Champions League Alarmstimmung beim kriselnden BVB

London · Der Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund liegt nach der 0:3-Lehrstunde bei Tottenham am Boden.

 Enttäuscht verlassen die Dortmunder das Spielfeld im Wembleystadion. In der Mitte Unglücksrabe Achraf Hakimi.

Enttäuscht verlassen die Dortmunder das Spielfeld im Wembleystadion. In der Mitte Unglücksrabe Achraf Hakimi.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Die verbitterten Mienen im Anschluss an die Lehrstunde von Wembley verrieten mehr als tausend Worte. Vereinsboss Hans-Joachim Watzke suchte wortlos das Weite, Trainer Lucien Favre wirkte mächtig zerknirscht. Der für einen Bundesliga-Tabellenführer unwürdige Auftritt beim 0:3 (0:0) bei Tottenham Hotspur glich in der zweiten Halbzeit einer Demontage. Im ersten Frust über erneut naive Abwehrpatzer schlug Roman Bürki Alarm. „Wir können nicht dagegenhalten“, klagte der Torhüter von Borussia Dortmund: „Wir setzen uns zu wenig durch und müssen rigoroser verteidigen. Das fängt schon im Training an. Das müssen wir auf jeden Fall verbessern.“

Der lange Zeit souveräne Bundesliga-Tabellenführer ist mächtig aus dem Tritt geraten. Mehr noch als beim Aus im DFB-Pokal gegen Werder Bremen (2:4 im Elfmeterschießen) oder dem denkwürdigen 3:3 gegen 1899 Hoffenheim bekam der BVB im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League binnen acht Tagen die Grenzen aufgezeigt. Für den anstehenden Kampf um die Meisterschaft verheißt das wenig Gutes. „Es war eine sehr schmerzhafte Niederlage. Das ist heute ein Abend, an dem wir ein bisschen knabbern werden“, bekannte Lizenzspieler-Chef Sebastian Kehl und bezeichnete die Ausgangslage für das Rückspiel am 5. März als „sehr bescheiden“.

Nach passabler erster Halbzeit lud der BVB den bis dahin biederen Gegner förmlich zum Toreschießen ein. Dieses Angebot nahmen Heung-Min Son (47. Minute), Jan Vertonghen (83.) und Fernando Llorente (86.) gerne an. Vor allem der eigentlich hochtalentierte Achraf Hakimi erwischte einen bitteren Abend. Beim 0:1 leistete sich der Leihspieler von Real Madrid einen Ballverlust in der Gefahrenzone, beim 0:2 war er ebenfalls nicht auf der Höhe. Die Freude an seinem 39. Geburtstag war Kehl vergangen: „Einige Spieler sind untergetaucht. Wir haben uns so ein bisschen ergeben.“

Die anhaltende Instabilität stimmt alle Beteiligten nachdenklich. Schließlich musste der BVB bereits zum dritten Mal in Serie drei Gegentreffer hinnehmen. Gleichwohl versuchte Trainer Favre dem Abwärtstrend nicht zu viel Bedeutung beizumessen: „Ich mache mir keine Sorgen. Solche Phasen gehören in einer Saison dazu.“ Ähnlich sah es Kehl: „Natürlich ist in der Mannschaft Enttäuschung zu spüren. Dennoch lassen wir uns nicht von unserem Weg abbringen und werden uns wieder berappeln, weil wir in dieser Saison schon so viel Positives erlebt haben.“

Der einstige BVB-Profi verwies auf die Ausfälle von Leistungsträgern wie Marco Reus, Manuel Akanji, Lukasz Piszczek, Julian Weigl und Paco Alcácer. „Uns fehlen einfach die Stabilisatoren. Das ist ein Substanzverlust, den man der Mannschaft anmerkt“, klagte Kehl. Auch in der Partie am kommenden Montag (20.30 Uhr) beim 1. FC Nürnberg wird Favre improvisieren müssen. Reus und Akanji stehen für die Partie definitiv noch nicht zur Verfügung.

Als Mutmacher für den FC Bayern und den FC Schalke, die es in der kommenden Woche im Achtelfinale des Wettbewerbs mit Liverpool und Manchester City und damit ebenfalls mit Mannschaften aus der Premier League zu tun bekommen, taugte der Auftritt der Borussia nicht. „Wir müssen sehr schnell wieder in die Spur finden“, sagte Mario Götze und versprühte Zweckoptimismus: „Zu Hause ist alles möglich. Da sind wir eine Macht.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort