Aktion anlässlich des Weltfrauentags in St. Wendel Luise trägt die Wünsche der Frauen

St Wendel · Bei der Aktion „Satin für Luise“ können im Bereich der Statue der Herzogin am St. Wendeler Schlossplatz weiterhin Bänder mit Wünschen angebracht werden. Anlass war der Weltfrauentag.

 Herzogin Luise wurde mit mehr als 100 Wünschen und Hoffnungen der Frauen und Mädchen in der Region geschmückt. Die Frauenbeauftragten von Stadt und Landkreis haben die Aktion initiiert, von links  Melanie Laub, Ursula Weiland.

Herzogin Luise wurde mit mehr als 100 Wünschen und Hoffnungen der Frauen und Mädchen in der Region geschmückt. Die Frauenbeauftragten von Stadt und Landkreis haben die Aktion initiiert, von links  Melanie Laub, Ursula Weiland.

Foto: Jennifer Fell

Rund um die Skulptur der Herzogin Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld sind Frauen und auch einige wenige Männer damit beschäftigt, beschriftete Stoffbänder anzubringen. Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März haben die Frauenbeauftragten des Landkreises und der Stadt St. Wendel, Ursula Weiland und Melanie Laub, sowie Teilnehmerinnen des Projektes „Parité – mehr Frauen in der Politik“ zur Aktion „Satin für Luise“ aufgerufen. Aus den Reihen eben dieses Projektes entstand auch die Idee zur Veranstaltung, die von Ursula Weiland und Melanie Laub mitgetragen wurde: „Ursprünglich war vorgeschlagen worden, die Bäume auf dem Schlossplatz mit den Bändern zu dekorieren, auf denen den Wünschen der Frauen eine Stimme verliehen werden sollte. Das sah ich jedoch als etwas schwierig an“, berichtet Weiland, Frauenbeauftragte des Landkreises St. Wendel. Als sie dann erfahren habe, dass die Stadt St. Wendel ebenfalls etwas plane, habe sie sich mit Melanie Laub, der kommunalen Frauenbeauftragten der Stadt St. Wendel kurzgeschlossen, ganz im Geiste des ersten Frauentages vor mehr als 100 Jahren, als die Frauen erstmals begriffen hätten, dass man nur solidarisch etwas erreichen könne.

Bei Melanie Laub stieß der Vorschlag auf viel Gegenliebe: „Es war in meinem Sinne, eine gemeinsame Veranstaltung anstelle von zwei verschiedenen zu machen. Dies hielt ich für sinnvoll“, ergänzt die kommunale Frauenbeauftragte, von der dann auch die Idee kam, die Bronzestatue von Herzogin Luise vor dem Dienstgebäude der Stadt am Schlossplatz als Botschafterin einzusetzen, schließlich war diese eine frühe Kämpferin für Frauenrechte.

Nun schmücken 101 farbenfrohe Satinbänder die Statue und das Treppengeländer, die Organisatorinnen hoffen, dass noch viele weitere dazu kommen werden: „Wir haben per E-Mail schon viele Einsendungen bekommen, noch bis Ende März können Bänder, die hier bei Luise deponiert sind, beschriftet werden. Das Thema ist brandaktuell, denn gerade in Zeiten von Corona  erreichen viele Frauen die Grenzen ihrer Belastbarkeit, denn neben dem Homeoffice kümmern sie sich häufig auch noch um die Kinder, den Haushalt und manchmal gar noch um die Pflege der Eltern“, berichtet Ursula Weiland. Von der Bundespolitik fordert sie die Weichenstellung für mehr Gleichberechtigung, man müsse Minijobs eindämmen und die Steuerklassen drei und fünf abschaffen, generell also dafür sorgen, dass Frauen genau so viel verdienen könnten wie Männer. „Gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit“, „Wertschätzende Gleichbehandlung“, „Solidarität“, „Körperliche Selbstbestimmung in allen Kulturen“, „Mehr Schutz vor Gewalt“ oder „Mehr Männer in Elternzeit“ sind dementsprechend auch einige der Hoffnungen und Wünsche, die die Frauen des St. Wendeler Landes Luise anvertrauen.

Auch die Mitorganisatorinnen des Projektes „Parité – mehr Frauen in die Politik“, bei dem sich regelmäßig etwa zehn Frauen aus unterschiedlichen Parteien austauschen, denken ähnlich: „Wir möchten, dass sich Frauen mehr in die Lokalpolitik einbringen können. Dafür müssen die Voraussetzungen geschaffen werden“, sagt Heike Kugler (Die Linke) aus Türkismühle, die sich bei Parité engagiert. Einen kleinen Fortschritt habe man in dieser Hinsicht schon erzielen können, habe man doch als Mandatsträgerin seit Anfang des Jahres Anspruch auf Hilfe bei der Kinderbetreuung oder Pflege, wenn man eine Sitzung besuchen wolle. Julia Storr (CDU) aus Nonnweiler ist der Meinung, dass sich Frauen, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit, gegenseitig unterstützen sollten. Und Martina Weiand (CDU) aus Winterbach, die seit 17 Jahren dem Kreistag angehört, gefällt es, dass bei Parité das Thema Frauen aufgegriffen wird, höre sie doch im Bekanntenkreis sehr oft, dass das weibliche Geschlecht sich mehr Anerkennung und Respekt wünsche. Ihrer Mitstreiterin Sophie Holderbaum (CDU) aus Hasborn ist es außerdem ein Anliegen aufzuzeigen, wie viele Frauen schon in der Politik tätig sind: „Wir wollen Mutmacherinnen sein für andere Frauen und sie dazu anregen, sich ebenfalls politisch zu engagieren.“ An dem Projekt schätze sie die Vielfalt, so seien nicht nur viele Parteien, sondern auch ganz unterschiedliche Berufe und Lebenswege vertreten.

Ursula Weiland, Initiatorin von Parité, konstatiert, dass das Projekt Frauen, die noch keinerlei Erfahrung im politischen Bereich hätten und für ein politisches Amt kandidieren wollten, Starthilfe gebe. Aktuell könnten sich solche Aspirantinnen zeitnah bei ihr melden, denn man plane in Kürze einen Fototermin und eine Broschüre.

 Einige der Frauen, die die Aktion gemeinsam organisiert haben, von links: Sophie Holderbaum, Martina Weiand, Julia Storr, Ursula Weiland, Heike Kugler, Melanie Laub.

Einige der Frauen, die die Aktion gemeinsam organisiert haben, von links: Sophie Holderbaum, Martina Weiand, Julia Storr, Ursula Weiland, Heike Kugler, Melanie Laub.

Foto: Jennifer Fell

Melanie Laub weist zudem auf ein Angebot der Stadt- und Kreisbibliothek St. Wendel hin, die anlässlich des Weltfrauentages eine Ecke mit Medien für Frauen eingerichtet hat. Dies sei initiiert worden, da man dieses Frühjahr pandemiebedingt die sonst übliche Kulturveranstaltung nicht umsetzen könne: „Den ganzen März über können aktuelle Medien und beliebte Klassiker von Frauen für Frauen ausgeliehen werden, etwa Romane und Filme über starke und außergewöhnliche Frauen, Karriere- und Familienratgeber. Coronakonform können viele Filme auch gestreamt werden“, so Laub.

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