Perspektiven für Kultur und Wirtschaft?

Oberlinxweiler. Nur gemeinsam können Politik und Bürger dem ländlichen Raum Zukunft sichern. Diese Einschätzung zog sich wie ein roter Faden durch die Regionalkonferenz "Die Zukunft des ländlichen Raumes" (wie gemeldet)

 Diskussion zur Zukunft des ländlichen Raumes: Christoph Hartmann, Peter Bleser, Hans Jörg Duppré, Peter Kaltenegger und Moderator Arnold Ludes (von links). Foto: Kulani

Diskussion zur Zukunft des ländlichen Raumes: Christoph Hartmann, Peter Bleser, Hans Jörg Duppré, Peter Kaltenegger und Moderator Arnold Ludes (von links). Foto: Kulani

Oberlinxweiler. Nur gemeinsam können Politik und Bürger dem ländlichen Raum Zukunft sichern. Diese Einschätzung zog sich wie ein roter Faden durch die Regionalkonferenz "Die Zukunft des ländlichen Raumes" (wie gemeldet). Eingeladen dazu hatten das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und das saarländische Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft in die Kulturscheune in Oberlinxweiler.In der demografischen Entwicklung - immer weniger und immer ältere Menschen - sahen Christoph Hartmann, saarländischer Wirtschaftsminister (FDP) und Peter Bleser, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (CDU), das größte Risiko für die Entwicklung der ländlichen Region.

Die Politik müsse "neu denken" forderte Hartmann angesichts der "dramatischen Veränderungen" im ländlichen Raum. Zusammenarbeit ist für ihn dabei ein Stichwort. Durch Zusammenarbeit zwischen den Dörfern - Hallen, Sportanlagen und anderes gemeinsam nutzen - , zwischen Vereinen - Spielgemeinschaften - und der Bürger müsse eine Mitmach-Kultur entstehen, die das Leben auf dem Land attraktiv erhalte.

Wie schon der Minister setzt auch der Staatssekretär auf das Internet. Schnelle Internetverbindungen für jedes Dorf fordert er, denn nur so könnten Hochqualifizierte, die derzeit abwandern, im Dorf gehalten werden. Der ländliche Raum brauche wirtschaftliche Perspektiven. Die Politik müsse dafür sorgen, denn die Verfassung verlange "gleichwertige Entwicklung" von Stadt und Land, sagt Staatssekretär Bleser.

60 Prozent der Wirtschaftskraft entstehen außerhalb der städtischen Regionen. Dem müsse der Finanzausgleich gerecht werden, forderte Hans Jörg Duppré, Präsident des Deutschen Landkreistages und Landrat des Südwestpfalz-Kreises. Die finanzielle Bevorzugung der Städte müsse zugunsten der ländlichen Regionen abgeschafft werden. Duppré setzt auf das Engagement, den Zusammenhalt und die Standorttreue der Bevölkerung, was aber nur funktioniere, wenn es die finanzielle Grundlage gibt.

Infrastruktur weg, Betriebe weg, Arbeitsplätze weg, Steuern weg - Zukunft für die ländlichen Regionen sieht Peter Kaltenegger, bei der EU-Kommission zuständig für die Programme zur ländlichen Entwicklung, nur, wenn dieser Teufelskreis aufgebrochen werde. Der Österreicher kann nicht nachvollziehen, dass die finanzielle Situation der Gemeinden im reichsten Land Europas so miserabel ist. Betriebe in die ländlichen Regionen zu bringen, darin sieht auch Kaltenegger einen Weg, die Menschen im Dorf zu halten. Die EU-Agrarpolitik wolle und werde dazu beitragen, denn lebensfähige ländliche Räume, seien das Ziel dieser Politik. Damit dieser Ansatz bei den Budgetverhandlungen mehr Gewicht bekomme, bedürfe es der Unterstützung aus dem europäischen Parlament. Das bedeute, die EU-Abgeordneten müssen für den ländlichen Raum begeistert werden (weiterer Bericht folgt).

Meinung

Dorf bietet geldwerte Vorteile

Von SZ-RedakteurDagobert Schmidt

Wo lebt es sich besser in der Stadt oder auf dem Land? Diese Frage muss jeder für sich selbst entscheiden. Damit eine Entscheidung möglich ist, müssen sich Stadt und Land, wie von der Verfassung gefordert, gleichwertig entwickeln können. Das war und das ist nicht überall gegeben. Ganz offen lässt die Politik den Städten, dort wohnen mehr Wahlberechtigte, nicht nur mehr Aufmerksamkeit, sondern vor allem mehr Geld zukommen. Werden in der Landesentwicklungsplanung des Saarlandes weite Gebiete schlechter bewertet, weil sie nicht an Eisenbahnstrecken liegen. Gleichwertige Entwicklung sichert das nicht. Die Ansiedlung von Betrieben wird erschwert, junge, gut ausgebildete Menschen zum Abwandern gezwungen.

Die sozialen Vorteile des ländlichen Raumes gelten dagegen wenig. Dabei ersparen Gemeinschaftssinn, Einstehen für andere, soziale Verantwortung, wenig Straftaten dem Steuerzahler viel Geld.

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