Erfolgreiche Benefizaktion in St. Wendel Gulasch für den guten Zweck – Voller Einsatz für den kranken Felix (mit Bildergalerie)

St. Wendel · Das Motto der Benefizaktion in St. Wendel lautete „1000 Portionen für Felix“. Am Ende wurden 900 verkauft. Ein erster Kassensturz ergab eine Spendensumme von etwa 15.500 Euro. Der Erlös ist für Familie Cullmann aus Bubach bestimmt. Ihr vierjähriger Sohn leidet an der seltenen Krankheit FOP.

Eindrücke: Benefizaktion „1000 Portionen für Felix“ in St. Wendel
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Eindrücke von der Benefizaktion in St. Wendel

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Foto: Evelyn Schneider

Es dampft aus den riesigen Kesseln und duftet. Nach Wildgulasch, das langsam vor sich hin köchelt. Koch Dominique Kraushaar rührt noch einmal kräftig um. Es ist Sonntagmorgen, kurz nach 10 Uhr. Die Vorbereitungen gehen in die Endphase, denn um 11 Uhr soll sie starten – die Benefizaktion „1000 Portionen für Felix“.

Ein Team aus mehr als 30 ehrenamtlichen Helfern hat quasi über Nacht einen kulinarischen Drive-In auf dem Zwischendeck des St. Wendeler Globus-Parkhauses entstehen lassen. Drei Kassen und drei Ausgabestellen sind eingerichtet und die entsprechenden Zufahrtspuren markiert. Etwa zwei Kilometer Absperrband geben den Autofahrern den Weg vor.

Zufrieden schaut sich Kraushaar um. Alle Helfer sind auf Position, arbeiten Hand in Hand. Zeit für eine kurze Kaffeepause. Schon lange haben ihn die Vorbereitungen für diese Benefizaktion beschäftigt, noch länger der Gedanke, Felix und seiner Familie helfen zu wollen. Der vierjährige Junge aus Bubach leidet an der seltenen Krankheit FOP (Fibrodysplasia Ossificans Progressiva), die durch einen Gendefekt ausgelöst wird.

FOP: Entzündliche Schwellungen, die meist verknöchern

Im Alter von neun Monaten stellten Ärzte bei Felix die schockierende Diagnose. Von jetzt auf gleich war das komplette Leben der Cullmanns auf den Kopf gestellt. FOP verläuft in Schüben. Es bilden sich entzündliche Schwellungen, die in der Folge meist verknöchern.

Das führt dazu, dass Gelenke versteifen und somit die Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Bei Felix sind bereits Kopf beziehungsweise Halswirbelsäule, Schultern und die komplette Wirbelsäule steif. Seinen Mund kann der Junge noch vier Millimeter weit öffnen. Das alles berührte den 37-jährigen Kraushaar. Und damit war er nicht alleine. So fand sich ein siebenköpfiges Orga-Team zusammen, das die Idee zu „1000 Portionen für Felix“ entwickelte (wir berichteten).

Samstagabend sind bereits 386 Kilo Wildfleisch angebraten worden. Jäger haben dieses für die Aktion gestiftet. „Es war eine kurze Nacht“, gesteht Kraushaar, „mit etwa einer Stunde Schlaf“. Vier Freiwillige haben die Nachtwache übernommen, am Sonntagmorgen ab 8 Uhr sind die weiteren Helfer nacheinander eingetroffen. „Bei Sonnenaufgang haben wir den Song ,Don’t worry be happy’ gehört. Das hatte was“, erzählt Kraushaar schmunzelnd. Und Sorgen hat sich an diesem Tag auch niemand machen müssen. Denn die Aktion wurde ein Erfolg.

Als die Vorbereitungen noch laufen, schauen Shenoa und Jan Cullmann vorbei, um einfach mal Hallo zu sagen und zu sehen, was hier für ihren Sohn Felix auf die Beine gestellt worden ist. Sie zeigen sich erstaunt über die große Zahl der Helfer, von denen sie nicht alle kennen. „Aber die lernen wir nun kennen“, sagt Jan Cullmann und schaut sich um. „Wir sind aufgeregt wie damals an unserer Hochzeit“, gesteht Shenoa Cullmann lächelnd. Noch etwas die Stimmung aufsaugen, dann wollen sie  nach Hause fahren zu ihren Jungs, Niklas und Felix. Es haben sich einige Verwandte angekündigt, um gemeinsam das Wildgulasch zu genießen. Und um Zeit miteinander zu verbringen, was Corona zuletzt schwierig gemacht hat. Denn jede Virusinfektion stellt eine Gefahr für Felix dar.

„Es sind schon 100 Portionen weg“, sagt Kraushaar kurz vor 11 Uhr zufrieden. Einige Gäste sind früh dran. So auch Anita Federkeil mit ihrem Mann. Die Oberthalerin erzählt gut gelaunt, dass es keine Frage gewesen sei, dass sie die Aktion unterstützen würden. „Ich hoffe, dass viel verkauft wird“, sagt Federkeil und winkt kurz, als das Auto weiterrollt. Der nächste Wagen wartet schon darauf, die Essensausgabe zu passieren. Ein Zettel an der Windschutzscheibe gibt die Zahl der bestellten Portionen an. So geht alles ruckzuck. Eine Kelle Gulasch nach der anderen wird von den Helfern in Becher gefüllt.

Währenddessen begrüßt das Team an den drei Kassen die nächsten Gäste. Neben dem Wildgulasch, das es für zehn Euro pro Portion gibt, werden auch viele Lose für die Tombola verkauft. Einmal sogar gleich 100 auf einmal. „Die meisten Gäste sind spendabel und geben noch Extra-Geld für Felix“, berichtet Kraushaar. 500 Euro betrug die höchste Einzelspende.

„Es ist überwältigend“

Neben Autos passieren auch Fußgänger den Drive-In. So wie eine Gruppe St. Wendeler Feuerwehrleute, die im Anschluss an eine Versammlung vorbeischauen. Für einen unter ihnen ist es ein besonderer Moment. Rüdiger Cullmann, der Ende 2020 sein Amt als Wehrführer niederlegte, ist  Felix‘ Opa. „Es ist überwältigend“, sagt er mit feuchten Augen und deutet auf seinen Arm: Gänsehaut pur. Während der Versammlung hätten ihm Kameraden bereits Spenden übergeben.

Das Ziel von 1000 verkauften Portionen schafft das Orga-Team nicht ganz. Am Ende sind es knapp 900. Das restliche Gulasch wurde unter den Helfern aufgeteilt. Der erste Kassensturz ist gemacht: 15.500 Euro sind eingenommen worden. Dementsprechend fällt Kraushaars Fazit positiv aus: „Wir haben zusammen was erreicht. Mich haben viele Kommentare erreicht, in denen die Organisation gelobt wurde.“ Der Lohn für die Ehrenamtler, die sich für Felix und seine Familie mächtig ins Zeug gelegt haben. 

Spendenkonto: Förderverein Lützelsoon: Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück: Konto: 33 33 33 7 (BLZ: 560 900 00), Iban: DE 09 5609 0000 0003 3333 37, BIC GENODE51KRE, Kennwort: Felix C.

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