Feri’s Inn in Wolfersweiler Damit niemand hungrig ins Bett geht

Wolfersweiler · Nuri Karaca hat die Kampagne „In den Bauch statt in die Tonne“ ins Leben gerufen. Jetzt will er Gastronomen zum Mitmachen animieren.

 Nuri Karaca und seine Frau Milka geben Bedürftigen in ihrem Imbiss in Wolfersweiler das, was sie übrig haben. Denn viel zu viel Essen werde weggeschmissen, meint der Gastronom.

Nuri Karaca und seine Frau Milka geben Bedürftigen in ihrem Imbiss in Wolfersweiler das, was sie übrig haben. Denn viel zu viel Essen werde weggeschmissen, meint der Gastronom.

Foto: B&K/Bonenberger/

Nuri Karaca glaubt an das Gute im Menschen. Und er will den Menschen Gutes tun.  Daher hat er die Kampagne „In den Bauch statt in die Tonne“ ins Leben gerufen. Er bietet jedem Bedürftigen ein kostenloses Essen an. Kebab, Pizza oder einen Salat. Möglichst das, was den Bedürftigen  schmeckt. Aber in erster Linie auch das, was gerade da ist. „Es geht nicht darum, was sie bekommen, sondern dass sie nicht hungrig ins Bett gehen müssen“, sagt der 40-Jährige, der den Imbiss Feri’s Inn seit 15 Jahren gemeinsam mit seiner Familie nebenberuflich betreibt. Hauptberuflich ist Karaca Dolmetscher, er hat ein eigenes Übersetzungsbüro in St. Wendel. Aber ihm ging es nicht immer so gut wie heute, erzählt er. Er spricht von Zeiten, als er Schuhe in Größe 42 getragen habe, obwohl Größe 38 gepasst hätte. Als Kind habe er erfahren, was Hunger ist. Und auch heute, das zeige sich immer wieder, gebe es viele Menschen, die sich kein warmes Essen leisten könnten.

Karaca erzählt von Robert. Robert hat nichts. Kein Geld, keine Familie, keine Stütze. Er sei einer der Stammkunden, die den besonderen Service im Feri’s Inn in Anspruch nehmen. An manchen Tagen kommt gar keiner vorbei, der kostenloses Essen bekommt. An manchen Tagen sind es ein oder zwei, manchmal aber auch bis zu zehn Personen. „Ende des Monats werden es mehr“, erzählt Karaca. Oft seien es Kinder oder auch ältere Menschen, deren Rente nicht ausreicht. Er ist sich zu 100 Prozent sicher, dass die Menschen, die zu ihm kommen, auch wirklich hilfsbedürftig sind. Zu hoch sei, so denkt der 40-Jährige, die Hemmschwelle. Zuzugeben, dass man hungrig ist und kein Geld habe. Daher laufe auch alles auf Vertrauensbasis ab. Karaca sieht es gelassen: „Und wenn von zehn Menschen, die zu uns kommen, nur drei wirklich bedürftig sind, dann habe ich die Gewissheit, drei hungrige Mägen gefüllt zu haben.“

Mittlerweile habe er  ein Feingefühl entwickelt. Oft sieht er schon beim Betreten des Ladens, ob es sich um zahlende oder nicht zahlende Kundschaft handele. Schließlich bietet er die Aktion schon seit rund zehn Jahren an. Ohne Aufhebens darum zu machen. Nun aber will er einen Schritt weiter gehen. Er wünscht sich, dass andere Gastronomen mitmachen. Deshalb hat er in der Region, hauptsächlich im Landkreis, aber auch im restlichen Saarland und im angrenzenden Rheinland-Pfalz seine Fühler ausgestreckt. Er sucht Mitstreiter. Denn aus Erfahrung weiß er: „Es werden so viele Lebensmittel weggeworfen; damit könnte man doch Sinnvolleres tun.“ Konkret will er noch keine Gastronomen benennen, die mitmachen. Aber die Resonanz sei positiv, sagt Karaca. So habe sich sogar ein Gastronom aus Berlin gemeldet, der im Internet von „In den Bauch statt in die Tonne“ gelesen hat. Er will die Kampagne in der Hauptstadt umsetzen. Schließlich sei dort die Not noch größer als auf dem Land. Außerdem wollen die Tierfreunde Birkenfeld die Aktion auf Tiere ausweiten; Bedürftige mit Tierfutter oder Impfungen versorgen. Auch Geschäftsleute und gar die Kundschaft unterstützten die Aktion. So habe ein Geschäftsmann jede Menge Schokolade gespendet, die Karaca an die Kinder verteilte. „Ihre Augen strahlten, so sehr haben sie sich gefreut.“ Und Karaca selbst freut sich auch. Denn ihm bleibt die Gewissheit, Gutes zu tun. Ihm sei es eine Herzensangelegenheit: „Wenn ich am Tag 20 Essen verkaufe und zehn verschenke, dann ist es ein Riesengeschäft, weil ich zehn Menschen satt gemacht habe.“

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