Gemeinsames VHS-Heft soll eingespart werden

Kreis Saarlouis · Nie mehr genüsslich blättern im neuen Programm der Volkshochschule? Es wäre eine geeignete Sparmaßnahme, findet die Kreisverwaltung: Das gemeinsame Programmheft der VHS des Kreises sowie der Städte Saarlouis, Lebach und Dillingen einzustellen.

Der Stand der Dinge bei der Umsetzung von Sparvorschlägen für die Kreisverwaltung nach dem Gutachten von PwC (wir berichteten) stand im Kreistag auf der Tagesordnung. Den Beschluss, jene Vorschläge zu prüfen und umzusetzen, hatte der Kreistag im Dezember 2014 gefasst. Jetzt nannte Hauptamtsleiter Marc Weisgerber unter anderem das Vorhaben, dass es ab 2016 kein gedrucktes gemeinsames Programmheft der vier Volkshochschulen im Landkreis mehr geben solle. Das spare etwa 70 000 Euro. Eine Maßnahme, die Klaus Kessler von den Grünen anprangert: "Landrat Lauer schafft neue Hürden in der Erwachsenenbildung."

Joachim Badelt, Leiter der VHS Lebach, bedauert den Beschluss, "weil das gemeinsame Programmheft doch ein sichtbares Zeichen für die gute Zusammenarbeit der Volkshochschulen war". Er befürchtet, dass in Zukunft sicherlich einige Leute nicht mit den VHS-Angeboten in Berührung kommen, die bisher durch das gedruckte Programm davon erfahren haben. Und bei allem Verständnis für Sparsamkeit warnt er die Politik: "Die Erwachsenenbildung darf nicht als Steinbruch für Einsparungen missbraucht werden."

Für den Leiter der Dillinger VHS, Stefan Dewes, ist das gedruckte Programm "absolut wichtig": "Wir brauchen eine Möglichkeit, unser Programm zu transportieren. Nur im Internet ist das keine Alternative, das wäre völlig an unserer Kundschaft vorbei." Nur ein knappes Viertel der rund 3000 Hörer im Jahr bei der VHS Dillingen meldeten sich online an. Das Heft sei auch wichtig, um auf den Semesterbeginn hinzuweisen, meint Dewes, und nicht zuletzt "ein Stück Präsens".

Andere Formen denkbar

Es stünden noch Gespräche an, sagte Dewes: "Man kann überlegen, ob das Programm vielleicht in anderer Form erscheint."

Gertrud Jakobs, Leiterin der VHS der Stadt Saarlouis , würde es bedauern, wenn das Programmheft eingestellt würde. Ein großer Teil der Klientel der VHS orientiere sich "noch nicht im Internet ". Ohnehin informiere man sich im Internet "funktional". Heißt: Einen Sprachkurs suche man dort zwar gezielt, blättere aber eher nicht elektronisch, um sich vom Programm einfach mal ansprechen zu lassen. Das gemeinsame Herbstprogramm werde noch erscheinen. Danach werde das Saarlouiser VHS-Programm aber auch noch auf Papier verfügbar sein. Denn die Institutionen, die im Hochhaus Theater am Ring unterkommen werden - also auch die VHS - denken laut Jakobs darüber nach, ihre Angebote gemeinsam zu präsentieren. Eine Stellungsnahme der Kreisvolkshochschule war gestern nicht zu bekommen.

Das Programmheft geht mit rund 100 000 Exemplaren zwei Mal jährlich an alle Haushalte im Kreis . Das kostet mit Vertrieb etwa 120 000 Euro. 40 000 Euro davon kommen aus einer Stiftung der Kreissparkasse, die die Kooperation der Volkshochschulen fördern soll - derzeit vor allem durch den Zuschuss zum Programmheft.

Meinung:

Lieber abspecken statt einstellen

Von SZ-Redakteurin Nicole Bastong

Machbar ist viel, aber ist es auch sinnvoll? Das gedruckte, gemeinsame Programm der Volkshochschulen im Kreis ersatzlos zu streichen, geht am Ziel vorbei. Denn ein Großteil der Klienten, so berichten es die VHS-Leiter, informiert sich in erster Linie über dieses Programmheft. Wie soll man auch den Kurs "Neulinge im Internet " finden, wenn man sich dort nicht auskennt? Und man kann zwar nach Yoga oder Kochkursen in Saarlouis googlen, aber stößt man dann automatisch auf das Angebot in Ensdorf oder Wallerfangen?

Natürlich gibt es noch zusätzliche Informationsquellen, zum Beispiel die Nachrichtenblätter oder die Zeitung. Aber das reicht nicht aus. Allerdings könnte man sehr wohl über die Darreichungsform diskutieren: Muss das Heft so dick sein, muss es in jedem Briefkasten landen?

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