Waldorflehrer mimt Ober-Rapper

Primstal · 1300 Besucher beim 13. Primsrock-Festival sprachen eine klare Sprache. Die lokalen Bands überzeugten am Nachmittag, die internationalen Gäste drehten auf, und mit dem älteren Herrschaften von Skafield, Born from Pain und Blackeyed Blonde ging selbst das jüngere Publikum richtig ab.

 Rapper Brotha Tad von der Band Blackeyed Blonde kam bei den Fans gut an. Foto: Faber

Rapper Brotha Tad von der Band Blackeyed Blonde kam bei den Fans gut an. Foto: Faber

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Es war wohl der spannendste Moment beim 13. Primsrock-Festival. Die Hardcore-Band Born from Pain hatte mit ihrem exzellenten Geknüppel das Publikum angeheizt. Der Szenehit "New Hate" saß wie ein Tiefschlag, für eine Zugabe war keine Zeit mehr. War die Saarbrücker Blackeyed Blonde als letzte Band nach 17-jähriger Auszeit noch in der Lage, das Treiben zu toppen? Oder verpuffte der Gig zum Stimmungskiller? "Do ya like that shit?", fragte Ober-Rapper und Waldorflehrer Brotha Tad freundlich nach. Keine Widerrede, gut so. Wie ein "Boomerang, Bullshit, Boomerang" ist dann die Crossover-Band - personell nun fast in Orchesterstärke - mit altem und neuem Songmaterial zurückgekehrt. "Wir sind älter, rauer und härter geworden", merkte Brotha Tad an. Provokant und direkt waren sie schon zu Massafaggas-Zeiten und forderten alle überaus charmant mit "Tanzt, ihr Säue, tanz, du Sau" auf.

Sänger rappt auf Deutsch

"Vor 20 Jahren musste man als Rapper die Texte in englischer Sprache singen. Wir wollten was Neues machen und rappen jetzt auch auf Deutsch", sagte er. Vom aktuellen Album "Bitches" hauten sie einige Titel wie "Saarstahl" raus. "Große Klasse. Die Band habe ich vorher nicht gekannt", jubelte der 17-jährige Steven Schwarz aus Ottweiler. Es wurde genau in dem Jahr geboren, als Blackeyed Blonde ihre musikalischen Aktivitäten einstellten.

Die tanzbare Ska-Punk-Musik von Skafield kann sich immer noch sehen lassen. "Die Musik gefällt sogar meinem Papa, weil wir mit Blasinstrumenten spielen", erklärte der Nalbacher Saxophonist Martin Hart. Europaweit gilt die britische Hardcore-Formation Heart in Hand als eine der feinsten Adressen. Nicht so heftig wie später der Old-School-Vertreter Born from Pain, bewegte sich die Band in melodischen Gefilden und schmuste teils mit der aggressiven Musikrichtung. Ein emotional starkes Set, aber mit zu eintöniger Songstruktur, präsentierten die Chicagoer The Sky we scrape beim Zwischenstopp auf ihrer Europatournee.

Eine Gruppe von Nachwuchspunkern hatte ihre Irokesen-Schnitte prima aufgehübscht. Den Auftritt der St. Wendeler Band Christmas Party feierten sie vor der Bühne. "Hebt alle mal die Hände hoch, die die Onkelz scheiße finden", wollte Christmas-Sänger Max Motherfucker wissen und kam mit dem Zählen kaum hinterher.

Dicke Kohle kann eine Band auf dem Primsrock für einen Auftritt allerdings nicht machen. Darum besserte die Rankpop-Truppe Mufasa Ozora aus Tholey ihre klamme Kasse mit der Durchführung eines Mini-Flohmarktes auf. "Wir hatten als Opener sau viel Spaß auf der Bühne. Ich denke, es waren schon 200 Leute da", freute sich Yannick Meisberger. Zudem lieferten die Bands Throw outs, A Throne for Elyas und We changed our Name, lautstarke Hörproben ihres Könnens ab. Die Berufsjugendlichen vom veranstaltenden Otzenhauser Verein Was geht?! hatten beim 13. Primsrock-Festival gut lachen. Erstens stehen sie selbst auf die Musik, zweitens war das Open-Air am Samstag ein absoluter Erfolg. "Mit der Besucherzahl von 800 Leuten sind wir zufrieden", zog der Was geht?!-Vorsitzender Roland Ruttloff um 19 Uhr ein Zwischenfazit. Eine Stunde später hatten dann mehr als 1000 Menschen die Kasse passiert, 1300 feierten bis Mitternacht auf dem Kirmesplatz eine irre Party. Ziel erreicht! "Ich denke schon, es hat alles gepasst", meinte Ruttloff. Man müsse ja immer sehen, als Veranstalter verfolge man keine kommerziellen Gedanken. "Uns geht es darum generell junge Leute zu erreichen, sie zu aktivieren und anzuleiten", erklärte Ruttloff. Denn auch die Jugendclubs aus der Gemeinde Nonnweiler sind in die Primsrock-Organisation eingebunden. "In ein paar Jahren sollen die Jungs und Mädels eine Veranstaltung dann mal selbst in die Hand nehmen", sagte Rudloff. Das Primsrock-Festival verstehe man allgemein als ein bürgerschaftliches Engagement für die Jugend. Ruttloff und Co. wissen immer noch genau, welche Musik den Geschmacksnerv der Jugend trifft und zudem den ihrigen. Bei den Auftritten von Born from Pain und Blackeyed Blonde nutzten die Macher in den freien Minuten die Gelegenheit und holten sich vor der Bühne die Dosis an Dröhnung ab.

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