Der Anfang war eher schmerzhaft

Saarlouis · Drei Frauen und ein Mann wollen OB in Saarlouis werden. Ein Besuch bei Marion Jost (CDU).

 Marion Jost kandidiert für die CDU als Oberbürgermeisterin.

Marion Jost kandidiert für die CDU als Oberbürgermeisterin.

Eines hat Marion Jost, die sich für die CDU um den Chefsessel im Saarlouiser Rathaus bewirbt, ihrer Konkurrenz voraus: Nur sie hat sich bereits einmal zur Direktwahl um ein öffentliches Amt gestellt. In ihrem sehr großen Wohnzimmer am Steinrausch, in dem jedem der wenigen Möbel viel Raum gelassen wird, erinnert sie sich: Wie sie 2012 schon einmal als OB kandidierte, gegen Roland Henz (SPD). Der schaffte ein Traumergebnis von 63 Prozent, sie war mit knapp 25 Prozent kläglich gescheitert. Dass es so schlimm kam, war unerwartet, das Scheitern an Henz aber war erwartet gewesen.

Heute hat Jost dennoch keinerlei Probleme damit zu sagen: "Es war wesentlich Roland Henz, weswegen ich nochmals kandidiere. Man kann über ihn sagen was man will, aber er setzt sich für Saarlouis ein. Das ist ansteckend."

Jost wurde später Bürgermeisterin (die Position wird durch Wahl im Stadtrat besetzt, nicht durch Direktwahl), zuständig für Finanzen, Familie, Schulen, Soziales. Ihre Amtszeit würde 2023 enden. Die neue OB-Amtszeit endet 2024, nach sechseinhalb statt der festgelegten zehn Jahre. Die nächste Wahl soll zum selben Termin stattfinden wie die Kommunalwahl.

Jost, die zuvor bei der Kreissparkasse Unternehmen beraten hatte, fand sich rasch in die städtischen Finanzen ein. Ihre bisherige Bürgermeisterzeit aber prägten die Flüchtlinge, die aufgenommen, untergebracht und begleitet werden mussten. Ein Kraftakt, für den sie Kompetenzen im Rathaus und ehrenamtlichen Einsatz bündelte, und mit dem sie sich einen Namen machte. "Wir haben 1100 Flüchtlinge in der Stadt, und man merkt es kaum." Jost erzählt von Mutter und Sohn aus Syrien, die sie beim Rathaussturm traf, beide "sprechen nach so kurzer Zeit toll Deutsch, und beide machen ein Bundesfreiwilligen-Jahr." Natürlich, es gebe immer auch negative Beispiele, sicher, ja, erzählt sie.

Das Haus am Steinrausch hat sie mit ihrem Mann Udo (sie haben einen erwachsenen Sohn) 1989 gekauft. Das Jahr, in dem sie eine besonders starke Erfahrung verortet: Der Fall der Mauer, oder, wie Jost spontan sagt, "die deutsche Einheit". Als sie vier Jahre alt war, kam sie mit ihren Eltern aus Dresden nach Saarlouis. Und 1989: "Ich werde die Blicke meiner Eltern vor dem Fernseher nie vergessen. Und wir konnten jetzt zu meinem Bruder fahren, wann wir wollten." Vielleicht, sinniert Jost, sei es ihre eigene Vergangenheit ("Ich hatte auch einen Flüchtlingspass"), die sie bei der Flüchtlingsarbeit als Bürgermeisterin beflügelt habe.

Heute, sagt die 59-Jährige, kenne sie sich im Unterschied zur ersten Kandidatur aus mit den städtischen Themen, das mache den Wahlkampf viel leichter.

Ohnehin sei damals das politische Klima unglaublich aufgeheizt gewesen. Als Leiterin der Wirtschaftsbetriebe Saarlouis (WBS) sei sie Anfeindungen ausgesetzt gewesen. "Mein erster Kontakt mit der Politik war eher schmerzhaft." Das Fell sei seitdem dicker geworden, und sie wisse auch, dass man "nichts nachtragen" dürfe in der Politik. Heute ist ihr Verhältnis auch zum politischen Gegner sehr entspannt.

Trotzdem, vielleicht gerade deswegen, spricht ihr Wahlslogan Bände. "Für dich. Für Sie. Für unser Saarlouis." Für Sie, das ließ sie selbst noch hinzufügen. "Ich duze mich ja nicht gleich mit jedem. Ein bisschen Distanz muss ja nicht schlecht sein."

 An der Verkehrssituation vor Schulen wie hier der Klosterschule in Fraulautern muss sich rasch etwas ändern, sagt Marion Jost. Fotos: Thomas Seeber

An der Verkehrssituation vor Schulen wie hier der Klosterschule in Fraulautern muss sich rasch etwas ändern, sagt Marion Jost. Fotos: Thomas Seeber

Die drei Kandidatinnen und der Kandidat treffen am Mittwoch, 8. März, 19 Uhr, in einer Podiumsdiskussion aufeinander. Sie wird moderiert von Mathias Winters (SZ) und Thomas Gerber (SR). Vereinshaus Fraulautern.

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