Wenn Stefan Gemmel vorliest, werden Buchfiguren lebendig

Saarbrücken. Wenn Stefan Gemmel aus einem seiner zahlreichen Kinderbücher vorliest, werden die Protagonisten seiner Geschichten lebendig. Da brummt und quietscht, krächzt und knarrt es, dass es nur so kracht. Stillsitzen kommt dem Vorleser Gemmel dabei freilich nicht in den Sinn. Literatur nämlich, so will er den Kindern vermitteln, ist eine unglaublich lebendige Angelegenheit

 Stefan Gemmel beherrscht die Kunst, Kinder für Bücher zu begeistern. Foto: Gemmel

Stefan Gemmel beherrscht die Kunst, Kinder für Bücher zu begeistern. Foto: Gemmel

Saarbrücken. Wenn Stefan Gemmel aus einem seiner zahlreichen Kinderbücher vorliest, werden die Protagonisten seiner Geschichten lebendig. Da brummt und quietscht, krächzt und knarrt es, dass es nur so kracht. Stillsitzen kommt dem Vorleser Gemmel dabei freilich nicht in den Sinn. Literatur nämlich, so will er den Kindern vermitteln, ist eine unglaublich lebendige Angelegenheit.Mit Büchern wie "Keine Angst, kleiner Hase", "Was ist los mit Marie?" oder "Der Fresskönig" hat sich Stefan Gemmel längst einen festen Platz auf dem deutschen unter internationalen Kinderliteraturmarkt gesichert. Mit Veröffentlichungen in insgesamt 16 Sprachen ist der in Morbach im Hunsrück geborene Geschichtenerfinder der meistübersetzte Schriftsteller in Rheinland-Pfalz. Im Saarland ist Stefan Gemmel seit vielen Jahren regelmäßig auf Lesetournee unterwegs - unter anderem auf Einladung des Friedrich-Bödecker-Kreises, der in Schulen und Kindergärten zahlreiche Vorlesestunden mit renommierten Autoren organisiert. Wie schafft man es, sich als Erwachsener so in Kinder hineinzudenken, dass man Geschichten schreiben kann, die junge Leser begeistern? "In mir selbst steckt noch ganz viel Kind", verrät Stefan Gemmel. Bobby-Car-Rennen fahren gehört zu seinen besonderen Steckenpferden, wobei Gemmel am liebsten gegen seine beiden Töchter antritt.

Auch die Internetseite des Autors zeigt sein besonderes Gespür für das, was Kinder interessiert. So lernt man unter www.stefan-gemmel.de etwa seine beiden Haustiere, die Kornnattern "Schnürsenkel" und "Doppelknoten" kennen, erfährt Stefan Gemmels Lieblingsfarbe ("kunterbunt") und seinen Spitznamen "Blubb" samt Erklärung ("weil ich mal der beste Schwimmer in der Schule war"). Unter "Hobbys" führt er an erster Stelle "Lesungen halten" an. Denn das Vorlesen ist für den 41-Jährigen eine besonders reizvolle Sache, was seinem Publikum nicht verborgen bleibt. In diesem Jahr wurde Stefan Gemmel vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels zum "Lesekünstler des Jahres" gekürt. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit der "lebendigen Erzählweise" und "pädagogischen Kompetenz", dank derer Gemmel "selbst große Gruppen von 200 Kindern" in seinen Bann ziehe.

Welche Tipps hat der "Lesekünstler des Jahres" für Amateurvorleser wie Eltern, Lehrer und Erzieherinnen? "Das Wichtigste ist es, den Spaß an einem Text glaubhaft zu vermitteln", antwortet Gemmel. "Wenn ich keine Lust habe vorzulesen, merken Kinder das sofort. Außerdem ist es wichtig, einen Bezug zum Text herzustellen, damit die Kinder merken, dass es beim Vorlesen um sie geht." Dann seien Kinder seiner Erfahrung nach durchaus für Literatur empfänglich - allen Unkenrufen von der leseunlustigen jungen Generation zum Trotz. Weil er sich vorbildlich für die Leseförderung einsetzt, erhielt Gemmel 2007 das Bundesverdienstkreuz. 37 Jahre alt war er damals und ist damit einer der ganz wenigen, denen diese Ehre bereits in jungen Jahren zuteil wurde. Vielleicht revanchiert sich der Kinderbuchautor durch seine eifrige Unterstützung der Leseförderung ja für seine eigene "Verwandlung" vom Nicht- zum Vielleser. Die habe er seiner früheren Deutschlehrerin zu verdanken, erzählt Gemmel. Durch seine Aufsätze auf den Siebtklässer aufmerksam geworden, weckte sie sein Interesse an den Fantasiewelten der Bücher. Damit ist Stefan Gemmel selbst das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnt, die Leseförderung in Schulen voranzutreiben.

stefan-gemmel.de

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