Angeschlagener Hambüchen bleibt Chef der „Invaliden-Truppe“

Stuttgart · Kleinere Verletzungen zwangen Fabian Hambüchen zu besonderen Maßnahmen. Seine Führungsposition im deutschen Turnen unterstrich er aber auch bei der zweiten WM-Qualifikation am Samstag in Stuttgart.

Drei Tage nach seiner harschen Verbalattacke an "verkrusteten Strukturen und Denkmustern" im deutschen Sport hat Fabian Hambüchen seine Position als Anführer der Turn-Riege untermauert. Mit 88,050 Punkten brachte der Mehrkampfmeister fast drei Punkte zwischen sich und den Rest des Feldes und ließ trotz einiger Blessuren keine Zweifel an seinen WM-Ambitionen. "Jetzt ist erst einmal alles gesagt. Jetzt haben wir ein anderes Ziel, das ist die WM. Alles andere können wir danach gerne intensiver besprechen", erklärte der deutsche Rekordmeister.

Zwei Risse an der Innenseite des Bizeps zwangen den 27 Jahre alten Hessen, seine Barrenübung umzustellen. "Wir sind momentan eine echte Invalidentruppe. Wir müssen schauen, dass jeder heil bleibt", sagte er. Andreas Bretschneider verletzte sich in Stuttgart ein halbes Jahr nach Achillessehnenriss am Finger der linken Hand und musste in ein Krankenhaus. Dagegen unterstrich Marcel Nguyen seine Genesungs-Fortschritte nach Kreuzbandriss an fünf Geräten. Beim Länderkampf in einer Woche in Dessau will er erstmals auch wieder am Boden starten.

In Sachen Verbandskritik blieb der Hesse auch in Stuttgart hart. Erneut sei für die Sportler nicht alles optimal verlaufen. "Getränke und Obst waren da, das war super. Sitzmöglichkeiten waren aber nicht gegeben", bemängelte er wie nach den Meisterschaften in Gießen. "Warum schafft man es, bei kleinsten, popeligen Ligawettkämpfen zwei Bänke hinzustellen, wo sich beide Mannschaften hinsetzen können? Wir waren 13 Leute, das ist doch überschaubar", übte er erneut Kritik.

Der Lenkungsstab des Deutschen Turner-Bundes gab im Nachgang gestern sein Aufgebot für die WM in Glasgow bekannt. Zu den bereits im Vorfeld nominierten Hambüchen, Nguyen, Andreas Toba und Andreas Bretschneider wurden Sebastian Krimmer, Philipp Herder und Christopher Jursch benannt. Dabei erfolgte die Nominierung des am Fuß verletzten Krimmer laut Bundestrainer Andreas Hirsch "unter Vorbehalt". Mit diesen sieben Turnern wird am 10. Oktober in Dessau der Länderkampf gegen Südkorea und die Schweiz bestritten. TG-Saar-Turner Waldemar Eichorn der im Mehrkampf Fünfter wurde (82,90), ging damit ebenso leer aus wie Ex-Europameister Matthias Fahrig aus Halle/Saale.

Unkompliziert gestaltet sich die WM-Nominierung der Frauen. Wie schon in Gießen war Meisterin Elisabeth Seitz auch in Stuttgart mit 56,450 Punkten die Beste. Seitz hatte Cheftrainerin Ulla Koch wie Sophie Scheder (55,450) und die Saarländerin Pauline Schäfer vom TV Pflugscheid-Hixberg (55,200) schon nominiert. Zudem werden Lisa-Katharina Hill, Leah Grießer und Pauline Tratz dabei sein.

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