„Wahrheit dauert länger“

Ottweiler · „Gesundheitswerte“ war der Vortrag der Referenten Dr. Guido Heinen und Dr. Christian Altschuh überschrieben. Dabei ging es aber keineswegs nur um Gesundheits-, sondern auch um sozialpolitische Themen.

 Dr. Guido Heinen referierte über Wahrheit und Lüge im öffentlichen Raum. Dr. Christian Altschuh thematisierte Mythen und Wahrheiten im deutschen Gesundheitssystem. Die Verantwortlichen des Vortragsabends: Klaus Häusler (v.l.), Markus Hans, Guido Heinen, Holger Schäfer und Christian Altschuh. Foto: Anika Meyer

Dr. Guido Heinen referierte über Wahrheit und Lüge im öffentlichen Raum. Dr. Christian Altschuh thematisierte Mythen und Wahrheiten im deutschen Gesundheitssystem. Die Verantwortlichen des Vortragsabends: Klaus Häusler (v.l.), Markus Hans, Guido Heinen, Holger Schäfer und Christian Altschuh. Foto: Anika Meyer

Foto: Anika Meyer

. Wer bestimmt die öffentliche Debatte? Sagt man uns die Wahrheit? Gibt es in einer Gesellschaft, die für alle Sichtweisen offen ist, überhaupt noch Lüge? Um diese und ähnliche Fragen ging es am Montagabend im Schlosstheater Ottweiler . Die Vortragsreihe "Gesundheitswerte" des Pharmaunternehmens MSD Sharp & Dohme und der Agentur Wortreich gastierte zum dritten Mal in Ottweiler . Hergeholt hatten sie die Stadt und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis mit maßgeblicher Unterstützung des MSD-Mitarbeiters Markus Hans aus Ottweiler . Dieser richtete dann auch einige Grußworte an die gut 70 Zuhörer, ebenso wie Bürgermeister Holger Schäfer .

Wer sich vom Motto des Abends "Wahrheit und Lüge" eine Aufklärung über fehlerhafte Gesundheitstipps erwartet hatte, wurde überrascht - die Reihe beleuchtet "Gesundheitswerte" in einem weiter gefassten Sinne. So griff der erste der beiden Referenten, Dr. Guido Heinen, die Gesundheit unserer Gesellschaft auf, die - zusammengefasst - mit einem wahrheitsgemäßen Informationsfluss in Zusammenhang stehe. Heinen ist Journalist und Leiter der Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages. "Viele Bürger haben Sorge, nicht mehr wahrheitsgemäß informiert zu werden. Und wir reden nicht von zehn Prozent Schlechtgelaunten." Anhand von Beispielen zeigte er auf, wie sich falsche Informationen in der Presse verbreiten. "Wahrheit dauert länger. Sie muss recherchiert und überprüft werden."

Nur eine Meinung verbreitet

Da immer weniger Journalisten immer mehr Arbeit zu bewältigen hätten, würde zusammengezurrt, vereinfacht und prüfungsfrei von anderen Medien übernommen. Die Folge sei eine Uniformität der Medienlandschaft, die aus einer einzigen Meinungsperspektive vermittele.

Kritisch sei auch der Konsens, bestimmte Informationen (wie Migrationshintergrund bei Straftätern, um Vorurteile nicht zu schüren) nicht weiterzugeben. "In wieweit kommen wir in ein Klima, in dem bestimmte Dinge nicht gesagt werden dürfen?"

Dr. Christian Altschuh, Manager für die Gesundheitspolitik bei MSD, klärte im Sinne des Pharmaunternehmens über Mythen des Gesundheitssystems auf. So entspräche die in den Medien regelmäßig verkündete "Kostenexplosion im Gesundheitswesen" nicht den Fakten: "Die Gesundheitsausgaben liegen seit Jahren konstant bei etwa elf Prozent, die Arzneimittelausgaben bei etwa 1,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes." Beispielsweise erklärte er auch, die in Deutschland relativ hohen Arzneimittelpreise seien vor allem Steuern geschuldet. Beim Hersteller landeten nur 50,3 Prozent davon. In lockerer Atmosphäre beantworteten die Referenten noch Fragen aus dem Publikum.

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