Bingham ist nach Karriere-Ende wieder obenauf

Saarlouis. Eine scheinbar zierliche junge Dame schlurft, die Kapuze über den Kopf gezogen, durch die dunkle, frühabendliche Kälte zur Saarlouiser Stadtgartenhalle. In der gut beheizten Sportstätte taut ihr frierender Körper langsam auf, sie streift die Kapuze ab, und man merkt - zierlich ist anders. Candyce Bingham ist 1,85 Meter groß und eine durchtrainierte Basketballspielerin

Saarlouis. Eine scheinbar zierliche junge Dame schlurft, die Kapuze über den Kopf gezogen, durch die dunkle, frühabendliche Kälte zur Saarlouiser Stadtgartenhalle. In der gut beheizten Sportstätte taut ihr frierender Körper langsam auf, sie streift die Kapuze ab, und man merkt - zierlich ist anders.

Candyce Bingham ist 1,85 Meter groß und eine durchtrainierte Basketballspielerin. Das sieht man sofort. Ganz dem Klischee folgend erscheint die 23 Jahre alte US-Amerikanerin in weiten Trainingshosen und dicken Turnschuhen zum Interviewtermin.

Seit etwa einer Woche gehört sie offiziell zum Kader der Saarlouis Royals, dem deutschen Basketball-Meister und Pokalsieger. Heute Abend wird sie im Europapokal erstmals für ihr neues Team auflaufen. Saarlouis spielt in der Runde der letzten 32 um 20.30 Uhr beim belgischen Vertreter Dexia Namur, nahe Charleroi.

Über einen Agenten wurde der Kontakt zum Saarlouiser Trainer René Spandauw hergestellt, der über die Neue sagt: "Mit ihr sind wir noch tiefer besetzt und sollten eine noch schnellere Spielweise entwickeln können. Sie wird Brittany Wilkins ersetzen." Die hatte sich an der Bandscheibe verletzt und wird länger ausfallen.

Candyce Bingham, die aus Louisville im US-Bundesstaat Kentucky stammt, beendete eigentlich vor sechs Monaten ihre Basketball-Karriere. Damals stand sie im erweiterten Kader des WNBA-Teams San Antonio Silver Stars, wurde dann aber doch nicht in die Profimannschaft übernommen. "Das war sehr frustrierend. Ich wollte nicht mehr spielen, hatte eine Art Basketball-Burnout", berichtet die junge Sportlerin, "aber schon bald habe ich gemerkt, dass es ohne Basketball auch nicht geht. Und ich hatte wieder Lust, zu spielen."

Die Motivation steigt mit jeder Trainingseinheit bei ihrem neuen Team - und das sind derzeit mit bis zu drei an einem Tag nicht wenige: "Ich bin zwar erst seit ein paar Tagen hier, aber es fühlt sich schon an wie zwei Wochen. Aber es macht mir sehr viel Spaß. Ich mag die Mannschaft und die Trainer", fügt Bingham lachend an.

Die harten Trainingseinheiten helfen ihr auch, Gefühle wie Heimweh auf die lange Bank zu schieben. "Das wird sicherlich noch kommen. Derzeit bin ich sehr auf den Grund meines Aufenthalts konzentriert: Basketball spielen." Und damit möchte sie in diesem Jahr noch viel erreichten: "Ich will mich persönlich wie auch sportlich weiterentwickeln und mit den Royals die Meisterschaft gewinnen."

In etwa einer Woche bezieht "Candy", wie sie von ihren Mannschaftskameradinnen genannt wird, eine Wohnung. Bis dahin wohnt sie mit Gillian d' Hondt, einem weiteren Winter-Neuzugang der Royals, im Hotel. "Wir verstehen uns sehr gut. Sie ist erfahrener als ich und hilft mir sehr. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie hier machen würde", gesteht die studierte US-Amerikanerin (Bachelor der Psychologie an der University of Louisville).

"Ich wollte nicht mehr spielen, hatte eine Art Basketball-

Burnout."

Candyce Bingham,

Neuzugang der Saarlouis Royals

Hintergrund

Die Saarlouis Royals haben die K.o.-Runde des Europapokals erreicht. Der Gegner in der Runde der letzten 32 ist allerdings kein unbekannter. Dexia Namur konnten die Royals in einem Testspiel im Sommer 2009 mit 75:72 schlagen. Trainer René Spandauw kennt die Mannschaft und ist trotz eines Trainerwechsels optimistisch: "Ich halte den Einzug ins Achtelfinale für lösbar." zen

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort