Erneut an der Sparschraube gedreht

Tholey · 210 000 Badegäste und 45 000 Besucher der Sauna verbucht das Schaumbergbad der Gemeinde Tholey durchschnittlich pro Jahr. Diese Zahlen können sich sehen lassen, doch belastet ein Defizit von einer Million Euro die Kasse der Kommune. Mit verkürzten Öffnungszeiten und neuen Verträgen mit den Dienstleistern soll weiter Geld gespart werden.

 Obwohl das Tholeyer Schaumbergbad gut besucht ist, verursacht es ein jährliches Defizit von einer Million Euro. Archiv-Foto: atb

Obwohl das Tholeyer Schaumbergbad gut besucht ist, verursacht es ein jährliches Defizit von einer Million Euro. Archiv-Foto: atb

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"Dieser Punkt verfolgt uns seit vier Jahren", sagte Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU ) während der Gemeinderatsitzung mit Blick auf die Tagesordnung. Dort standen unter Punkt zehn die Stichworte "Optimierungsmaßnahmen" und "Schaumbergbad".

Das 1994 eröffnete Schwimmbad ist ein beliebtes Ausflugsziel in der Gemeinde, aber "der größte Verlustbetrieb, den wir haben", sagte Schmidt. Das Bad verursacht ein jährliches Defizit von einer Million Euro . "Auf Dauer sind wir nicht in der Lage, diesen Betrag auszugleichen", betonte der Bürgermeister. Zumal bis 2020 die Gemeinde 2,4 Millionen Euro dauerhaft einsparen muss, das sind jährlich 240 000 Euro . Die angespannte Haushaltssituation, das Minusgeschäft beim Schaumbergbad - all das ist und war nichts Neues für die Räte. In den zurückliegenden vier Jahren hat die Gemeinde immer wieder Änderungen am Bad vorgenommen, um Kosten zu senken oder beispielsweise durch höhere Eintrittspreise mehr Geld in die Kasse zu bekommen.

Damit war Tholey durchaus erfolgreich: 2011 wurden 131 888 Euro eingespart, 2012 knapp 100 000 Euro , 2013 rund 46 000 Euro und 2014 rund 134 000 Euro . "Insgesamt haben wir bisher 411 580 Euro im Bad eingespart", summierte Schmidt. Das sei eine gute Leistung. Doch noch nicht genug.

Deshalb hatte die Gemeinde die Unternehmensberatung Altenburg damit beauftragt, in einem Gutachten mögliche weitere Sparpotenziale aufzuzeigen. Die Ergebnisse wurden im April während einer Ratssitzung vorgestellt (wir berichteten). Nun galt es für die Räte, die damals erläuterten Vorschläge auf den Weg zu bringen.

Kürzere Öffnungszeiten, höhere Eintrittspreise , neue Verträge mit Dienstleistern - das sind die drei Säulen, die auf Dauer das Defizit des Bades verringern sollen. Nach Einschätzung der Verwaltung können kommendes Jahr 131 000 Euro gespart werden. Ohne Diskussionen segneten die Räte die Veränderungen ab.

"Künftig werden wir am Morgen eine halbe Stunde später öffnen und abends jeweils eine Stunde früher schließen", fasste Schmidt die neuen Öffnungszeiten zusammen. Am Montag öffne das Bad sogar erst um 15.30 Uhr. "Die Besuche sind tagsüber derart schlecht, dass es fast nicht zu rechtfertigen ist, das Bad jeden Tag komplett zu öffnen", erläuterte der Verwaltungschef. Durchschnittlich besuchen 210 000 Gäste im Jahr das Erlebnisbad, in der Sauna sind es 45 000. Letztere zähle laut Schmidt zu den preisgünstigsten landesweit. Aus diesem Grund sollen der Eintrittspreis ab 1. Januar um einen Euro erhöht werden. Dadurch verspricht sich die Verwaltung Mehreinnahmen von 35 000 Euro . Erfolg hatten die Verantwortlichen auch bei Verhandlungen mit der Firma, die für die Reinigung verantwortlich ist, sowie bei der Firma, die sich um die Betriebsführung kümmert. Im Fall letzterer wurden die Betriebsführungskosten ab 1. Oktober um 26 000 auf 290 000 Euro jährlich gesenkt. Die Reinigungskosten schlagen ab 1. Januar jährlich mit 235 000 Euro statt bislang 265 000 Euro zu Buche (Ersparnis: 30 000 Euro ).

Gastronomie auf Prüfstand

Andreas Türk, Fraktionssprecher der SPD , zeigte sich zufrieden mit der Optimierung, die nun gestartet werden. Allerdings wünsche er sich die Umsetzung weiterer Vorschläge aus dem Altenburg-Gutachten und sprach die Privatisierung der Gastronomie an. "Wir geben der Gastronomie noch ein Jahr Zeit. Schauen, wie sich das entwickelt", erklärte Schmidt. Mit rund 100 000 Euro hatte die Gastronomie bislang zum jährlichen Defizit des Schaumbergbades beigetragen. Allerdings berichtete der Bürgermeister Positives. Änderungen wie verkürzte Öffnungszeiten oder eine verkleinerte Speisekarte haben im Gastro-Bereich bereits gegriffen. Von Januar bis Ende September liegt das Minus bei 36 000 Euro , bis Jahresende werden es etwa 50 000 Euro sein. Somit habe sich das Defizit halbiert, rechnete Schmidt vor. Gleichzeitig stimmte er mit Türk überein, dass dies nur ein erster Schritt sein kann. "Am Ende muss die schwarze Null stehen."

Um die Zukunft des Schaumbergbades zu sichern, stimmte der Rat auf Anregung des Bürgermeisters auch dafür, einen Brief an den neuen Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) zu schreiben. Darin soll die Situation geschildert und der Vorschlag zu einem Landesbäderkonzept geäußert werden.

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