Wasserpreis: Versäumnis oder Nachholbedarf?

Dillingen. Die Stadtwerke Dillingen haben zum 1. Januar den Grundpreis für Trinkwasser von 3,00 Euro auf 7, 95 Euro angehoben, um die Investitionskosten in das Wasserwerk Nord abzudecken (die SZ berichtete). Gleichzeitig wurde der Arbeitspreis um 0,10 Euro pro Kubikmeter auf 1,55 Euro gesenkt. Im nächsten Jahr soll der Grundpreis weiter auf 9,95 Euro steigen

Dillingen. Die Stadtwerke Dillingen haben zum 1. Januar den Grundpreis für Trinkwasser von 3,00 Euro auf 7, 95 Euro angehoben, um die Investitionskosten in das Wasserwerk Nord abzudecken (die SZ berichtete). Gleichzeitig wurde der Arbeitspreis um 0,10 Euro pro Kubikmeter auf 1,55 Euro gesenkt. Im nächsten Jahr soll der Grundpreis weiter auf 9,95 Euro steigen.

Das entspricht einer Preissteigerung von insgesamt 232 Prozent in drei Jahren, rechnet Leserreporter Rudolf Laux aus Diefflen vor. Das empfindet er als "unverhältnismäßig", die Begründung wenig nachvollziehbar: "Dass die Anlagen im Wasserwerk Nord allein auf Grund ihres Alters saniert werden müssen, war langfristig vorhersehbar und die Kosten betriebswirtschaftlich einplanbar." Spätestens seit Inkrafttreten der verschärften Trinkwasserverordnung 2001 hätte den Verantwortlichen klar gewesen sein müssen, dass akuter Handlungsbedarf besteht, meint Laux. "Es entsteht der Eindruck, dass Versäumnisse mit völlig überzogenen Preissteigerungen auf die Kundschaft abgewälzt werden sollen."

Arno Minn, Geschäftsführer der Stadtwerke Dillingen (SWD), spricht von einem "Nachholbedarf". Auf Erhöhungen sei lange Zeit verzichtet worden, man habe sich jahrelang bemüht, eine Lösung für die überschrittenen Grenzwerte im Trinkwasser anders als durch neue Anlagen zu realisieren. Das Gesundheitsamt Saarlouis erteilte immer wieder zeitlich begrenzte Ausnahmegenehmigungen, eine generelle wurde aber abgelehnt. Denn das Problem bestehe darin, dass die Grenzwerte deutlich überschritten werden können, wenn eines der drei Wasserwerke, aus denen das Wasser der Dillinger gemischt wird, einmal ausfalle.

"Das Problem ist, dass die Wassersparte nicht kostendeckend arbeitet. Auch ohne die notwendigen Maßnahmen hätten wir den Wasserpreis erhöhen müssen", erklärt Minn. Deshalb habe man keine kaufmännischen Rücklagen bilden können, mit denen die Investitionen finanziert werden könnten. Durch die Wettbewerbssituation im Strom- und Gasbereich können auch Gewinne aus diesen Sparten nicht mehr wie früher auf die Wassersparte umgelegt werden, erläutert Minn.

Die Maßnahme muss laut Minn mit einem Kredit von mehreren Jahren Laufzeit finanziert werden. "Dann muss wenigstens die Erhöhung der Preise in einem Zeitraum umgelegt werden, der auch der Finanzierung der Maßnahmen entspricht", fordert Leserreporter Laux.

Er ärgert sich auch über die neue Gewichtung in der Struktur des Wasserpreises. Künftig wächst der monatliche, verbrauchsunabhängige Grundpreis, der Preis pro Kubikmeter verbrauchtem Frischwasser dagegen fällt. Laux: "Dadurch geht der ökologisch sinnvolle Anreiz zum sparsamen Umgang mit Trinkwasser verloren."

Den Tipp für diesen Artikel bekamen wir von Leser-Reporter Rudolf Laux aus Diefflen. Haben Sie Spannendes zu berichten oder besondere Fotos? Schicken Sie uns alles: Sprachnachricht, SMS/Fax oder MMS mit Foto an (0681) 59 59 800, Mails an leser-reporter@sol.de.

Meinung

Wasser sparen wird teurer

Von SZ-Redaktionsmitglied

Nicole Bastong

Je mehr Wasser wir sparen, desto mehr müssen wir dafür bezahlen. Das ist der Schluss, den Verbraucher aus der aktuellen Preispolitik der Wasserwerke ziehen müssen: Der Trend geht dazu, den Grundpreis anzuheben und den Arbeitspreis zu senken. Das bedeutet konkret, dass die Menge des verbrauchten Wassers auf der Rechnung kaum noch eine Rolle spielt. Der Grund für diese Entwicklung: Die Bürger sparen an der wertvollen Ressource Wasser, die Betriebs- und Wartungskosten für Wasseraufbereitung und Leitungsnetze aber bleiben hoch und müssen abgedeckt werden. Eine Preispolitik, die nachvollziehbar, aber schwer vermittelbar ist. Und zudem ein ökologisch falsches Signal sendet: Nämlich, dass sich Wasser sparen nicht lohnt.

Hintergrund

Wasserpreise sind schlecht vergleichbar, weil sich die Gewichtung der einzelnen Komponenten unterscheidet: In der Regel setzt sich der Wasserpreis zusammen aus einem verbrauchsunabhängigen Grundpreis und einem verbrauchsabhängigen Arbeitspreis. Die Höhe legt der Versorger fest.

Dazu kommen die vom Wasserverbrauch abhängigen Abwasserkosten. Die legen die Gemeinden fest, wobei ihnen ein Teil dieser Kosten vom Entsorger EVS vorgegeben ist. nic

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