Für Tony Martin zählt nur Gold
Valkenburg. Bradley Wiggins und Fabian Cancellara verzichten auf den hügeligen Ritt durch die Ardennen, für Tony Martin zählt deshalb nur der Titel. "Mit dem dezimierten Fahrerfeld bin ich sicherlich der Topfavorit. Alle Erwartungen unter Gold wären fehl am Platze", sagt der vor Selbstbewusstsein strotzende Titelverteidiger
Valkenburg. Bradley Wiggins und Fabian Cancellara verzichten auf den hügeligen Ritt durch die Ardennen, für Tony Martin zählt deshalb nur der Titel. "Mit dem dezimierten Fahrerfeld bin ich sicherlich der Topfavorit. Alle Erwartungen unter Gold wären fehl am Platze", sagt der vor Selbstbewusstsein strotzende Titelverteidiger. Heute nimmt der amtierende Weltmeister das 46,3 Kilometer lange Einzelzeitfahren als Letzter in Angriff.Auch wenn die mit drei giftigen Anstiegen gespickte Strecke durch die niederländische Grenzregion Limburg nicht gerade Martins Lieblingskurs ist, wähnt er sich hundertprozentig bereit, erneut ins Regenbogentrikot zu fahren. Die Goldmedaille soll auch für eine von Pech und Verletzungen überschattete Saison entschädigen. Für Teamkollege Tom Boonen ("Er ist eine Maschine") und Belgiens Radsport-Legende Eddy Merckx ist er ohnehin Goldanwärter Nummer eins.
Neben den Amerikanern Taylor Phinney und Tejay van Garderen dürfte auch der erst im August von seiner Dopingsperre zurückgekehrte Alberto Contador zu den Favoriten zählen. "Alberto ist immer für eine Überraschung gut", sagt Martin. Dass ihm ausgerechnet der nicht erst seit seiner Dopingsperre umstrittene Contador den WM-Titel streitig machen könnte, ist für den gebürtigen Cottbuser kein Problem. Er sieht den Fall des Spaniers differenzierter, spricht von "dubiosen Umständen" und einem "großen Fragezeichen" hinter dem Fall. Der 27-Jährige spielt dabei offenbar darauf an, dass in Contadors Probe erst durch ein verfeinertes Analyseverfahren des Kölner Anti-Doping-Labors Spuren von Clenbuterol gefunden worden waren.
Das Dauerthema wäre allerdings auch ohne die Rückkehr von Contador bei der WM in Valkenburg allgegenwärtig. Dafür sorgen allein der sich wie Kaugummi hinziehende Fall Lance Armstrong und die Pläne von Weltverbands-Präsident Pat McQuaid, geständigen Dopingsündern Straffreiheit zu gewähren. "Das hört sich absurd an. Ich brauche da genauere Informationen, auf welche Vergangenheit sich das bezieht", sagte Martin, als er mit dieser Idee konfrontiert wurde: "Kann jetzt jemand kommen und sagen: Ich habe vor drei Wochen gedopt und ein Rennen gewonnen. Entschuldigung?"
Martin will diese Nebengeräusche heute für ein paar Stunden ausblenden. Viel wichtiger ist ihm, dass er ohne Sturz durchkommt und das Material hält. Nachdem ihn bei der Tour de France zwei Mal ein Plattfuß ereilte, nimmt er den Kampf gegen die Uhr mit einem neuen Reifenmodell in Angriff. dapd
Foto: afp
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Auf einen Blick
Judith Arndt hat im letzten Einzelzeitfahren ihrer Karriere die Goldmedaille gewonnen. Bei der Straßenrad-WM in Valkenburg benötigte die Leipzigerin für die 24,3 Kilometer 32:26 Minuten und war damit 33 Sekunden schneller als die Amerikanerin Evelyn Stevens. Linda Villumsen aus Neuseeland gewann Bronze.
Am Samstag bestreitet die 36-Jährige als letzten Wettkampf das Straßenrennen. "Ich einer Woche bin ich ein anderer Mensch. Ich will kein Drama machen, es wird kein Abschiedsrennen geben", sagte die Olympiazweite im Zeitfahren, die ab 2013 in Melbourne mit einem Soziologie- und Kulturwissenschafts-Studium beginnen will. "Ich hatte keine Lust mehr auf diesen Druck. Ich wollte mich nicht mehr jeden Tag quälen", nannte die Straßen-Weltmeisterin von 2004 die Gründe für ihren Rückzug. dapd/dpa