Auf dem Weg zu den Paralympics

Marpingen · Tägliches Training mit dem Rennrollstuhl auf der Bahn oder im Kraftraum: Der Marpinger David Scherer bereitet sich auf anstehende Wettkämpfe vor. Mit seinem Schnellfahrstuhl will er die erforderlichen Normen schaffen, um im September bei den Paralympics in Rio de Janeiro an den Start gehen zu können.

 Der Marpinger David Scherer dreht auf der Tartanbahn allein seine Runden. Foto: Faber

Der Marpinger David Scherer dreht auf der Tartanbahn allein seine Runden. Foto: Faber

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Das Team "Rio ruft!" ist eine Gruppe junger deutscher Rennrollstuhlfahrer, die für ein Ziel trainiert: die Paralympics im September in Rio de Janeiro. Mit dabei ist der 20-jährige mehrfache Junioren-Weltmeister David Scherer aus Marpingen . Seit Geburt ist er im Lendenwirbelbereich querschnittsgelähmt. Der Sport gibt ihm die Möglichkeit, sich richtig auszutoben. Zunächst fuhr der Marpinger mit dem Handbike, zehn Jahre fährt er nun überaus erfolgreich mit dem Rennrollstuhl. "Das Wichtigste ist die Grifftechnik, um den Rollstuhl in Schwung zu bringen und schnell und sicher in der Spur zu halten", erklärt Scherer. Er betreibt eine sehr trainingsintensive Sportart. Hartnäckigkeit, Disziplin und der Ehrgeiz - das sind Eigenschaften, die er verinnerlicht hat. "Nur um ein Kilometer pro Stunde schneller zu fahren, muss man seine Grundlagenausdauer erheblich verbessern", ergänzt er.

Seine Schufterei bis an die Belastungsgrenze hat sich ausgezahlt. Bei der Junioren-Leichtathletik-Weltmeisterschaft der Behinderten 2011 in Dubai regnete es gleich sechs Goldmedaillen. "Das bei sechs Starts zwischen 100 und 5000 Metern", erzählt der 20-Jährige. Insgesamt 18 Mal hat er bislang bei einer WM Gold geholt, bei Europameisterschaften und Deutschen Meisterschaften stand er mehrfach oben auf dem Treppchen. Ganz allein dreht er unter der Woche auf der Tartanbahn des Marpinger Sportplatzes seine Trainingsrunden. "Mit einer Gruppe ist es schöner zu trainieren", sagt Scherer. Wichtig ist momentan für ihn, dass sein Zeitmanagement passt. Denn noch vor dem sportlichen Fernziel, eine Teilnahme bei den Paralympics im September in Rio, steht sein berufliches Nahziel, das Fachabitur. "Ich muss so arbeiten, dass der Sport reinpasst", meint Scherer.

Doch er weiß, seine gesammelten Titel, Medaillen und Urkunden sind kein Freibrief für die Teilnahme an internationalen Wettbewerben. "Es werden vom Verband Nominierungsnormen vorgeben, die muss ich bei den Wettkämpfen erreichen", erklärt der Kader-Athlet der Sportstiftung Saar. Durch eine Erkältung hinkt er beim Aufbauprogramm etwas hinterher. "Das werde ich noch aufholen", gibt sich Scherer kämpferisch. Seinen nächsten Wettkampf bestreitet er im Mai bei seinem neuen Verein in Püttlingen, dann geht es zu einer Serie in die Schweiz und im Juli will er topfit bei der Junioren-Weltmeisterschaft an den Start gehen. "Das ist alles noch Zukunftsmusik, jetzt sind die Hausaufgaben dran", so Scherer.

Im Saarbrücker Olympiastützpunkt nimmt ihn der ehemalige Niederwürzbacher Handballer Olaf Schepp beim Krafttraining ran. Sein Trainer Alois Gmeiner wohnt in der Nähe von Bonn. "Er schreibt mir die Trainingspläne und ich gebe ihm Rückmeldung", berichtet Scherer. Wenn er die 100 Meter in einer Zeit um die 14 Sekunden zurücklege, sei das super, worauf er bei der Sprintdisziplin hinarbeite. "Bis 400 Meter ist ein Läufer schneller, dann dreht sich das Ganze", vergleicht er seine Sportart mit der Leichtathletik. Überhaupt ist Sport Scherers Lebensinhalt. In Marpingen versäumt er fast kein Hand- oder Fußballspiel.

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