Die letzten 100 Meter waren zu lang

London. Lange, sehr lange sah es gut aus für Jochen und Martin Kühner vom Ruderverein Saarbrücken und ihre Hamburger Mannschaftsgefährten Lars Wichert und Bastian Seibt. Der deutsche Leichtgewichts-Vierer ohne Steuermann hatte in seinem Halbfinale auf der olympischen Regatta-Strecke von Eton-Dorney einen ordentlichen Start hingelegt

London. Lange, sehr lange sah es gut aus für Jochen und Martin Kühner vom Ruderverein Saarbrücken und ihre Hamburger Mannschaftsgefährten Lars Wichert und Bastian Seibt. Der deutsche Leichtgewichts-Vierer ohne Steuermann hatte in seinem Halbfinale auf der olympischen Regatta-Strecke von Eton-Dorney einen ordentlichen Start hingelegt. Bei allen Zwischenzeiten, nach 500, 1000 und 1500 Metern, lag der Vierer hinter der Schweiz und dem großen Goldfavoriten Großbritannien auf dem dritten Platz - der Platz, der reichen würde, um ins Finale einzuziehen. Auch 250 Meter vor dem Ziel sah es nach diesem Platz aus.Doch dann zündete das Boot der Niederlande plötzlich seinen Turbo. Jenes Boot, das nach 1500 Metern noch auf dem sechsten nd letzten Platz gelegen hatte. Es schoss an den Tschechen vorbei, es flog an den Amerikanern vorbei - und es kassierte kurz vor der Ziellinie auch noch das deutsche Boot mit den Kühner-Zwillingen und schnappte ihm den Finalplatz weg. Am Ende fehlten 0,73 Sekunden zum Endlauf. Besonders bitter: Im zweiten Finale war der Sieger Dänemark 1,5 Sekunden langsamer als die Deutschen. Bundestrainer Hartmut Buschbacher war sauer. "Auf den letzten 100 Metern muss man auch noch was aus den Armen holen, das können die anderen ja auch", sagte er der Nachrichtenagentur dapd.

Buschbacher hatte gestern genug Grund, sich zu ärgern. Neben dem Leichtgewichts-Vierer schieden vor mehr als 25 000 Zuschauern drei weitere Boote raus: der Doppelzweier der Frauen und überraschend auch der Männer-Doppelzweier, der ein Medaillenkandidat war. "Absolut enttäuschend, damit war gar nicht zu rechnen", beurteilte Buschbacher das Abschneiden von Eric Knittel und Stephan Krüger, "wir haben auf den letzten 300 Metern nicht genug Körner gehabt."

Lichtblicke waren die Auftritte der beiden Einerfahrer Marcel Hacker und Marie-Louise Dräger. Hacker musste sich nur dem Briten Alan Campbell geschlagen geben und zog ebenso ins Halbfinale ein wie Dräger, die früher mit Anja Noske vom Ruderverein Saarbrücken im Leichtgewichts-Doppelzweier saß und erst seit wenigen Monaten im schweren Einer rudert.

Dass sich Buschbacher heute auch ärgern wird, ist unwahrscheinlich: Im Finale der Flaggschiffe heute um 13.30 Uhr geht der Deutschland-Achter als großer Goldfavorit ins Rennen. Das Boot um Schlagmann Kristof Wilke aus Radolfzell ist seit 35 Rennen ungeschlagen. Trainer Ralf Holtmeyer sagte: "Wir sind kurz davor und wollen das Ding bei den Hörnern packen." mwe

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