Waches Auge statt Bürgerwehr

Unsere Woche · Es gibt nicht den Asylsuchenden schlechthin. Genauso wenig wie es den Deutschen an sich gibt. Jede Gruppe, jede Nationalität, jede Bevölkerungsschicht kennt böse und gute Menschen. Vertreter, die dem Ansehen schaden oder es aufzupolieren vermögen.In Tholey scheint sich die Mehrheit der dort lebenden Menschen dessen bewusst zu sein.

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Foto: Robby Lorenz

Zumindest im Bezug aufs neue Haus für junge Flüchtlinge. Denn während eines Infoabends zu der im Februar startenden Einrichtung war von Ressentiments nichts zu spüren. Keine Gleichmacherei, die nach den Ereignissen der Neujahrsnacht vor dem Kölner Bahnhof allzu gern für billige Polemik gegen Schutzsuchende eingesetzt wird. Als hätten es alle Neuankömmlinge auf blonde, blauäugige Frauen abgesehen und würden über sie herfallen. Als wären alle Kriegsvertriebenen per se Diebe und Scharlatane.

Ausgerechnet Bürgerwehren, agierend andernorts im rechtsfreien Raum, bombardieren die von ihnen eingeforderte Polizeimacht mit Steinen. Diese selbst ernannten Ordnungshüter machen gegen Ausländer mobil, welche sie ausnahmslos als aggressive Subjekte diffamieren, die unser gesegnetes Land überschwemmen. Diese Volksverhetzer legen Lunte an Unterkünfte, ungeachtet dessen, ob sie dadurch Leben gefährden. Diese "guten" Deutschen maßen sich an, für Ordnung zu sorgen. Mit brutalen Mitteln, die sie eigentlich den ach so bösen Ausländern im Generalverdacht ankreiden. In Tholey lässt sich die überwiegende Mehrheit nicht von geistigen und echten Brandstiftern blenden. Sie geht offen mit den neuen Bewohnern auf Zeit um. Lässt sich nicht von denen einschüchtern, die für Krawall stehen - weder auf Seite der Asylbewerber, die auch kriminelle Zeitgenossen haben; noch auf Seite der Deutschen, die behaupten, zum Volkes Wohl durchgreifen zu müssen.

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