Wer erwartet hatte, dass sich Hans Zippert zum Clown macht, der irrte. Mit bierernster Bürokratenmiene stand er am Rednerpult in der Aula der Marienhausklinik in Ottweiler und holte zum satirischen Rundumschlag im deutschen Gesundheitswesen aus. Der 57-Jährige gilt neben Martin Sonneborn als einer der bekanntesten Satiriker des Landes. Ende der 1980er Jahre hatte er - wie Sonneborn auch - seine Karriere beim Satiremagazin "Titanic" begonnen, war sogar vier Jahre lang dessen Chef-Redakteur. Mitte der 1990er wechselte der dann vom anarchischen "Titanic-"Humor ins bürgerliche Lager, erst zur "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dann zur "Welt". Dort schreibt er bis heute seine wöchentliche Kolumne "Zippert zappt". Von Fußball bis Politik, von Kultur bis Prominenz, kaum ein Teil des gesellschaftlichen Lebens ist vor seiner scharfen Feder gefeit.

Und nicht erst seit seinem 2008 erschienenen Buch "Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen. Im Selbstversuch getestet" geht es ihm immer wieder um die Auswüchse des Gesundheitswesens. Vom Krankheitswahn der Bürger über die marktschreierischen Zusatz-Angebote der Augenärzte bis zu den hohen Kaiserschnittraten im Saarland - für Zippert ein untrügliches Zeichen, dass eben niemand im Saarland zur Welt kommen wolle - nahm er in auch in Ottweiler das Geschäft mit der Gesundheit aufs Korn.

Und doch geht es an diesem Montagabend trotz Zipperts satirischem Einstieg vor 40 Zuhörern um ein ernsthaftes Thema. Die Firma MSD Sharp & Dohme, mit einem Umsatz von 44 Milliarden Euro drittgrößtes Pharma-Unternehmen der Welt, hatte eingeladen, über den Wert der Gesundheit an sich zu diskutieren. Dazu war neben Zippert auch Günther Gerhardt, Allgemeinmediziner und Ärzte-Funktionär, den meisten aber wohl als ehemaliger Fernseh-Doktor des ZDF bekannt, gekommen. Er moderierte die folgende Fragerunde, in der die Zuhörer ihre eigene Sicht der Dinge zu grundlegenden Aspekten des Gesundheitswesens darstellen konnten. Gerhardt berichtete dabei auch aus seinem Alltag als Arzt, betreibt er doch trotz Vorträgen und Fernsehsendung weiterhin mit seiner Frau eine Praxis.

Ob es eine zweite Veranstaltung in der Reihe Gesundheitswerte geben wird, steht allerdings noch nicht fest. Markus Hans vom Veranstalter MSD ist aber optimistisch: "Die Veranstaltung am Montag war ja eigentlich erfolgreich." Pläne für das nächste Thema gibt es auch schon. Dann soll es um die grundlegenden ethischen Fragen in der Medizin gehen.