Hilde Altmeyer „Man sollte immer neugierig bleiben“

Lebach · Hilde Altmeyer ist Gründungsmitglied der VHS Lebach und nach 62 Jahren aus dem Vorstand ausgeschieden.

 Zum Wohl (von links): Der Vorsitzende Rudolf Werny, die Mitgründerin der VHS Lebach Hilde Altmeyer, die ehemalige Geschäftsführerin Regina Arndt und die derzeitige Leiterin Angélique Groß

Zum Wohl (von links): Der Vorsitzende Rudolf Werny, die Mitgründerin der VHS Lebach Hilde Altmeyer, die ehemalige Geschäftsführerin Regina Arndt und die derzeitige Leiterin Angélique Groß

Foto: Michael Britz/VHS/Michael Britz

Als wir den Termin ausmachen, an dem ich Hilde Altmeyer besuche, um mit ihr zu plaudern, staune ich nicht schlecht. Wenn ich ihr Alter nicht wüsste, würde ich denken, ich telefoniere mit einer Dame, die weitaus jünger ist. Es ist kaum zu glauben, dass Hilde Altmeyer nach 62 Jahren bei der Volkshochschule Lebach sozusagen ausgestiegen ist. Aus freien Stücken. Und das, obwohl Angelique Groß, die VHS-Leiterin, sie gerne noch im Vorstand behalten hätte.

Die heute 92-Jährige war am 10. April 1957 Mitgründerin der VHS – 30 Gründungsmitglieder, sie die einzige Frau. Sie kandidiert zwar nicht mehr für den Vorstand „Das heißt aber nicht, dass ich jetzt nichts mehr mache“, sagt sie. Ihr ehrenamtliches Dozenten-Engagement bei der VHS wird sie nicht ganz aufgeben. Obwohl sie schon überlegt, was sie jetzt mit ihrer Freizeit anfängt. Sie wird weiterhin die Leitung „Treff für Ältere“ behalten, ebenso die Fahrten zu den Vorstellungen des Saarländischen Staatstheaters begleiten.

Den Seniorenkreis betreut sie seit 17 Jahren. „Für die älteren Leute ist dieser Treff sehr wichtig, sie sollen wissen, wo sie hingehören.“ Den Theaterkreis leitet sie seit 40 Jahren. „Wir fahren mit dem Bus nach Saarbrücken ins Theater“, erzählt sie. Die Nachfrage sei groß, wahrscheinlich deshalb, „weil die Leute im Bus auf das jeweilige Stück vorbereitet werden“.

Und was macht sie jetzt mit ihrer frei gewordenen Zeit? „Mein Tag ist gut gefüllt“, gesteht sie, dass sie wohl kaum Langeweile haben wird. Nach dem Aufstehen und Frühstück wird natürlich erstmal ausgiebig Zeitung gelesen. Auch der Haushalt wartet. Jeden Morgen telefoniert sie mit ihrer Schwester (90), die auch an diesem Morgen anruft und fast vorwurfsvoll sagt: Du hast dich noch nicht gemeldet.“ Die beiden Schwestern telefonieren täglich um die gleiche Uhrzeit. „Und auch meine Enkelin aus Hamburg ruft fast täglich aus dem Auto an. „Dadurch bin ich immer informiert.“ Auto fährt sie selbst auch noch, allerdings will sie bis zum Herbst ihren Wagen abgeben. Und warum? „Damit die Beine sich bewegen.“

Und was macht sie sonst noch so? Yoga, jeden Tag, Kreuzworträtsel, Stricken und es wird jeden Tag gekocht. Das Alter findet Hilde Altmeyer interessant, „man hat die Ruhe, sich mit Dingen zu beschäftigen, für die man früher keine oder nur wenig Zeit hatte“. Wichtig findet sie die körperliche Bewegung, aber auch die geistige Bewegung. Durch ihre drei Enkel hat sie viele Themen, sei es Medizin, also Gesundheitsthemen, aber auch Geografie sei immer dabei.

Dabei kennt sie sich selbst sehr gut aus in der Welt. 67 Studienreisen nach Norwegen, Nizza, und Ungarn, aber auch Bulgarien, Ägypten, Kreta, Kairo, Kappadokien oder Moskau. Sie ist viel rumgekommen, „und durch die Busreisen haben wir sehr viel gesehen von Land und Leuten.“ In den ersten Jahren war noch ihr Mann dabei, den sie 1951 heiratete. „Mein Mann war ein Sprachgenie“, schwärmt sie. Nur wenige Wochen vor der jeweiligen Reise habe er die Sprache gelernt und konnte sich in dem Land durchaus gut verständigen. Leider ist er schon vor 40 Jahren gestorben.

Aber Hilde Altmeyer ist nicht alleine. Ihre Tochter (65) macht sich gerade den unteren Bereich im Haus zurecht. Und warum zieht sie nicht nach unten? „Ich muss mich doch bewegen.“ Da ist wieder der eiserne Wille, den die in Bad Bergzabern geborene Altmeyer auszeichnet. Wie macht sie das nur? „Meine Enkel sind mein Jungbrunnen“, sagt sie. „Zum 90. Geburtstag habe ich ein iPad geschenkt bekommen. Das ist so schön, wenn ich telefonieren kann und sehe sie dabei.“ Gerade, weil sie nicht im Saarland wohnen, sei es doch gut, den anderen beim Telefonieren nicht nur zu hören.

Bei der Verabschiedung zeigt sie mir ihren Rollator. „Der ist für die weiten Strecken.“ Sie stellt sich im Alter auf alles ein. Gemäß ihrem Motto: „Man sollte immer neugierig bleiben.“ Ich hoffe, dass sie es noch lange bleiben kann.

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