Die große Ehrenrunde des Ivica Kostelic

Kitzbühel · Vergangene Woche Wengen, in dieser Woche Kitzbühel: Der schier unverwüstliche kroatische Ski-Rennläufer Ivica Kostelic dreht eine letzte Ehrenrunde im Weltcup.

Ivica Kostelic wartet nicht mal das Ende der Frage ab - seine Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen. "Zwölf rechts, zwei links." Nein, es handelt sich nicht um ein neues Strickmuster. Zwölf rechts, zwei links, zusammen 14 - das ist die Anzahl der Knieoperationen, die Kostelic bereits hinter sich hat. Er hat in den vergangenen knapp 18 Jahren alles getan für seine große Liebe, für den Ski-Rennsport, jetzt dreht er gerade eine Ehrenrunde. Station in dieser Woche: Kitzbühel .

"Es ist möglich", sagt der 35 Jahre alte Kroate, "dass ich die letzte Saison fahre." Die 14 Eingriffe fordern ihren Tribut. Vor allem das rechte Knie lässt Kostelic im Stich. Seit einer Operation im Frühjahr 2013 ist es instabil - ein "schreckliches Gefühl", wie er betont. Doch weil es seine große Liebe sei, "ist es nicht leicht, auf Wiedersehen zu sagen", sagte er.

Kostelic fährt seit 1998 im alpinen Weltcup mit. Er gewann Gold im Slalom bei der WM 2003 in St. Moritz, als ein Lausbub namens Felix Neureuther gerade sein internationales Debüt feierte. Es folgten viermal Silber bei Olympia, 26 Siege im Weltcup, der Gewinn des Gesamtweltcups 2011 und bei der WM 2013 in Schladming nochmal Silber in der Super-Kombination.

Kostelic und seine jüngere Schwester, die viermalige Olympiasiegerin Janica, schliefen früher im Auto und im Zelt, damit Vater Ante das wenige Geld für die Liftkarten ausgeben konnte. Ivica hat sich nach oben gekämpft, vor allem aber hat er sich immer wieder zurückgekämpft. Gleich dreimal erlitt er zwischen 1998 und 2001 einen Kreuzbandriss, nach der Rückkehr gewann er Ende 2001 den Slalom in Aspen - mit Startnummer 64.

In dieser Saison hat Kostelic weiter das Ziel, noch einmal auf dem Podest zu stehen. Vor einem Jahr in Wengen war ihm das mit Rang drei gelungen - in der Super-Kombination. Der Kroate ist ein Allrounder. Besser: war. Mittlerweile fährt er nur noch Slalom. Oder, wie am vergangenen Freitag in Wengen oder nun am Freitag in Kitzbühel , halt eben noch mal eine Super-Kombi. "Ich glaube, mit ein bisschen Glück habe ich in der Kombi noch eine Chance", sagt Kostelic.

Nach der vergangenen Saison hatte er seine letzte Operation, eine Infektion im Knie. Es war knapp, eine Amputation drohte. Kostelic fasste einen Entschluss: Er wollte das Loslassen lernen, sich von seiner großen Liebe distanzieren: "Ich habe mir gesagt, dass ich nochmal alle Weltcuporte als Rennläufer sehen will." Ob Kostelic nächste Woche auch nach Garmisch kommt? Eher unwahrscheinlich. Dort werden eine Abfahrt und ein Riesenslalom gefahren. Außerdem gibt es ja Wichtigeres: Im Mai 2014 heiratete er seine Elin, bald darauf kam Sohn Ivan zur Welt. Seit dessen Geburt, sagt Kostelic, gebe es "einen Menschen, den du mehr liebst als dich selbst".

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