Ausstellung Vielstimmiges Gastspiel von Solisten

SAARWELLINGEN · Die Künstlergruppe Untere Saar zeigt bei der Ausstellung „Einklang“ Werke im Alten Rathaus Saarwellingen.

 Die Akteure der Ausstellung „Einklang“ im Alten Rathaus Saarwellingen

Die Akteure der Ausstellung „Einklang“ im Alten Rathaus Saarwellingen

Foto: Gerhard Alt

Eigentlich ist der Titel „Einklang“ Etikettenschwindel. Diejenigen, die zurzeit das Alte Rathaus bespielen, sind allesamt Solisten und inszenieren Vielklang. Das Gemeinsame liegt paradoxerweise in der Einzigartigkeit jedes Einzelnen. Dieses vielstimmige Gastspiel der Künstlergruppe Untere Saar erfüllt hauptsächlich den Zweck, die einzelnen Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken zu präsentieren. Also waren auch fast alle 17 Ausstellenden bei der Vernissage anwesend.

Bevor Gaetano Groß sie einzeln vorstellte, begrüßte Ortsvorsteher Peter Freichel die zahlreichen Gäste und überreichte Roland Schmitt als Vorsitzendem des Kulturfördervereins Altes Rathaus ein Kuvert mit der Bemerkung, Saarwellingen lasse sich die Kultur etwas kosten.

Die Künstlergruppe arbeite nicht nach Vorgaben, erklärte ihr Vorsitzender Gaetano Groß, sondern jedes Mitglied habe seine unverwechselbare Handschrift. Aufmerksame Besucher spürten dem Gesagten beim Betrachten der Bilder, Skulpturen und Objekte nach. Werner Bärmanns in Stein gehauene oder bronzene Eulen sind reduzierte Figuren, gleichwohl noch in der Wiederholung so einzigartig wie der behauene schöne Muschelkalk aus der Provence. Wolfgang Bier hat kleinformatige Fotos aneinander gereiht, die dadurch buchstäblich wirken wie gewirktes Gewebe afrikanischer Gewänder. Peter Beckers Buntstiftzeichnungen sind Präzisionsarbeiten mit hyperrealistischer Anmutung. Bei Rita Burgwinkel sind die Farben so subtil abgestimmt, dass ihre großen gegenstandslosen Gemälde so wenig bunt sind, wie eine Fuge von Bach laut ist.

In den surrealistischen Werken von Roy Gangi bekommt die schöne, andere Welt viel angenehme Stimmung nicht ohne kritische Details wie eine leere Konservenbüchse im idyllischen See, während in seinen Holzskulpturen die Harmonie ungetrübt ist.

Gaetano Groß lässt mit typischem Witz „Miles & more“ auftreten: Miles Davis und David Bowie, Leute also, die ihr Image oft änderten, so wie Groß in den Monotypien mehrere Schichten zusammenfügt wie Sedimente mit Ablagerungen aus verschiedenen Zeiten. Gabi Lackenmachers Kompositionen von Saarbrücker Ansichten sind Klassiker: zeitlos realistisch-kubistisch-verfremdet. Dietermüller huldigt auf seine Art realistisch malend einerseits der Schönheit (der Frauen) andererseits seinem schrägem Humor, wenn er einen Totenkopf und einen Clown mit demselben breiten Grinsen zum Thema Gemütlichkeit ins Bild setzt. Angela Pontius gelingen neben Keramik-Wandreliefs Werke in Mischtechnik und Collagen in nuancierter lyrischer Bildsprache, die eine Befindlichkeit erahnen, aber kaum beschreiben lässt. Roland Schmitt präsentiert neue Werke seines fantastischen Realismus’, die weniger Erdfarben als sonst und dafür mehr – sagen wir mal – Himmelgrau enthalten, als gehe die Reise zu sich selbst im Weltall weiter.

Alexander Thugutt steuert perfekte Fotomontagen mit Menschen und Technik aus vergangener Zeit bei. Postmodern muten die Fotos von Norbert Weber an, wenn sich in einem Gebäude andere spiegeln oder ein Kreuz aus verrosteter Metalloberfläche hervortritt. Stefanie Webers Bilder mit Figuren in leuchtenden Gouachefarben wirken aufgrund von erhabenen Wülsten im Bild plastisch. Zilli Willike ist diesmal nicht mit floralen Bildern dabei, aber ihre Felsformation und die Flaschengruppe muten wie belebte Natur an. Wie ein Statement platziert Regina Zapp ihr „Besenballett“, vier tanzende Figuren voller Bewegung und doch stabil den Raum strukturierend.

Als Gäste präsentieren der Luxemburger Rene Kayl Skulpturen aus sehr hartem Stein und der Kunststudent, der unter dem Namen „Copyright“ firmiert und während der Vernissage unsichtbar blieb, einen formvollendeten in Stein gehauenen Eisbären und ein vielversprechendes dreiteiliges Wandobjekt „Pay Hills“.

Die Ausstellung ist bis 19. Januar dienstags bis samstags von 18 bis 22 Uhr zu sehen.

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