VSE: Wir fahren Ensdorf auf Sicht

Ensdorf/Saarlouis. Kohlekraftwerke leiden erheblich darunter, dass die Bundesregierung der Einspeisung von Strom aus erneuerbarer Energie ins Netz Vorrang gebe, hat Steag-Chef Joachim Rumstadt jüngst geklagt. Er warnte vor einem möglichen Aus für die Steag-Standorte Fenne und Göttelborn. Die VSE gab sich gestern vergleichsweise bedeckt

Ensdorf/Saarlouis. Kohlekraftwerke leiden erheblich darunter, dass die Bundesregierung der Einspeisung von Strom aus erneuerbarer Energie ins Netz Vorrang gebe, hat Steag-Chef Joachim Rumstadt jüngst geklagt. Er warnte vor einem möglichen Aus für die Steag-Standorte Fenne und Göttelborn. Die VSE gab sich gestern vergleichsweise bedeckt. Der saarländische Stromproduzent betonte auf SZ-Anfrage, die Vorrang-Problematik gelte grundsätzlich auch für Ensdorf. "Die von Steag genannten Markteffekte, die auf die konventionellen Kraftwerke aktuell massiv einwirken, sind korrekt dargestellt." Die einzelnen Kraftwerke im Saarland hätten aber unterschiedliche Vertragslagen.

VSE betrachtet die Lage für ihren Block eins in Ensdorf offenbar pragmatisch: "Aufgrund der sich aktuell kurzfristig mehrfach stark verändernden Rahmenbedingungen fahren wir mit unserem Standort die Strategie ,auf Sicht fahren'". Und: "Gemeinsam mit unseren Partnern Saarstahl und Saarschmiede beobachten wir den Markt und die von der Politik gesetzten Rahmenbedingungen sehr genau. Gegenwärtig können wir jedoch keine neuen Aussagen treffen."

Im Rahmen der Reform des Gesetzes zur erneuerbaren Energie (EEG) könnten Strom-Umlagen auch für Kraftwerke erhoben werden; mit der Umlage finanziert der Stromverbraucher die Energiewende. Wie dies Ensdorf treffen könnte, äußerte VSE-Sprecherin Marie-Elisabeth Denzer gestern nicht. Nur: "Der Umfang der EEG-Förderung wirkt sich indirekt auf die Vermarktungsmöglichkeiten der konventionellen Kraftwerke aus."

Jost: Belastung für den Kreis

Unterdessen warnte SPD-Generalsekretär Reinhold Jost gestern, dass EEG-Reformpläne von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) die Industrie gerade im Kreis Saarlouis erheblich belasten könnten. Als Teil der Reform solle künftig auch der Verbrauch von solchem Strom mit der EEG-Abgabe belastet werden, der von einem Unternehmen zum Eigenverbrauch erzeugt wurde. Das betrifft etwa das Gichtkraftwerk der Dillinger Hütte oder Block drei des Kraftwerks Ensdorf. Dessen Strom wird nur für Saarstahl und die Saarschmiede erzeugt. "Den Kraftwerksstandort Ensdorf könnte das existenziell bedrohen", sagte Jost. Eine weitere EEG-Änderung würde die Wirtschaft gerade im Kreis Saarlouis stark belasten. Hier profitierten stromintensive Betriebe bisher davon, wegen der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von der EEG-Abgabe befreit zu sein. Nun könnte die Befreiung zumindest teilweise ausgesetzt werden. Jost: "Das würde die Wettbewerbsfähigkeit von Hütte oder Stahlwerk Bous empfindlich treffen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort