Ticken Wasseruhren falsch?

Völklingen. Der Hahn ist zugedreht. Aber die Rädchen am Zähler rotieren weiter, sekundenlang. Tickt die Wasseruhr falsch, misst sie mehr, als verbraucht wird - und treibt so beim Kunden die Gebühren in die Höhe? Diesen Eindruck bekam, wer sich jüngst eine Reportage des privaten Fernsehsenders Sat 1 ansah. Oder Anfang April eine RTL-Sendung

 Wasserzähler kommen fertig geeicht vom Hersteller - unser Archivbild entstand bei der Firma Zenner, die die Messgeräte bis vor einigen Jahren in Saarbrücken produzierte. Foto: Bilderwerk

Wasserzähler kommen fertig geeicht vom Hersteller - unser Archivbild entstand bei der Firma Zenner, die die Messgeräte bis vor einigen Jahren in Saarbrücken produzierte. Foto: Bilderwerk

Völklingen. Der Hahn ist zugedreht. Aber die Rädchen am Zähler rotieren weiter, sekundenlang. Tickt die Wasseruhr falsch, misst sie mehr, als verbraucht wird - und treibt so beim Kunden die Gebühren in die Höhe? Diesen Eindruck bekam, wer sich jüngst eine Reportage des privaten Fernsehsenders Sat 1 ansah. Oder Anfang April eine RTL-Sendung. Um Mess-Ungenauigkeiten auf die Spur zu kommen, zapfte ein Experte, den die TV-Leute angeheuert hatten, Wasser in ein Gefäß auf einer geeichten Waage. Das Wiege-Resultat stellte er der Wasseruhr-Anzeige gegenüber - und die war stets höher. Bei einem Völklinger Beispiel-Haushalt, den das Sat 1-Team vorstellte, betrug die Differenz bis zu 14 Prozent.Anlass für den Völklinger Norbert Schreiner, die eigene Wasseruhr unter die Lupe zu nehmen. 15 Mal hat er Wasser laufen lassen, jeweils verschiedene Mengen, und den Zähler mit Argusaugen beobachtet. Als Ergebnis schildert er in einem Brief an die SZ, "dass die sichtbare Drehanzeige des Schaufelrades in der Wasseruhr bis zu 14 Sekunden nach dem Verbrauchsende noch nachlief". Der Zähler zeige zu hohe Verbrauchswerte an, vermutet Schreiner - und das bedeute überhöhte Gebühren, "sprich Abzocke".

Schreiner hat seinen Verdacht auch dem Wasserversorger mitgeteilt. Und postwendend Antwort bekommen. In dem Brief - er liegt der SZ vor - erläutert Martin Tabellion, Geschäftsführer der Stadtwerke Völklingen Netz GmbH, zunächst Grundsätzliches zur Messtechnik. Eine "Nachlaufkontrolle", so Tabellion weiter, beweise keine Falschmessung; sie könne aber darauf hinweisen, dass man den Zähler überprüfen solle. Eben das bietet er Schreiner an: Wenn er zweifle an der korrekten Funktion des Wasserzählers, könne man diesen austauschen und "durch eine staatlich zugelassene Prüfstelle" kontrollieren lassen.

Und die Kosten dafür? Nach den üblichen Spielregeln, sagt Tabellion auf SZ-Nachfrage, müsse derjenige zahlen, der nicht Recht hat. Der Kunde, falls das Labor den verdächtigen Zähler für intakt befindet. Die Stadtwerke, falls das Gerät defekt ist. Rund 60 Euro koste die externe Prüfung, 72 Euro der Aus- und Einbau durch die Stadtwerke. Die hauseigene Arbeit, fügt Tabellion an, würde er in kritischen Fällen dem Kunden nicht belasten, "im Sinne der Aufklärung". "Ich will, dass wir vernünftige Messtechnik im Netz haben", betont er. Und sollte es - wider Erwarten, defekte Zähler seien sehr selten - ein "systematisches Problem" geben, "würde ich das bei unseren Lieferanten geltend machen"; die Zähler kämen nämlich mit Beglaubigung und fertig geeicht vom Hersteller. Die technischen Regeln, sagt Tabellion, sähen zwar gewisse Toleranzen vor; aber beim "Nachlaufen" dürfe nicht mehr als 0,5 Prozent Mehrverbrauch angezeigt werden.

Norbert Schreiner trifft sich jetzt mit einem Stadtwerke-Mitarbeiter zum Ortstermin. Seine Skepsis bleibt.

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