Kinder Zahn: „Das ist alles rein spekulativ“

Wallerfangen · Eine schier unendliche Geschichte ist das mit der Krippe in Wallerfangen. Im aktuellen Wahlkampf wird sie wieder zum viel diskutierten Thema.

 Die neu gebaute Krippe auf der Adolphshöhe Wallerfangen war nur wenige Wochen eine Kita, seit 2014 steht sie leer. Wegen des nach wie vor laufenden Beweissicherungsverfahrens passiert hier nichts.

Die neu gebaute Krippe auf der Adolphshöhe Wallerfangen war nur wenige Wochen eine Kita, seit 2014 steht sie leer. Wegen des nach wie vor laufenden Beweissicherungsverfahrens passiert hier nichts.

Foto: Nicole Bastong

Verwaist liegt der schicke Neubau im Ortskern, kein Kinderlachen, die Spielgeräte hinter dem Zaun sind noch nie benutzt worden. Was könnte man nicht alles aus der leerstehenden Krippe mitten auf der Adolphshöhe in Wallerfangen machen: Wieder eine Kita, eine dringend benötigte Erweiterung für die FGTS der Grundschule oder sie wenigstens verkaufen – gerade jetzt im Wahlkampf präsentiert gern jeder seine eigenen Überlegungen dazu.

Dabei steht eine Weiter- oder Wiedernutzung des 2014 neu gebauten und seitdem geschlossenen Gebäudes überhaupt nicht zur Debatte: „Das ist alles rein spekulativ“, betont Bürgermeister Günter Zahn. Selbst ob das Gebäude vielleicht sogar komplett abgerissen werden muss oder nicht, ist immer noch völlig unklar.

Denn seit der plötzlichen Schließung im Herbst 2014, nur wenige Wochen nach der Eröffnung des Krippenbetriebs, läuft ein Beweissicherungsverfahren. Das bedeutet: Nichts darf mehr im Gebäude verändert werden, dazu rate auch der Anwalt der Gemeinde dringend.

Die Gemeinde Wallerfangen als Bauherr klagt gegen den Architekten des Neubaus, der wegen massiver Schadstoffbelastung vom Gesundheitsamt gesperrt werden musste. Sie fordert Schadensersatz: Der Bau selbst kostete rund 1,7 Millionen Euro; einen Zuschuss vom Land über eine Millionen Euro musste die Gemeinde 2017 zurückzahlen, und dafür einen Kredit aufnehmen. Weitere rund 250 000 Euro kostete der Rückbau des Gebäudes, das als Sanierungsversuch des Architekten bis Ende 2016 komplett entkernt wurde – jedoch umsonst. Ganz zu schweigen von dem Ausfall, der der Gemeinde durch die fehlenden Krippenplätze entstand oder den Kosten für die Container, die derzeit als Ausweichquartier dienen, wie Zahn ergänzt.

Doch er wird als Bürgermeister wohl kaum noch erleben, wie der Prozess beim Landgericht endet: „Das wird sich noch über Jahre ziehen“, ist sich Zahn sicher. Und auch wenn es so aussehe, als herrsche Stillstand in Sachen Krippe: Rund 290 „Vorgänge“ dazu, etwa Gespräche mit dem Anwalt der Gemeinde, habe er vermerkt. „Da passiert ständig etwas“, versichert Zahn.

Der letzte offizielle Schritt in Richtung Gerichtsverfahren ist aber wiederum über ein Jahr her, denn die Mühlen mahlen wohl langsam: Erst Anfang Januar 2018 ging der Gemeinde Wallerfangen das gerichtlich bestellte Gutachten zu. Dessen Verfasser war bereits im Juli 2017 vor Ort. Das etwa 100-seitige Schriftwerk kam zu dem Schluss, dass zum einen die fehlende Lüftung, die der Architekt hätte einbauen müssen, um eine Belastung der Raumluft zu vermeiden, verantwortlich sei; zum anderen eine minderwertige Qualität der zahlreich verbauten OSB-Platten in der Holz-Kita.

Die Gemeinde zeigte sich mit dem Gutachten jedoch nicht zufrieden, auch nicht mit dem Angebot der Gegenseite, „deren Versicherung vorschlug, einfach nachträglich eine Lüftung einzubauen und damit gut“, hob Zahn hervor.

Denn die Gemeinde hatte bereits Ende 2015 ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben, das allerdings im Beweissicherungsverfahren des Landgerichtes nicht berücksichtigt wird. Erstellt hat es ein vereidigter und zertifizierter Sachverständiger für Geruchsbelästigung aus Frankfurt. Dieser kam zu dem Schluss, dass die Krippe nur durch eine komplette Sanierung wieder nutzbar würde. Doch ob und wann es dazu kommen könnte: Völlig unklar.

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