Vielfalt ist willkommen

Saarbrücken/ Spiesen-Elversberg. Warum es so wichtig ist, dass mehr Menschen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst arbeiten, begründete Gaby Schäfer, die Integrationsbeauftragte der Landesregierung, gestern in Spiesen-Elversberg so: "Der öffentliche Dienst ist für alle da, deshalb ist es auch wichtig, dass er alle repräsentiert

 Auch die saarländische Polizei profitiert von den Kompetenzen der Kollegen mit Migrationshintergrund. Die Familie von Polizeioberkommissar Seyfi Turan stammt aus der Türkei. Foto: Oliver Dietze

Auch die saarländische Polizei profitiert von den Kompetenzen der Kollegen mit Migrationshintergrund. Die Familie von Polizeioberkommissar Seyfi Turan stammt aus der Türkei. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken/ Spiesen-Elversberg. Warum es so wichtig ist, dass mehr Menschen mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst arbeiten, begründete Gaby Schäfer, die Integrationsbeauftragte der Landesregierung, gestern in Spiesen-Elversberg so: "Der öffentliche Dienst ist für alle da, deshalb ist es auch wichtig, dass er alle repräsentiert. Wir wollen, dass sich dort alle wieder finden und verstanden fühlen."Der vierte Integrationskongress stand unter dem Motto "Interkulturelle Öffnung" in Bezug auf Wirtschaft, Verwaltung, Vereine und Verbände. Rund 200 Teilnehmer waren ins Zentrum für Freizeit und Kommunikation gekommen. Schäfer sprach in ihrer Eröffnungsrede von einer Willkommensgesellschaft. "Die zeichnet sich aus durch Toleranz, Anerkennung und Teilhabemöglichkeiten."

Im Bundesvergleich scheint das Saarland bei dieser Thematik nicht schlecht abzuschneiden: Wie das Statistische Bundesamt auf SZ-Anfrage mitteilte, haben 10,23 Prozent der Angestellten im öffentlichen Dienst im Saarland einen Migrationshintergrund. Im gesamten Bundesgebiet sind es 9,86 Prozent. In Zahlen heißt das: Von 6,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst bundesweit, haben 641 000 einen Migrationshintergrund. Im Saarland sind es 9000 von insgesamt 88 000 Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Die Zahlen beruhen auf dem Mikrozensus 2011. Das Bundesamt verweist darauf, dass die Zahlen nicht absolut genau sind.

Die Integrationsbeauftragte Schäfer sieht Statistiken ebenfalls skeptisch, freut sich aber dennoch über das Ergebnis. Zahlen in den einzelnen Berufen, bei Polizei oder Stadtverwaltung, sind nicht zu ermitteln. Eine Tendenz lasse sich dennoch erkennen, erklärt Veronika Kabis, Leiterin des Zuwanderungs- und Integrationsbüros der Stadt Saarbrücken: "Die Stadt als Arbeitgeber beschäftigt mehr Auszubildende mit Migrationshintergrund als noch vor einem Jahr. Vor allem in den klassischen Verwaltungsberufen." Es gebe auch Strategien, um genau diese Zielgruppe zu werben. Doch sei es grundsätzlich schwierig, junge Menschen für Verwaltungsberufe zu begeistern. Die saarländische Polizei profitiert von den Kompetenzen der Kollegen mit Migrationshintergrund: Sie kennen kulturelle Besonderheiten und Denkmuster ihres Herkunftslandes. Wie das Innenministerium mitteilte, wirke sich das in Einsätzen mit Landsleuten positiv aus.

"Gerade viele Menschen mit Migrationshintergrund tragen mit ihren exzellenten akademischen Abschlüssen zum Wachstum unserer Gesellschaft bei", sagte Heidrun Schulz von der Regionaldirektion der Agentur für Arbeit gestern. Die Integration in den Arbeitsmarkt sei eine Kernaufgabe der Integrationspolitik. "Denn die Teilhabe am Erwerbsleben bedeutet nicht nur wirtschaftliche Eigenständigkeit, sondern auch aktive Teilnahmen an der Gesellschaft", betonte Schulz. Das Land brauche die ausländischen Mitarbeiter auch als Fachkräfte, erklärte Geschäftsführer bei ThyssenKrupp Fördertechnik Franz Wolpers.

Jeder sechste Saarländer kommt heute aus dem Ausland oder hat Eltern, die im Ausland geboren sind. Zu dieser Gruppe gehört auch Rasim Akkaya, Landes-Vorsitzender der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB). Auf dem Integrationskongress erklärte er, die interkulturelle Öffnung sei auf einem guten Weg. Ein Problem hat der Jurist jedoch mit den Begriffen Migrationshintergrund oder Migrationserfahrung: "Ich bin hier aufgewachsen. Ich bin Saarländer", sagte er in der Diskussionsrunde. "Immer wenn ich mit diesen Begriffen konfrontiert werde, denke ich, ich bin vielleicht doch kein Saarländer. Aber das sollte selbstverständlich sein."

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