Dänische Fußballzwerge im Konzert der Größten

Kopenhagen. Die Fans der "Wild Tigers" sind wohl schon das Wildeste, was Dänemarks international komplett unerfahrener Fußballmeister FC Nordsjælland zur Champions-League-Premiere aufbieten kann

Kopenhagen. Die Fans der "Wild Tigers" sind wohl schon das Wildeste, was Dänemarks international komplett unerfahrener Fußballmeister FC Nordsjælland zur Champions-League-Premiere aufbieten kann. Wenn der kleine Vorstadtclub aus Farum bei Kopenhagen heute Abend in der Ukraine gegen die vor allem aus Brasilien zusammengekaufte Millionen-Truppe von Schachtjor Donezk aufläuft, erwartet daheim niemand ein Wunder.Dass man plötzlich dabei ist in der Liga der allergrößten Namen, ist für die Dänen schon das Wunder. Niemand stört, dass man gegen die anderen noch übermächtiger scheinenden Gruppengegner Juventus Turin und den FC Chelsea möglicherweise ein blaues Wunder erleben muss. Für Nordsjælland ist Dabeisein alles.

40 "Wild Tigers" reisen nicht etwa mit nach Donezk, sondern versammeln sich brav in der "FCN Bar" im eigenen Stadion. Das hat gerade mal Platz für 9800 Zuschauer und eine buchstäblich kriminelle Geschichte: Groß geworden ist der FCN durch den fußballverrückten Farum-Bürgermeister Peter Brixtofte, der 2006 für Mafia-Methoden beim Stadionbau und beim Angeln von Clubsponsoren zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde.

Nach dieser unsauberen Starthilfe arbeitete sich der Verein im dänischen Fußball langsam an die Spitze. In der vergangenen Saison gelang der große Coup gegen den sonst in Dänemark unangefochten dominierenden FC Kopenhagen. Der neue Trainer Kasper Hjulmand holte mit seiner Truppe aus Unbekannten den ersten Meistertitel.

"Seit der Minute, als wir das geschafft haben, beschäftigt mich die Champions League", sagte Hjulmand. Heimische Experten halten den 40-Jährigen für den Schlüssel zum Erfolg. Glück kam dazu, denn erstmals ist ein dänischer Meister automatisch für die europäische Königsklasse qualifiziert. Vom in der Qualifikation gescheiterten Rivalen FC Kopenhagen borgt sich der Vorstadtverein jetzt das vier Mal größere Stadion und auch Fachpersonal für die Heimspiele.

"Wir wollen Europa zeigen, dass wir es weit bringen können", meinte Nationalspieler Kasper Lorentzen. Seinen Namen kennen nur wenige, im Gegensatz zu dem von Andreas Laudrup. Er ist der Sohn des hoch verehrten Michael Laudrup. dpa

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