Krankheiten prägten die Saison der Biathletin Kann Dahlmeier unter Druck wieder glänzen?

Östersund · Nach einer holprigen Saison mit vielen Krankheiten wartet bei der WM die wohl größte Herausforderung.

  Gewehr schultern und los: Laura Dahlmeier will vorne landen.

Gewehr schultern und los: Laura Dahlmeier will vorne landen.

Foto: AP/Lubos Pavlicek

Laura Dahlmeier hatte sich besonders dick eingepackt, als sie das erste Mal zum Schießstand lief. Bei eisigen Temperaturen von minus 9,4 Grad und Sonnenschein absolvierte die Doppel-Olympiasiegerin ihr erstes Training bei der Biathlon-WM in Östersund. Nach zuletzt vielen gesundheitlichen Problemen wollte die siebenmalige Weltmeisterin vor dem Auftakt an diesem Donnerstag (16.15 Uhr/ARD und Eurosport) mit der Mixedstaffel nichts riskieren und schützte sich mit einem roten Schlauchtuch über den Kopf vor der schwedischen Kälte.

„Mein Ziel ist es, dass ich wieder ganz vorne mit ankomme“, sagte Dahlmeier. Dabei liegen wohl die schwersten Monate der Karriere hinter ihr. Im Oktober hatte die Garmisch-Partenkirchnerin notgedrungen eine Zwangspause verkündet – weil gar nichts mehr ging. Der Körper des zierlichen Kraftpakets streikte, die Belastungen waren zu hoch, die Rückschläge häuften sich. Einem Unfall mit dem Mountainbike folgten in der Vorbereitung eine Weisheitszahn-Operation und ein langwieriger Infekt. Kontinuierliches Training? Unmöglich!

Nachdem sie gleich fünf Rennen zum Saisonstart verpasst hatte, meldete sich die Ausnahmekönnerin im Dezember auf Anhieb mit einem zweiten Platz in Nove Mesto zurück, kurz darauf folgte in Antholz der erste und bislang einzige Saisonsieg. Nur acht Mal war Dahlmeier in 18 Saisonrennen am Start, doch an ihrer Rolle als WM-Mitfavoritin zweifelt niemand.

An Östersund hat Dahlmeier beste Erinnerungen. Zum Saisonauftakt gewann sie 2016 das Einzelrennen und holte erstmals in ihrer Laufbahn das Gelbe Trikot der Gesamtweltcup-Führenden. Bis zum Ende des Winters behielt sie es und holte die große Kristallkugel. Diese Trophäe ist Dahlmeier fast genauso viel wert wie ihre zwei Olympiasiege 2018 in Pyeongchang oder ihre einzigartige Bilanz bei Weltmeisterschaften.

Nicht nur, dass sie 2017 in Hochfilzen mit fünfmal Gold und einmal Silber in sechs Rennen eine ganz besondere Bestmarke aufstellte, saisonübergreifend holte sie in elf WM-Rennen nacheinander immer Edelmetall. Immer wenn Dahlmeier in den vergangenen Jahren unter Druck stand, brillierte sie, zeigte am Schießstand ihre Nervenstärke und in der Loipe ihren Kampfeswillen. Und obwohl sie schon alles gewonnen hat, arbeitet sie weiter hart an sich, feilt an vielen Details, die andere als Kleinigkeiten sehen würden.

Wo Dahlmeier kurz vor dem Saisonhöhepunkt im Vergleich zu Top-Athletinnen wie Dorothea Wierer aus Italien oder der Finnin Kaisa Mäkäräinen steht, lässt sich nach ihren Pausen nur schwer abschätzen. „Im Rückblick betrachtet, war es natürlich schon ein schwieriges Jahr mit Höhen und Tiefen“, sagte Dahlmeier und ergänzte: „Ich bin einfach nicht so belastungsverträglich wie sonst und damit auch ein bisschen anfälliger für Infekte.“ Daraus habe sie aber gelernt: „Ich muss einfach die Pausen annehmen, die mir mein Körper vorgibt.“ Und dieses Motto gilt auch für die anderen deutschen Medaillenhoffnungen wie Olympiasieger Arnd Peiffer oder Sprint-Weltmeister Benedikt Doll, auch für sie werden die richtige Belastungssteuerung und Einsatzkonzeption entscheidend sein.

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