeigt, dass beim FC Bayern auch abseits der Lizenzspielerabteilung erstklassige Arbeit geleistet wird", betont der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern.

Die Frankfurterinnen bei ihrer zwölften Endspielteilnahme sind favorisiert, zumal Frankfurts Trainer Sven Kahlert fast nur international erfahrene Akteurinnen aufbieten kann. Bayern-Trainer Thomas Wörle muss auf den Erfolgshunger seiner Talente vertrauen. In Lena Lotzen (18 Jahre) und Torhüterin Kathrin Längert hat er nur zwei aktuelle deutsche Nationalspielerinnen im Team, muss zudem Petra Wimbersky und Julia Simic (beide Kreuzbandriss) ersetzen. dpa

"Wir wollen endlich klarstellen, was hier in Deutschland los ist."

Bayern-Kapitän Philipp Lahm zur derzeitigen Dortmunder Dominanz

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