Die Kunst mit Schruppröhre und Halbrundschaber

Saarbrücken · Schreinermeister Benedikt Bohlinger aus Marpingen ist ein absoluter Könner an der Drechselbank, und damit sogar international gefragt. Am Samstag führte er fünf Hobbydrechsler in die Geheimnisse seines Handwerks ein.

 Rudi Klos darf gleich selbst Hand anlegen. Schreinermeister Benedikt Bohlinger zeigt, wie es richtig geht. Foto: Oliver Dietze

Rudi Klos darf gleich selbst Hand anlegen. Schreinermeister Benedikt Bohlinger zeigt, wie es richtig geht. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Die Füße in einem Haufen von Holzspäne, den Meißel im Anschlag, konzentriert über ein Stück Kiefernholz gebeugt - so erklärt Benedikt Bohlinger seinen ersten fünf Schülern das Drechselhandwerk. Am Samstag startete der erste Grundkurs zum Thema Drechseln in der Schreinerinnung des Saarlandes. Eigens hierfür wurden Werkzeug und neue Drechselbänke angeschafft. "Drechseln ist eine mentale Tätigkeit, bei der man alles um sich herum vergessen und den Alltag einfach hinter sich lassen kann", so der gelernte Schreinermeister und Kunsthandwerker Bohlinger. Heute zeigt der Experte fünf Hobbydrechslern wie es richtig geht: Nach einer kurzen Einführung dürfen die Teilnehmer selbst Hand anlegen und einen Holzblock rund drechseln. So bekommen die Schüler gleich ein Gefühl für das Werkzeug, die Maschine und das Holz und können austesten, was mit Holz alles möglich ist.

Ohrenbetäubender Maschinenlärm, fliegende Späne und der Duft von Kiefernholz erfüllen die Schreinerwerkstatt. Hochkonzentriert und mit Schutzbrillen ausgerüstet, können die Hobbydrechsler nun ihr Geschick unter Beweis stellen. Egal ob Banker, Informatiker oder Polizeibeamter, alle interessieren sich heute nur für ein Stückchen Holz . Die Drechselschüler sind Anfänger, haben keine oder nur wenig Vorkenntnisse. Auch Marina Schneider (58) aus Riegelsberg drechselt heute zum ersten Mal und ist begeistert. Aufs Holz gekommen ist sie durch ihren Onkel, der im Keller eine alte Drechselbank hatte. "Ich interessiere mich fürs Möbelbauen und irgendwo muss man ja anfangen", erklärt Marina. Roland Hick (47) hingegen fand Drechseln schon immer bieder, aber interessierte sich trotzdem für die Holzbearbeitung. Den Informatiker aus Wadgassen überzeugte die praktische Ausrichtung des Kurses. In entspannter Atmosphäre im kleinen Kreis kann man seiner Kreativität freien Lauf lassen. Es geht darum, das Drechseln spielerisch zu lernen, das Holz zu fühlen und es kunstfertig zu formen.

Mit Schruppröhre, Meißel, Abstechstahl und Halbrundschaber entstehen Kreisel, Dosen und kunstvoll geformte Vasen. Unter seinen geübten Händen wird ein fast ausgestorbenes Handwerk wieder zum Leben erweckt. Der Schreinermeister in dritter Generation gehört zu den Koryphäen der saarländischen Drechselszene. Mit seinen Schalen und Gefäßen ist er auf internationalen Kunstmessen vertreten und wurde unlängst sogar zur internationalen "American Association of Woodturners" in Phoenix, Arizona, eingeladen.

Wer das Drechslerhandwerk selbst erleben will, kann sich zu verschiedenen Kursen unter g.weiand@schreiner-saar.de oder Tel. (06 81) 99 18 112 anmelden.

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