Fußball-WM in Russland Das WM-Puzzle ist spannend wie nie

München · 100 Tage vor der WM in Russland hat Bundestrainer Joachim Löw eigentlich nur ein Sorgenkind: Manuel Neuer.

 Wann Manuel Neuer nach seiner Fuß-Operation wieder im Tor stehen wird, ist nach wie vor unklar. Dass er für die Weltmeisterschaft in Russland rechtzeitig fit wird, daran zweifelt (noch) niemand.

Wann Manuel Neuer nach seiner Fuß-Operation wieder im Tor stehen wird, ist nach wie vor unklar. Dass er für die Weltmeisterschaft in Russland rechtzeitig fit wird, daran zweifelt (noch) niemand.

Foto: dpa/Guillaume Horcajuelo

Die große WM-Bühne beim Workshop der Nationaltrainer in Sotschi überließ Joachim Löw zuletzt seinem Assistenten Thomas Schneider, stattdessen tüftelte der Bundestrainer im Verborgenen an seinen Russland-Plänen. 100 Tage vor Turnierbeginn werden seine Überlegungen immer konkreter, über allem steht die für Löw „historische Mission“, die Titelverteidigung. „Deutschland wird gejagt werden wie nie“, sagt Löw.

Die rachedurstigen Brasilianer, Mitfavoriten wie Frankreich, Spanien oder Argentinien, auch die Gruppengegner Mexiko, Schweden und Südkorea – „sie alle wollen uns, den Weltmeister, unbedingt schlagen“, sagt Löw. Deshalb hat er im Ringen um die 23 Kaderplätze für die Endrunde (14. Juni bis 15. Juli) „den härtesten Konkurrenzkampf, den wir je erlebt haben“, ausgerufen.

Und der ist zehn Wochen vor der Bekanntgabe des vorläufigen Aufgebots am 15. Mai im Fußballmuseum Dortmund längst voll entbrannt. Gestandene Weltmeister, Confed-Cup-Sieger und U21-Europameister – das Reservoir an Klassespielern ist so groß wie wohl nie zuvor in der Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Doch ausgerechnet Kapitän Manuel Neuer, einer von sechs, sieben „Unantastbaren“ in Löws Kaderplanung, bereitet der sportlichen Leitung die größten Sorgen.

Dass der Weltmeister die letzten Länderspiele vor der Nominierung des vorläufigen Aufgebots am 23. und 27. März gegen Spanien in Düsseldorf und Brasilien in Berlin nach seiner Fuß-Operation verpassen wird, ist längst klar. Doch ein Comeback-Termin Neuers beim FC Bayern ist noch immer nicht absehbar. Dennoch geht er davon aus, „dass ich bei der WM im Tor bin“. Und auch Löw sowie Bayern-Trainer Jupp Heynckes sind „felsenfest“ von Neuers WM-Teilnahme überzeugt.

Während Kronprinz Marc-André ter Stegen, der beim FC Barcelona eine starke Saison spielt, als Ersatz bereitstünde, herrscht in den anderen Mannschaftsteilen fast ein Überangebot. In der Innenverteidigung bedrängen Niklas Süle oder Antonio Rüdiger das Weltmeister-Duo Jérôme Boateng und Mats Hummels. Im Mittelfeld haben die Stammspieler Toni Kroos und Sami Khedira im wieder erstarkten Ilkay Gündogan einen weiteren Konkurrenten bekommen.

Und im Angriff hat Löw mit dem lange verletzten, jetzt aber stark aufspielenden Marco Reus eine Option mehr. Am vergangenen Samstag überzeugte sich der Bundestrainer beim Topspiel zwischen RB Leipzig und Reus’ Dortmundern (1:1) höchstpersönlich vom Leistungsstand des 28-Jährigen, dem Vernehmen nach war er „sehr angetan“.

Härtefälle wird es auf jeden Fall geben. Was wird in der Offensive aus dem schwächelnden Timo Werner? Ist Sandro Wagner auch als Edelreservist beim FC Bayern noch interessant? Oder zieht Löw den wiedererstarkten Mario Gomez vor, der den VfB Stuttgart zum Ligaverbleib schießen dürfte. Mario Götze, Leroy Sané, Julian Brandt – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Einzig auf der Linksverteidiger-Position scheint die Besetzung mit dem Saarländer Jonas Hector klar, auch wenn er mit dem 1. FC Köln wohl aus der Bundesliga absteigen wird. Der zweite Saarländer im erweiterten Kader, Torhüter Kevin Trapp, muss auch wegen seltener Spielpraxis bei Paris St. Germain bangen.

Nach der Kader-Bekanntgabe reist die Mannschaft am 23. Mai ins Trainingslager nach Eppan in Südtirol, am 2. Juni findet in Klagenfurt gegen Österreich der vorletzte WM-Test statt. Das Kandidaten-Casting endet zwei Tage später, wenn Löw sein endgültiges, 23-köpfiges Aufgebot melden muss. Dieses bestreitet am 8. Juni gegen Saudi-Arabien in Leverkusen die WM-Generalprobe.

 Joachim Löw hat ein großes Ziel: die historische Titelverteidigung.

Joachim Löw hat ein großes Ziel: die historische Titelverteidigung.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Am 12. Juni bezieht der Weltmeister sein WM-Quartier in Watutinki nahe Moskau. Fünf Tage später startet die DFB-Mannschaft in der russischen Hauptstadt gegen Mexiko in die Gruppenphase. Die weiteren Spiele in der Vorrunde finden am 23. Juni in Sotschi gegen Schweden und am 27. Juni in Kasan gegen Südkorea statt. „Wir gehen das Turnier mit aller Konzentration, mit aller Kraft an, die uns zur Verfügung steht“, sagt Löw: „Wir wollen da unbedingt erfolgreich sein.“

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