Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken Mit „psychischem Rucksack“ ins Viertelfinale

Saarbrücken · Drittligist 1. FC Saarbrücken gibt sich im Saarlandpokal keine Blöße. Viele Verletzte, Verteidiger Erdmann offenbar vorerst außen vor.

Die FCS-Spieler Julian Günther-Schmidt, Sebastian Jacob, Marius Köhl und Tobias Jänicke (von links) freuen sich über ein Tor gegen Jägersburg.

Die FCS-Spieler Julian Günther-Schmidt, Sebastian Jacob, Marius Köhl und Tobias Jänicke (von links) freuen sich über ein Tor gegen Jägersburg.

Foto: Andreas Schlichter

Am Donnerstag um 11.11 Uhr begann in Köln die fünfte Jahreszeit. Wenig später verabschiedete Uwe Koschinat, der in der Domstadt lebende Trainer des Fußball-Drittligisten 1. FC Saarbrücken, sich und seine Spieler in eine dreitägige Pause. Erst am Montag beginnt dann die Vorbereitung auf das nächste Liga-Spiel beim SC Verl (19. November, 19 Uhr in Lotte).

Die kurze Pause scheint zum richtigen Moment zu kommen. Sturmtank Adriano Grimaldi laboriert an einer Sehnenreizung im Fuß, wann er zurückkehrt, ist offen. Robin Scheu und der irgendwie dauerverletzte Sebastian Bösel werden von muskulären Problemen geplagt. Torhüter Jonas Hupe wird aufgrund einer Meniskusverletzung am Montag operiert, und beim 4:0 (3:0) im Saarlandpokal beim FSV Jägersburg zog sich Linksverteidiger Mario Müller eine Kapselverletzung zu.

Doch es sind nicht nur die körperlichen Wehwehchen, die den FCS plagen. Die massive Kritik aus der Anhängerschaft nach den Leistungen gegen Waldhof Mannheim (0:1) und vor allem gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:2) hat in den Köpfen Spuren hinterlassen. Nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch beim Auftritt in Jägersburg manifestierte sich der noch andauernde Groll der Fans. „Eure Leistung. Eine Schande“ war auf einem Spruchband zu lesen. „Wir haben aktuell schon einen psychischen Rucksack zu tragen“, sagte Koschinat, „wir hatten gegen Lautern eine historische Chance, dass die Leute noch in 20 Jahren sagen, dass war die Truppe und der Trainer, die den FCK damals im voll besetzten Ludwigspark geschlagen haben.“ Chance vertan.

Marius Köhl, der für seine guten Trainingsleistungen in den letzten Wochen mit einer Startelfchance belohnt wurde, brachte den FCS beim Oberligisten früh in Führung. Sebastian Jacob und Tobias Jänicke machten mit weiteren Treffern bis zur Pause den Sack schon zu, ehe Julian Günther-Schmidt für den in Bestaufstellung angetretenen Favoriten den 4:0-Endstand markierte. „Wir haben engagiert gespielt, aber wir müssen jetzt auch so weitermachen. Fokussiert auf unsere Leistung“, sagte Günther-Schmidt, „wir müssen besser machen, was wir in den letzten zwei Wochen haben vermissen lassen.“

Auch die Pokal-Pressekonferenz des FCS sorgte für Gesprächsstoff. Darin erläuterte Koschinat unter anderem, dass er seinem 31-jährigen Kapitän Manuel Zeitz nicht mehr zutraut, dauerhaft die körperlich intensiven Aufgaben im defensiven Mittelfeld zu bewältigen und er ihn darum in weiter in der Innenverteidigung sieht. Dort sei Rasim Bulic trotz enormer Fortschritte aber derzeit ebenso kein Thema wie Dennis Erdmann. Der saß auch am Mittwoch nur auf der Bank.

„Ich war davon überzeugt, dass dieser Spieler uns helfen kann – vor der Saison“, so Koschinat, „jetzt musste ich beobachten, dass uns der Spieler nicht mehr hilft.“ Der Umgang des Vereins mit Erdmann wirft viele Fragen auf. Erst stellt man sich vor den Spieler und bestreitet jedwede rassistische Äußerung (Erdmann soll Spieler des 1. FC Magdeburg beleidigt haben). Dann nimmt man das Urteil des DFB-Sportgerichtes an, um eine Reduzierung der Strafe um zwei Spiele zu erwirken. Erdmann kommt in Halle 45 Minuten zum Einsatz, patzt und ist seither kein Thema mehr. „Ich habe versucht, ihn nach der schweren Zeit ins kalte Wasser zu werfen, in der Überzeugung, dass sein Charakter und seine Haltung so stark sind“, sagte Koschinat, der mit Erdmanns Trainingsleistung eben nicht zufrieden ist: „Da muss sein Invest auf dem Trainingsplatz über längere Zeit hoch sein.“ Klingt, als sei eine Trennung im Winter nicht unmöglich.

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