Evangelische Bücherei Dörrenbach Hier können Leseratten in 2233 Büchern stöbern

Dörrenbach · Seit 1978 existiert die evangelische Bücherei in Dörrenbach bereits. Das ehrenamtliche Trio wünscht sich Nachwuchs im Team und junge Leser.

 Elvira Gerhart will, dass es mit der Bücherei in Dörrenbach wieder aufwärts geht.

Elvira Gerhart will, dass es mit der Bücherei in Dörrenbach wieder aufwärts geht.

Foto: Frank Faber

Sie ist klein und fein, die Bücherei der evangelischen Kirchengemeinde in Dörrenbach. Verwaltet wird die Leihbibliothek von drei ehrenamtlich tätigen Seniorinnen. Um in Zukunft interessant zu bleiben, wünscht sich Elvira Gerhart mehr Leser. Seit 1978 existiert die Bücherausleihe im St. Wendeler Stadtteil, die die 73-Jährige mit aufgebaut hat. „Finanziert wird die Bücherei von der evangelischen Kirchengemeinde, die sich aber nicht einmischt“, erklärt Gerhart. Sie schätzt die überschaubare Größe der Bücherei im evangelischen Gemeindehaus. Was ihr fehlt, ist der Kontakt zu neuen und jüngeren Kunden. „Wir haben einen Kundenstamm im Alter zwischen 40 und 50 Jahren und aufwärts, die auch aus den Nachbarorten Fürth und Lautenbach zu uns kommen. Aber vor allem fehlen uns jüngere Leser, Kinder und Jugendliche“, bedauert sie.

Und das hat sich auch aufs Sortiment ausgewirkt. „Wir haben die Jugend- und Bilderbücher reduziert“, berichtet Gerhart. Kein einfacher Schritt für sie, weil die Bücherei die Leseförderung des Nachwuchses weiterhin unterstützen will. Dass dies laut Gerhart immer schwieriger wird, ist in Zeiten von Internet und E-Books keine Überraschung. „Eine Gruppe von fünf jungen Frauen ist auf E-Books umgestiegen“, hat sie feststellen müssen. Um auf dem aktuellen Stand zu bleiben, sind 2019 von ihrer 73-jährigen Kollegin und Küsterin Doris Luban 115 neue Bücher angeschafft, dagegen 113 aussortiert worden. „Wenn ein Buch im Mülleimer landet, tut es weh. Daher bieten wir einen Bücher-Flohmarkt mit den aussortierten Bücher an. Zudem bekommen wir auch Sachen angeboten“, sagt Gerhart.

Derzeit stehen 2233 Druckerzeugnisse – vom Sachbuch bis zum Roman und dem aktuellen Hit aus der Bestsellerliste – zur kostenlosen vierwöchigen Ausleihe für den Leser in den Regalen bereit. Alles nach Genre übersichtlich einsortiert. So lächelt Michelle Obama auf dem Buchdeckel neben ihrem Mann Barack, der Roman „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz ist mit dem Hinweis „Jetzt im Kino“ versehen. Hape Kerkeling ist mit der Autobiografie über seine Kindheit vertreten, genau wie die in englischer Erzähltradition geschriebenen Romane von Charlotte Link. „Ihre Bücher werden viel gelesen“, merkt Gerhart an. Ebenso griffbereit sind die Werke von Bestseller-Autor John Grisham, und Henning Mankell lässt Kommissar Kurt Wallander knifflige Verbrechen aufklären. Gerharts momentaner Tipp ist die Buchreihe „Madame le Commissaire“ von Pierre Martin.

Auch in der Dörrenbacher Dorfgeschichte kann nachgelesen oder nach Namen im Familienbuch „Fürth im Ostertal“ geforscht werden. „Dazu kommen dann immer die saisonalen Bücher“, erläutert sie. Neben der Gewinnung von Neukunden sorgt sich Gerhart noch um Nachwuchskräfte, die einmal das Bücherei-Trio ablösen. „Wir können es ja nicht ewig machen, es ja abzusehen, dass wir irgendwann aufhören“, weiß Gerhart. So steht der Abschied der 79-jährigen Christa Schmidt demnächst bevor. „Wenn sie 80 wird, hört sie auf“, weiß Gerhart. Deshalb begibt sich die Dörrenbacherin früh auf die Suche, um eine Nachfolgerin anzulocken. „Es ist eine ehrenamtliche Tätigkeit“, betont sie. Voraussetzung für eine Mitarbeit sei der Besuch eines Grundkurses bei der Evangelischen Kirche im Rheinland mit Sitz in Düsseldorf. „Ich hoffe, dass wir eine neue Kollegin finden. Wir wollen in keinem Fall die Bücherei auflösen“, was für sie eine Herzensangelegenheit darstellt.

Vor vier Jahren ist die Bücherei mit dem Ehrenamtspreis der evangelischen Kirche im Saarland ausgezeichnet worden. „Von einst zwölf sind nur noch drei evangelische Büchereien im Saarland offen. Das hat sich gewaltig verändert“, findet Gerhart. Die Bücherei im evangelischen Gemeindehaus ist jeden Freitag von 16 bis 17.30 Uhr geöffnet. Nach gebrauchten Büchern und Literatur kann zusätzlich in den Kisten eines zusammengestellten Flohmarktes gestöbert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort