6:0 bei Schachtjor Donezk Bei den Fohlen platzt der Knoten

Mönchengladbach · Gala-Vorstellung von Borussia Mönchengladbach beim 6:0 gegen Schachtjor Donezk in der Champions League.

 „Das weiße Ballett“ – so wurde in den 50ern und 60ern Real Madrid ob seiner überragenden Spielkunst unter Alfredo di Stefano genannt. Am Dienstagabend verdiente sich Borussia Mönchengladbach mit dem dreifachen Torschützen Alassane Pléa (Vierter von rechts) diesen Beinamen für 90 Minuten. 

„Das weiße Ballett“ – so wurde in den 50ern und 60ern Real Madrid ob seiner überragenden Spielkunst unter Alfredo di Stefano genannt. Am Dienstagabend verdiente sich Borussia Mönchengladbach mit dem dreifachen Torschützen Alassane Pléa (Vierter von rechts) diesen Beinamen für 90 Minuten. 

Foto: dpa/Efrem Lukatsky

Alassane Pléa holte nach dem „perfekten Abend“ erst einmal den Filzstift raus. Mit dem Spielball unter dem Arm ging der Dreifach-Torschütze durch die Kabine und ließ das Erinnerungsstück von jedem Mitspieler signieren. „Es war für mich ein toller Abend. Ich bin glücklich“, sagte der Franzose, der nach Borussia Mönchengladbachs furiosem 6:0 (4:0) bei Schachtjor Donezk vom Tor- zum Autogrammjäger mutierte.

Pléa, in Gladbach nur „Lasso“ genannt, stand mit seiner Leistungsexplosion sinnbildlich für das gesamte Team: Bei den Fohlen ist endlich der Champions-League-Knoten geplatzt – und das mit einem lauten Knall. „Die Hälfte ist gespielt, und wir grüßen von oben“, sagte Trainer Marco Rose stolz. Vor Real Madrid und vor Inter Mailand geht die Borussia als Tabellenführer in die Königsklassen-Pause, die K.o.-Runde ist in greifbarer Nähe.

Kein Wunder, dass Erinnerungen an die großen 70er-Jahre mit Günter Netzer, Jupp Heynckes und Co. wach wurden. Einen höheren Auswärtssieg etwa hatte Borussia im Europapokal zuletzt auf Island beim 7:0 gegen IBV Vestmannaeyjar gefeiert – im September 1973. Drei Tore in der Fremde waren vor Pléa international nur zwei Fohlen gelungen: Eben Heynckes, sogar drei Mal in den 70ern. Und dem aktuellen Kapitän Lars Stindl 2017 in Florenz.

Doch längst läuft in Gladbach eine neue, eigene Zeitrechnung. Der erstmalige Einzug in die K.o.-Runde der Champions League würde das zementieren. Rose warnte allerdings vor zu großer Euphorie. „Wir dürfen das Ergebnis genießen, klar. Aber im Grunde genommen haben wir noch nichts erreicht“, sagte er: „Die drei Spiele, die jetzt noch kommen, werden alles entscheiden. Ich glaube jetzt schon zu wissen, dass Schachtjor in drei Wochen in Mönchengladbach völlig anders auftreten wird.“

Auch Rio-Weltmeister Christoph Kramer befürchtet, dass Real, Inter und auch Schachtjor die Borussia nun nicht mehr unterschätzen werden. „Das wird allen drei Mannschaften nicht noch einmal passieren. Wir müssen auf der Hut sein“, sagte der Defensivspieler. Fünf Punkte hätten im Vorfeld aber „alle unterschrieben“, meinte Kramer. Dabei war gegen Real und Inter (je 2:2) sogar noch mehr drin.

Mann des Abends war aber Pléa, der nun ebenso im europäischen Schaufenster steht wie der gegen Real zweimal erfolgreiche Marcus Thuram. Die beiden Franzosen seien „gute Jungs, die auch privat einen guten Umgang haben“, sagte Rose, der aber „keine Riesenstory“ aus seinem Sturm-Duo machen wollte. Kein Wunder, schließlich will Rose seine Torjäger gerne über das Saisonende hinaus behalten.

Pléas Höhenflug machte jedenfalls Mut, auch für das Bundesliga-Topspiel bei Bayer Leverkusen am Sonntag. 2019 hatte Pléa dort beim 1:0-Sieg den einzigen Treffer erzielt. „Lassos Formkurve ist ansteigend. Wir wissen, dass er ein wichtiger Spieler für uns ist, weil er die Qualitäten hat, außergewöhnliche Dinge zu machen“, sagte Rose. So wie am Dienstag in Kiew.

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