E Handvoll Lehme - Mundarttext des Monats von Helga Schneider

Bosen. Das Gedicht wurde ausgewählt, so die saarländische Schriftstellerin Karin Klee, eine Sprecherin der Gruppe, weil es mundartsprachlich gekonnt und inhaltlich reich an innerer wie äußerer Erfahrung ist

 Helga Schneider. Foto: VA

Helga Schneider. Foto: VA

Bosen. Das Gedicht wurde ausgewählt, so die saarländische Schriftstellerin Karin Klee, eine Sprecherin der Gruppe, weil es mundartsprachlich gekonnt und inhaltlich reich an innerer wie äußerer Erfahrung ist.Zu dem ausgezeichneten Text schreibt die Homburger Autorin Relinde Niederländer: "In ihrem Gedicht "E Handvoll Lehme" beschreibt Helga Schneider in lyrischer Bildhaftigkeit, dass Neugestaltung aus Vergänglichkeit, ja auch aus Zerstörung hervorgehen kann. In einfühlsamer Betrachtung thematisiert sie Steine (Wacke), die aufgrund langzeitiger klimatischer Verhältnisse dem unaufhörlichen Zerfallsprozess ausgesetzt sind. Die daraus entstandene Materie "Lehme, wääch wie Grumbeerbrei" lässt sie auf gedankliche Art zur Substanz unseres Seins werden. Lehm erscheint als etwas Filigranes, die Natur bleibt indessen schöpferisch ungerührt von Feinheit und Sensibilität. Das Gedicht löst beim Leser mit voller Absicht einen Prozess des Fragens und Weiterdenkens aus, umso mehr, als Helga Schneider in ihrer unnachahmlich einfühlsamen und eindringlichen Sprache beobachtet und nicht kommentiert."

Die Bosener Gruppe ist ein Zusammenschluss von Sprach-Künstlern, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hohe literarische Wertigkeit und Ausdruckskraft der regionalen Dialektsprache ins allgemeine Bewusstsein zu rufen. red

E Handvoll Lehme

Helga Schneider

E Handvoll Lehme

aus de Lehmekaut.

Wacke warns,

wo Hitz un Kelt

un Wind un Wasser

un winzischklääne Werzelcher

wer wääß wie lang

wer wääß wie oft

feinfitzelisch vemahl hann.

E Handvoll Lehme,

wääch wie Grumbeerbrei

in deine große Hänn,

hoscht Mensche draus gemacht -

un hie un do

wer wääß warum

e Wackebrocke

ninngeknet

fers Herz.

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