Rock-Andacht in Winterbach Heilige Töne künden von der Freiheit

Winterbach · Messdiener-Band Holytones begeistert mit ihrer Rockandacht mit Coversongs und eigenen Kompositionen in der Winterbacher Pfarrkirche.

 Holytones-Sängerin Celin Ost flehte: Herr erbarme dich.

Holytones-Sängerin Celin Ost flehte: Herr erbarme dich.

Foto: Frank Faber

Dass man auch mit etwas härteren Klängen den Schöpfer preisen kann, dafür sind die Holytones aus Winterbach ja mittlerweile bekannt. In der voll besetzten Pfarrkirche Heilige Familie hat die christliche Band am Samstag ihre neue Rock-Andacht „Guten Morgen Freiheit“ vorgestellt. Nach der Zugabe kannte der Applaus der begeisterten Zuhörer kaum noch Grenzen. „Wir haben uns musikalisch gesteigert“, fand Florian Decker, der musikalische Leiter der Holytones, ohne dabei auch nur ein Fünkchen zu übertreiben. Die Band legte mit einer größeren Besetzung als noch beim Debüt vor zwei vor Jahren, eine noch größere Show im Altarraum hin. Eine Stimme aus dem Off begrüßte anfangs die Besucher im Namens des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Fein aufeinander abgestimmt wechselnden sich darauf Eigenkompositionen und Rock- und Popsongs mit nachdenklichen und berührenden Impulstexten zum Thema Freiheit ab. Einfach, coole Töne im Gotteshaus. Nicht Weihrauch, sondern wie bei Konzerten üblich hüllte künstlicher Nebel  das Kirchenschiff ein, ehe die Messdienerband mit dem auf flott getrimmten Yvonne-Catterfeld-Song „Guten Morgen Freiheit“ ihr frisches Repertoire präsentierte.

Noch mehr nach vorne ging das Lied „Unter den Wolken“ von der Düsseldorfer Punkband Die Toten Hosen. Überragend schafften es die Musiker zwischendrin, ihre vertraute Ministrantenrolle einzunehmen, um dem Publikum inspirierende Denkanstöße und Gedankengänge aus der Sicht von jungen Menschen zu liefern. „Es ist eine schöne Vorstellung alle Fenster aufzureißen, die Sonne reinzulassen, um den Alltag einfach zu vergessen. Aber ist das wirklich so einfach? Sind die Sorgen mit einem Schlag weg, nur wenn man sie nicht mehr vor den Augen hat?“, so Holytones-Trompeter Jeróme Ahr fragend.

Bei der Interpretation des Liedes „Herr erbarme dich“, flehte Sängerin Celin Ost mit einer dermaßen starken Intensität, als hätte sie den Auftrag bekommen für die angesammelten Sünden einer ganzen Gemeinde vor Gott um Gnade zu bitten. Später gestand sie, dass die Kirche heutzutage nur wenig Platz im durchgetakteten Kalender von jungen Menschen im Alter von Mitte 20 findet. „Doch wenn wir auf der Suche sind, gibt einem die Kirche Halt und Struktur. Dafür stehen die Gemeinschaft, Gewissenhaftigkeit, die Ordnung und der Sinn“, sagte Celin Ost. Und der Weg dorthin sei nicht weit. Denn, so stellten die Holytones im Lied „Mitten unter uns“ fest: „Glaube wohnt nicht nur da oben, sondern mitten unter uns“.

 Größere Besetzung, größere Show: The Holytones präsentierten ihre neue Rock-Andacht „Guten Morgen Freiheit“ im Winterbacher Gotteshaus.

Größere Besetzung, größere Show: The Holytones präsentierten ihre neue Rock-Andacht „Guten Morgen Freiheit“ im Winterbacher Gotteshaus.

Foto: Frank Faber

Sie erzählten von vielen Facetten der Freiheit. Mit der künstlerischen Freiheit hat der Song „Into the great wide open“ vom 2017 verstorbenen US-amerikanischen Sänger Tom Petty und seinen Heartbreakers zu tun. Nach einer erfolgreichen Scheibe fiel Eddies Nachfolge bei der Plattenfirma wegen zu wenig Hitpotenzial als untauglich durch. „Danach stand ihm die Zukunft weit offen“, lautete Pettys positive Botschaft im Lied von 1991, das die Band coverte. Ihre verbalen und musikalischen Verkündigungen über die Freiheit wollen die Holytones künftig auch in anderen Kirchen verbreiten. „Das Format der Rock-Andacht wollen wir auch in der neuen Pfarrei St. Wendel durchführen. Mit der Andacht besteht eine große Chance, Menschen anzusprechen, die sonst nicht in die Kirche kommen“, sagte der St. Wendeler Pastor Klaus Leist. Es sei beeindruckend, was die Band, die aus Messdienern hervorgegangen ist, in Eigenregie auf die Beine gestellt habe. „Wir haben Wellen geschlagen und viel Erfahrung gesammelt“, blickte Bassistin Alexandra Spohn auf das nun mehr als dreijährige  Wirken der Band zurück. Bei der vergangenen Tournee quer durch das Bistum Trier sorgte die Rock-Andacht für volle Gotteshäuser. Ein erster Termin steht für den Juni 2020 bereits fest: ein Auftritt in Waldrach nahe Trier.

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