Erinnerungen an bewegte Jahre wieder aufleben lassen

Elversberg · . Zwei große, steinerne Wasserbecken, dahinter eine gemauerte Wand mit einer Tür in Kopfhöhe: „Das war die Brunnenkammer“, erzählt Ortsvorsteher Lothar Engelbreth.

"Uns wurde immer gesagt, da kommen die Babys raus." Der Waschbrunnen in der Herrenstraße, gebaut 1890 und schon lange nur noch als Foto präsent, ist mitsamt den um ihn rankenden Geschichten laut Engelbreth eines der "typischen Schätzchen", welche die Heimatstube Elversberg birgt. Man muss sie nur entdecken - für Jüngere, die bunte, bewegte Bilder gewöhnt sind, eine gewisse Herausforderung. Und doch gelingt es Marlene Kuhn und Karl-Werner Backes immer wieder, Grundschüler in diesen Räumen für die Elversberger Geschichte zu begeistern.

Zusätzlich zu den Führungen und den wöchentlichen Öffnungszeiten mittwochs von 17 bis 19 Uhr öffnet die Heimatstube einmal im Jahr für einen ganzen Nachmittag ihre Türen im Eckhaus St. Ingberter Straße 19. Auch diesmal strömten die Besucher. Wobei naturgemäß vor allem ältere Semester die Möglichkeit nutzten, bei Käsekuchen und Kaffee ins Gespräch zu kommen und in aller Ruhe die mehr als 1000 Exponate an den Wänden und in Ordnern zu studieren. "Ach ja, daran kann ich mich auch noch erinnern", erklang es am Mittwoch ein ums andere Mal.

Gegründet wurde die Heimatstube 1996 von Ludwig Mayer, der ebenfalls zugegen war. Thematisch geordnet, findet man an der einen Wand zum Beispiel alle örtlichen Pfarrer, an der anderen Kommunalpolitiker, Ärzte oder Elversberger VIPs. Mindestens genauso bemerkenswert, dass es eine eigene Wandhälfte nur für Gruppenfotos von Familien mit mehr als 10 Kindern gibt. "Meine Urgroßmutter hatte 24 Kinder", erklärt Backes. "Sie sagte immer, die einzige Zeit, wo ich Ruhe habe, ist, wenn ich im Kindsbett liege" - und wurde über 80 Jahre alt.

Vorher-Nachher-Fotos zeugen vom Wandel des Ortsbildes. "Wir hatten sogar eine richtige Badeanstalt", weist Engelbreth auf ein Foto vom Heinitzer Weiher: "Die Weidaschbach". Und weiter geht es zur Ziegelhütte und zur Straßenbahn, das Kapitel Nationalsozialismus wird nicht ausgeklammert. Dazwischen Fossilien aus dem Karbon, Modelle wie das des ersten Elversberger Hauses, das "Alte Forsthaus", ein Harmonium . . .

Und dann kommen doch noch ein paar Kinder. Gemeinsam mit ihren Betreuerinnen nehmen sie die gespendeten Erlöse der Hobbyausstellung vom November, großzügig aufgerundet durch den Ortsrat, entgegen. Je 300 Euro gehen an den Katholischen und den Evangelischen Kindergarten, die Theater-AG der Grundschule und die Musik-AG der Albert-Schweitzer-Schule - eine Investition in die Elversberger Zukunft, die auch irgendwann dokumentierte Geschichte sein wird.

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