Briatore ist nach "K.-o.-Sieg" auf "Diät"

Hamburg. Flavio Briatore verzichtete aus Diät-Gründen auf den Champagner. Seinen Gegnern war nicht nach Feiern zumute

Hamburg. Flavio Briatore verzichtete aus Diät-Gründen auf den Champagner. Seinen Gegnern war nicht nach Feiern zumute. "Die Lebenssperre des Formel-1-Betrügers Flavio Briatore ist aufgehoben, der Sport stürzt ins Chaos", kommentierte die britische Zeitung "The Sun" gestern das Urteil des "Tribunal de Grande Instance" in Paris, das die Verbannung des Italieners aus dem Motorsport für unzulässig erklärt hatte. Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone fürchtet nun: "Diese Sache ist noch nicht vorbei." Mit der Rückkehr des ehemaligen Renault-Teamchefs Briatore, dem vorgeworfen wird, den Unfall des damaligen Renault-Piloten Nelson Piquet Jr. in Singapur 2008 angewiesen zu haben, rechnet Briatore-Kumpel Ecclestone nicht.

Briatore nutzte die Gelegenheit und rechnete im "Corriere dello Sport" mit Ex-Fia-Präsident Max Mosley ab. "Erst hatte Mosley versucht, mir die Weltmeisterschaft zu nehmen - erst mit Michael Schumacher, dann mit Fernando Alonso - und dann wollte er mich mit dieser Geschichte zerstören", behauptete der 59-Jährige. Trotz des Jubels über den für ihn glücklichen Ausgang habe er keine Schampus-Flasche aufgemacht. "Nein, ich habe eine Cola aufgemacht. Ich bin auf Diät", meinte "K.-o.-Sieger" Briatore.

Dem Motorsport-Weltverband Fia dürfte das Urteil noch lange schwer im Magen liegen. Der Weltrat der Fia hatte bei der Entscheidung zur Sperre lebenslangen Briatores von einem Regelverstoß von "beispielloser Schwere" gesprochen. Die Sperre, die der Weltrat am 21. September 2009 verhängte, habe solange Bestand, bis eine mögliche Berufung gegen das jetzige Urteil geklärt ist, hieß es vom Verband.

Fakt ist: Eine Aussage über die Schuldfrage Briatores machte das Pariser Gericht nicht. "Die Anschuldigung gegen Briatore, einem jungen Fahrer befohlen zu haben, einen Unfall zu bauen, wurden nicht entkräftet. Der Richter konzentrierte sich allein darauf, wie Briatores Sperre zu Stande gekommen war", kommentierte der "Daily Telegraph". Hart ins Gericht ging "La Gazzetta dello Sport" mit den Richtern, die die Beweislage unter anderem für zu dünn hielten: "Der erste Prozess war eine Farce." Ähnlich sah es "The Independent" und nannte das Urteil "schockierend". Aus Sicht der "Times" erlebte die Fia ein "böses Erwachen" zum Jahresbeginn. "Briatore gewinnt immer. Das Urteil aus Paris lässt die Anwälte der Fia lächerlich erscheinen", befand "El Mundo" aus Spanien.

Eine Rückkehr an den Kommandostand, an dem Briatore Michael Schumacher und Fernando Alonso zu WM-Titeln mitgeführt hatte, erscheint dennoch schwer vorstellbar. "Briatore kann in die Formel 1 zurückkehren, falls ihn irgendein Team unter Vertrag nehmen will oder er selbst zum Besitzer eines Rennstalls wird", meinte "El País": "Die Last der Verantwortung, den Unfall von Piquet angeordnet zu haben, um 2008 in Singapur den Sieg von Fernando Alonso zu erreichen, wird ihn aber verfolgen. Davon hat ihn die ordinäre Justiz nicht freigesprochen."

Neben Briatores Ausschluss wurde auch die fünfjährige Sperre gegen den damaligen Chefingenieur des Renault-Teams, Pat Symonds, vom Pariser Gericht aufgehoben. Briatore bekam zudem 15 000 Euro Entschädigung zugesprochen, Symonds 5000. "Flavio Briatore hat sieben Leben", kommentierte die Zeitung "Marca". dpa

"Flavio Briatore hat sieben Leben."

Die spanische Sportzeitung "Marca"

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