Behindertenbeauftragter Richtig geplant spart zuletzt auch Kosten

Schmelz · SZ-Serie: Behindertenbeauftragte im Kreis Saarlouis. Heute: Manfred Leinenbach in der Gemeinde Schmelz.

 Auf Anregung des Behindertenbeauftragten wurde in Hüttersdorf ein barrierefreier Zugang zum Einkaufsmarkt geschaffen. Fotos:Carolin Merkel

Auf Anregung des Behindertenbeauftragten wurde in Hüttersdorf ein barrierefreier Zugang zum Einkaufsmarkt geschaffen. Fotos:Carolin Merkel

Foto: Carolin Merkel

Auf etwas mehr als fünf Jahre kann der Limbacher Bürger Manfred Leinenbach, Jahrgang 1954, mittlerweile auf seine Arbeit als Behindertenbeauftragter der Gemeinde Schmelz zurückschauen. „Als die Stelle nach dem Rücktritt meiner Vorgängerin vakant wurde und mich der Bürgermeister gefragt hat, habe ich spontan gesagt, ich mach’s“, erzählt Leinenbach. Denn er wollte sich kommunalpolitisch nach einer Pause erneut in seiner Heimatgemeinde einsetzen.

Sein Engagement für Menschen mit Behinderungen geht schon viel weiter zurück. Der studierte Soziologe ist selbst betroffen, seine Sehbehinderung, erklärt er, führte dazu, dass er sich sehr früh für Behindertenpolitik und soziale Sicherheit einsetzte. Mehr als 33 Jahre ist er als Referent im Bereich Behindertenpolitik bei der Arbeitskammer des Saarlands tätig, dazu kommen viele Jahre Vorstandsarbeit im Landesbehindertenbeirat.

Seine Aufgabe in der Heimatgemeinde sieht er klar definiert. „Ich will mich für die Gesamtheit der Behinderten einsetzen“. Für ihn zählt dazu insbesondere die Abstimmung bei Baumaßnahmen. Barrierefreiheit, sagt er, sei eine wichtige Querschnittaufgabe. „Doch was nutzt uns ein barrierefreier Hintereingang? Behinderte Menschen haben das Recht, mit allen anderen Gästen durch den Haupteingang zur Veranstaltung zu gelangen. Das ist Gleichstellung“, betont er.

Leinenbach ist immer froh, wenn er sehr frühzeitig einbezogen wird. „Dann kann man noch eingreifen“, erklärt er. Wobei, auch das stellt er fest, verschiedene Planungen, die einen Neubau mit und ohne Barrierefreiheit gegenüberstellen, dürfte es nicht geben. „Dann würde der unzulässige Vergleich der Kosten wegfallen“, sagt er.

Viel passiert, erzählt er, ist im Rathaus in Schmelz, eine rollstuhlgerechte Rampe, Aufzüge, selbst-
öffnende Türen sorgen für Barrierefreiheit. Sehr gut umgesetzt wurde das Thema auch im alten Zollhaus. „Hier war ich frühzeitig mit eingebunden“, erklärt er. Nach wie vor Sorgenkinder, sagt der Beauftragte, sind in der Gemeinde die Friedhöfe. „Da wären einfach mal andere Bodenbeläge angesagt, damit man mit Rollstuhl oder Rollator Zugang hat“.

Leinenbach begrüßt das Förderprogramm zum Ausbau der Haltestellen, zeigt Verständnis dafür, dass nicht alle ausgebaut werden können. Auch im Bereich der akustischen Ampelanlagen, sagt er, solle die Gemeinde dort handeln, wo es Sinn macht. „Ich denke, wenn Anfragen kommen von sehbehinderten Menschen, dann sollte die Maßnahme dort auch umgesetzt werden“, erklärt er.

Er wünscht sich einen engen Kontakt zu den Menschen mit Behinderungen in der Gemeinde, will jederzeit Ansprechpartner sein. „Ich muss nicht bei allen Dingen helfen, manchmal reicht es schon, wenn ich die entsprechenden Ansprechpartner benenne“, sagt er. Leinenbach hat auch Verständnis für die finanzielle Situation der Gemeinde, kann zugleich aber auch Kämpfer sein. Dann gerät er mit dem Bürgermeister, aber auch den Architekten und Gewerbetreibenden schon mal in Disput. „Dabei wäre es so einfach, gleich richtig geplant spart zuletzt auch Kosten“, sagt er. Doch vieles sei „einfach nicht in den Köpfen der Menschen angekommen“, sagt er.

Auf der Landesebene setzt er sich auch für den Einsatz der einfachen Sprache und von Gebärdendolmetschern ein, Induktionsschleifen können Hörbehinderten die Teilhabe ermöglichen. Ins Gespräch kommen will er mit den Kirchengemeinden. Das Sprichwort: „Ein Rollstuhlfahrer kommt leichter in den Himmel als in die Kirche“ gilt, sagt er, gilt bei den Behinderten noch immer. Dass gehbehinderte Menschen etwa nicht ins Dorfgemeinschaftshaus in Dorf kommen, sieht er als echtes Ärgernis. „Für mich sind die Ortsratssitzungen ganz klar dadurch nicht öffentlich“, moniert er. Und auch als Wahllokal sind Gebäude, die nicht barrierefrei zu erreichen sind, untragbar.

„Mehr als 2000 Menschen in Schmelz sind als Schwerbehinderte gemeldet, sie werden immer noch oft diskriminiert. Dabei sind die vielen Maßnahmen, die ihnen das Leben erleichtern, ein Gewinn für alle Bürgerinnen und Bürger. „Wir sind in Schmelz auf einem guten Weg, die Zusammenarbeit mit der Gemeinde klappt bestens“, sagt er.

 In Michelbach ermöglicht eine Rampe den Zugang zur alten Schule.

In Michelbach ermöglicht eine Rampe den Zugang zur alten Schule.

Foto: Carolin Merkel
 Manfred Leinenbach

Manfred Leinenbach

Foto: Carolin Merkel

Manfred Leinenbach, Behindertenbeauftragter der Gemeinde Schmelz ist zu erreichen unter der Telefonnummer (01 51) 53 30 16 41.

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