Posse um Freibad in Saarlouis Nach heftiger Kritik: Freibad nimmt Verbot für lange Badehosen zurück

Update | Saarlouis · Mit seiner neuen Kleiderordnung hatte das Saarlouiser Freibad Sonnenbad am Freitag für Wirbel gesorgt. Nach Kritik aus der Kommunalpolitik nimmt die städtische Betreibergesellschaft die Ankündigung zurück

Saarlouis - Freibad nimmt Verbot für lange Badehosen wieder zurück​
Foto: dpa/Felix Kästle

In Saarlouis geht es an diesem Wochenende Schlag auf Schlag. Kaum 24 Stunden nach Veröffentlichung der mit „Badebekleidung“ und „Badeordnung“ überschriebenen Ankündigung, nimmt die WBS ihre Änderung vom Freitag wieder zurück. Zuvor hatte die SPD-Fraktion im Stadtrat massive Kritik an der städtischen Gesellschaft geäußert.

Die SPD-Fraktion im Saarlouiser Stadtrat forderte nur fünf Stunden nach der Ankündigung, diesen „schlechten und verspäteten Aprilscherz“ wieder zurückzunehmen. Die Ratsfraktion zeigte sich in einer auf Facebook verbreiteten Stellungnahme überrascht von der neuen Badeordnung.

Aufsichtsrat der WBS war offenbar nicht informiert – Schäfer sucht Gespräch mit Oberbürgermeister

„Über eine neue Badeordnung wurde in der letzten Sitzung des Aufsichtsrates der WBS vergangene Woche nicht informiert“, wird SPD-Stadtrat Andreas Julien in der Mitteilung zitiert. Er sitzt für die SPD-Fraktion im Aufsichtsrat der städtischen Wirtschaftsbetriebe Saarlouis GmbH (WBS), die die Schwimmbäder Aqualouis und Sonnenbad betreibt.

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Foto: Stadtwerke Saarbrücken Bäder GmbH

Florian Schäfer, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat, kündigte an, mit Oberbürgermeister Peter Demmer (SPD) das Gespräch suchen zu wollen. Schäfer wolle bei seinem Parteifreund erreichen, „diesen schlechten Aprilscherz, am besten noch vor Eröffnung der Saison, rückgängig machen“ zu wollen.

Überraschung beim Stadtpolitik und Bürgern – Die Reaktion des WBS

Die SPD-Fraktion sei von der neuen Badeordnung wie viele Bürger der Stadt überrascht worden. Dass die geplante Änderung nicht vorab kommuniziert wurde, verärgere auch die Saarlouiser Kommunalpolitiker. Die Kehrtwende erfolgt dann um kurz vor 13 Uhr am Samstag.

Die WBS löscht bei Facebook den Post zur Badeordnung, hofft offenbar damit, den entstandenen Shitstorm loszuwerden. Stattdessen veröffentlicht das Unternehmen auf der Aqualouis-Seite eine kurze Stellungnahme. Man sei für das Feedback dankbar und nehme es sich zu Herzen. Die Idee zur Einschränkung der Badebekleidung „kam kommunikativ nicht so an wie erhofft“, heißt es weiter. Die Haus- und Badeordnung sei zu keinem Zeitpunkt geändert worden.

Ankündigung schlägt hohe Wellen bei Facebook – CDU Saarlouis kritisiert Kommunikation

Unter dem Facebook-Post des Aqualouis schwanken die Reaktionen der Nutzer zwischen Wut und Belustigung. „Ich hoffe sehr, dass das ein Scherz ist“, schreibt eine Userin unter den Beitrag. Eine andere wütet: „Das ist einfach unmöglich von euch! Ihr solltet euch was schämen!“

„Kommunikativ war das zuerst nicht gut“, schreibt Marc Speicher in einer Stellungnahme der CDU Saarlouis. Der Stadtverbandsvorsitzende weiter: „Es gibt genug Verbotskultur, da braucht es nicht noch Regeln für die Art der Badehosen.“ Speicher ergänzt: „Aber gut, dass die Stadt aufgeklärt hat, dass diese Bäderordnung nicht beschlossen und so nicht geändert war. Für eine solche Bäderordnung hätte es von uns auch keine Stimme gegeben.“

Post bei Facebook und auf der Website des Saarlouiser Freibads – Was die Reaktionen ausgelöst hat

Das Saarlouiser Freibad Sonnenbad hatte am Freitag angekündigt, zum Saisonstart 2023 seine Badeordnung zu ändern. Für Männer sind demnach nur noch kurze und eng anliegende Badehosen erlaubt. Diese dürfen nur aus Lycra, Nylon oder ähnlichen Materialien sein und keine Taschen haben. Weite Badebekleidung aus Polyester und Baumwolle soll dagegen im Bad künftig nicht mehr gestattet sein.

Das Schwimmbad begründete die neue Badeordnung mit dem hohen Wasserverbrauch, der durch die weiten Hosen verursacht werde. Auch die Wasserqualität solle durch die neue Ordnung steigen, da so weniger Verschmutzung ins Wasser getragen werde.

Änderung verhagelt vielen Saarlouisern den Start in die Badesaison

Eine Argumentation, die den Nutzern bei Facebook sauer aufstößt, zumal das Bad zur neuen Saison gerade erst den Eintrittspreis um einen Euro auf nun fünf Euro angehoben habe.

Vielen Nutzern scheint es egal zu sein, ob die Kleiderordnung im Sonnenbad noch mal zurückgenommen wird. Eine Nutzerin schreibt unter die Mitteilung der SPD: „Selbst wenn es zurückgenommen wird, die Lust auf dieses Schwimmbad ist mir deutlich vergangen.“ Viele Nutzer äußern sich ähnlich. Der Start in die Freibadsaison: in Saarlouis ist er kräftig in die Hose gegangen.

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