LSVS-Finanzskandal „Die seelische Belastung ist groß“

Saarbrücken · Viele Mitarbeiter beim finanziell angeschlagenen Landessportverband bangen um ihren Arbeitsplatz.

 45 Stellen in Küche, IT, Reinigung, Buchhaltung, Geschäftsstellen, Handwerk und den Stabsstellen werden wegfallen.

45 Stellen in Küche, IT, Reinigung, Buchhaltung, Geschäftsstellen, Handwerk und den Stabsstellen werden wegfallen.

Foto: BeckerBredel

Gut ein Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LSVS erwartete am vergangenen Donnerstag die Mitglieder des Gesamtvorstands. Die stimmten über das Rettungskonzept ab – und am Ende mit deutlicher Mehrheit auch einem drastischen Arbeitsplatzabbau zu (wir berichteten). Die Delegation der Beschäftigten überreichte jedem Sitzungsteilnehmer eine Resolution für einen sogenannten Überleitungstarifvertrag. Damit soll sichergestellt werden, dass die derzeit 45 Kollegen, die künftig nicht mehr beim LSVS beschäftigt werden, nicht ins Bodenlose fallen.

„Es wird nur von den Zahlen gesprochen“, nicht von den Menschen“, sagte Thomas Schwarz, der Vorsitzende des Saarländischen Seglerverbandes. Er hatte vor 14 Tagen bereits gegen den Grundsatzentscheid des Sanierungskonzepts gestimmt, gehörte damals wie am Donnerstag aber zur Minderheit.

Viel Mut machten die warmen Worte nicht. „Ich bin über 60, hätte hier noch drei Jahre bis zur Rente. Wenn ich hier rausfliege, bekomme ich in meinem Alter auf dem Arbeitsmarkt doch nichts mehr“, sagte eine Mitarbeiterin. Seinen Namen nicht nennen wollte auch ein Kollege: „Wir haben alle hier unsere Arbeit gemacht. Alle haben für den Sport gelebt. Das ist vorbei. Ich werde auch meine Tätigkeit im Verein nach über 40 Jahren aufgeben. Egal, wie es weitergeht – ich habe den Glauben an den Sport verloren.“

Fast mit Händen greifbar ist die Angst, durch eine falsche Äußerung auch noch auf die „schwarze Liste“ der 45 zu kommen. Nur Pia Seel erzählt offen, wie es ihr und vielen anderen geht, die nicht wissen, was die Zukunft bringt. „Noch im Dezember hat der damalige Präsident Klaus Meiser gesagt, die Belegschaft müsse sich keine Sorgen machen. Und jetzt? Das ist ein Schlag ins Gesicht. Wir erfahren alles nur aus der Presse“, sagt die 54-jährige alleinerziehende Mutter, die seit 1989 beim LSVS arbeitet, „ich habe Angst. Die seelische Belastung ist groß. Das kann sich niemand vorstellen.“

45 Stellen in Küche, IT, Reinigung, Buchhaltung, Geschäftsstellen, Handwerk und den Stabsstellen werden wegfallen. Wer persönlich davon betroffen ist, ist zumindest öffentlich nicht bekannt. Die Gewerkschaft Verdi erwartet eine klare Positionierung der Politik. „Wir wollen, dass die Kolleginnen und Kollegen, die hier zur Kündigung anstehen, beim Land oder im öffentlichen Dienst übernommen werden“, sagte Verdi-Sprecherin Sabine Engelhardt-Cavelius, „ich erwarte vom Ministerpräsidenten, dass er da ganz klar Position bezieht. Es ist nur legitim, dass die, die für die Misere verantwortlich sind, nun auch die Menschen unterbringen.“ Die Gewerkschaft rechnet damit, dass bereits nach den Sommerferien die ersten Kündigungen verschickt werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssten dann zum Quartalsende im September gehen.

„Die Wut der Kollegen ist groß, weil sie ja immer ihre Arbeit gemacht haben“, sagte Engelhardt-Cavelius. Andere haben das offensichtlich nicht getan – weswegen auch das Innen- und Sportministerium von Minister Klaus Bouillon als Rechtsaufsicht in die Schusslinie geraten ist. „Unser primäres Ziel ist, dass die Kolleginnen und Kollegen weiter in Arbeit gebracht werden“, sagte Engelhardt-Cavelius und sprach sich für eine lückenlose Aufklärung der Vorgänge beim LSVS aus: „Es müssen auf allen Ebenen Konsequenzen gezogen werden.“

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