Harte Musik in Otzenhausen 2020 soll ein echtes Zugpferd her

Otzenhausen · Zwölf Formationen des härteren Musikgenres traten bei der Schlacht um Otzenhausen auf. Nur 230 Besucher kamen.

 Gitarrist Matthias Clemens von der Band Warfield gibt alles.

Gitarrist Matthias Clemens von der Band Warfield gibt alles.

Foto: Frank Faber

Der Jugendclub in der Otzenhausener Hunnenringhalle ist völlig vernebelt. Gitarrenklänge durchschneiden die Schwaden, die Geräusche der wummernden Basstrommel verjagt die künstlich erzeugte Diesigkeit. Ja endlich, die Musiker werden erkannt. Auf dem Bühnchen legt die Band The Fals los. Die drei Vereinsmitglieder der veranstaltenden Celtic Warriors ziehen in dieser Besetzung bei der „Schlacht um Otzenhausen“ ihren ersten Auftritt durch. Das Trio präsentiert den Song „Cruel Nostalgica“, der Sound eine Mischung aus Heavy- und Stonerrock. Wir beschreiben unsere Musik als „Necro-Stoner“, erklärt Sänger und Bassist Christian Scherer nach dem Gig. „Wir haben eine Nische gefunden, es ist brutal und rockt“, betont Gitarrist Aaron Schardong. Mittlerweile haben sie Songmaterial für eine Stunde. Demnächst hat The Fals die neue EP „Omega Millenium“ mit vier Werken im Kasten.

Beim Metalfestival in der Hunnenringhalle gibt es keine Atempause für die Fans. Insgesamt zwölf Formationen des härteren Musikgenres sind im Einsatz. Nach The Fals packen die Kuttenträger ihr Erfrischungsgetränk am Flaschenhals und wechseln vor die große Bühne. Brachial geht die Trash-Metalformation Warfield aus Kaiserslautern auf das Publikum los und trifft punktgenau deren Geschmacksnerv. Alte Schule, Retro, was auch immer – es hört sich wie einst das Geknüppel der Szenegrößen Slayer und Kreator in den 1980er-Jahren an. „Wir haben viel Lob bekommen, dass wir Warfield geholt haben“, berichtet Mathias Dahmen, der Vorsitzende des Metalvereins aus Otzenhausen. Auch wohl dafür: Wie irre springt Sänger und Bassist Johannes Clemens bei der High-Speed-Mucke zwischen drei Mikrofonen hin und her und prangert grölend politische und soziale Missstände an. Nein, die Bühne will das Trio nicht zerlegen. Denn direkt danach haut die niederländischen Thrash-Metalband Distillator rein, und die Jungs von Warfield, alle Anfang 20, tanzen und springen in Reihe eins vor der Bühne herum.

Krasses Gegenteil: Die feminin geschminkten Typen von der Hamburger Glamrock-Band Night Laser haben am Nachmittag die Schlacht um Otzenhausen eröffnet. Sie lassen ein paar schnittige Party-Hymnen und schmeichelnde Breitwandballaden fliegen. Los Angeles, Sunset Strip, glamouröser Hard Rock der 1980er-Jahre. „Damit haben sie gleich für gute Stimmung gesorgt“, meint Dahmen.

 The Fals präsentierte sich erstmals in neuer Besetzung.

The Fals präsentierte sich erstmals in neuer Besetzung.

Foto: Frank Faber

Eine düster-klirrende Atmosphäre mit Gruselflair erzeugen später die Doom-Metaller von Lord Vigo aus Kaiserslautern. Die Basis des Sounds ist klassischer, epischer Stahl. Mal kantig, traurig und verzweifelt hören sich die langen Heavysongs an. Zwischendrin setzen sie noch auf den Showeffekt, und Sänger Vinz Clortho hebt unter Mithilfe eines Kranarms ab. Das Schlusswort hat der rotzige Punkkrock der St. Wendeler Band Christmas im kleinen Jugendclub. „Von der Musik hat alles gepasst. Dagegen hatten wir nur 230 Besucher, da fehlt uns was in der Kasse“, resümiert Dahmen mit gemsichten Gefühlen. Deswegen wollen die Celtic Warriors nun frühzeitig die Fühler ausstrecken, um für das Festival im kommenden Jahr ein in der Szene bekanntes Zugpferd als Headliner an Land zu ziehen.

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