Europa ist fern, Völklingen nah

Völklingen · Am 25. Mai steht neben den Kommunalwahlen auch die Europawahl an. Wir haben Menschen in Völklingen gefragt, was ihrer Ansicht nach ihr Leben stärker beeinflusst: politische Entscheidungen in Straßburg und Brüssel, im Bund, im Land oder auf lokaler Ebene?

"Ich bin frisch zugezogener Völklinger, deswegen kann ich über die Kommunalpolitik hier noch nicht so viel sagen", sagt Oliver Andre. "Aber generell interessiert und beeinflusst die Politik, die sich auf kommunaler Ebene abspielt, am meisten." Was in Brüssel verabschiedet wird, findet der 39-Jährige schwer nachvollziehbar. "Dafür regelt die Bundesregierung alles Wichtige, betrachtet man etwa mal die Krankenversicherung oder die Einkommenssteuer. Deswegen hat für mich die Deutschlandpolitik den meisten Einfluss auf mein Leben", sagt der Beamte. Europa ist für ihn eher etwas Abstraktes.

Der gleichen Ansicht ist Pensionär Werner Zurek: "Die Entscheidungen, die unsere Bundesregierung trifft, sind für mich am wichtigsten. Natürlich ist für mich auch wichtig, dass etwas gegen die schlechten Straßenmarkierungen oder die schlecht ausgeleuchteten Straßen in Völklingen gemacht wird, aber die Deutschlandpolitik entscheidet noch mal auf einer komplett anderen Ebene. Das sind nicht vergleichbare Aufgaben", meint der 61-Jährige. Er sieht den Schwerpunkt in Berlin - weder in Brüssel noch im Völklinger Rathaus.

"Was hier in meiner Umgebung passiert, ist maßgebend. Für mich ist also die Kommunalpolitik am wichtigsten, wobei alle Politiker einmal so, das andere Mal so sagen und man am Ende doch nicht weiß, woran man ist", sagt Sonja Becker aus Fürstenhausen. "Da wird bei jeder Wahl viel versprochen, doch am Ende nichts umgesetzt", meint die 68-jährige Rentnerin. Von den Politikern ist sie enttäuscht.

Auch Jutta Rich aus Völklingen ist der Meinung, dass Politiker weder auf kommunaler noch auf Landesebene viel für den Einzelnen tun. "Alle versprechen nur, keiner macht was. Das fängt bei uns im Ort an und hört in Brüssel auf. Wenn es nach mir ginge, müsste sich viel in der Politik verändern", erklärt die 54-jährige Angestellte. Sie wünscht sich, dass der einzelne Mensch mehr Beachtung fände.

Karl Heinz Nemenich aus Völklingen findet, dass die Kommunalpolitik sein Leben am meisten beeinflusst. "Allein die Steuererhöhung, die anfällt, wenn es heißt, dass Völklingen sparen muss. Das wird durch den Stadtrat beschlossen, da haben wir im Endeffekt keinen Einfluss drauf; aber es betrifft uns ja doch", meint der 62 Jahre alte Rentner. Er fürchtet, durch die Finanznot Völklingens zur Kasse gebeten zu werden: "Entscheidungen, die auf kommunaler Ebene getroffen werden, beeinflussen unser Leben mehr als etwa Gesetze, die in Brüssel verabschiedet werden." "Sowohl Kommunal- als auch Europapolitik ist wichtig", findet Brunhilde Kammer aus Elm. "Natürlich interessiert es einen mehr, dass etwas für den Ort gemacht wird, in dem man lebt. Aber auch was für das Land gemacht wird, ist wichtig. Das Schöne am Saarland ist, doch, dass jeder jeden kennt. Ich war mit der Ministerpräsidentin schon spazieren", sagt die 64-jährige Verkäuferin, die gestern am Völklinger Markt unterwegs war und sich wünscht, dass das Saarland eigenständig bleibt - egal auf welcher Ebene entschieden wird.

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