Brückenbauer in St. Petersburg

Lebach · Der Verein „Bereg“ kümmert sich um Straßenkinder in Russland an und versucht, ihnen eine Perspektive zu bieten. Für dieses Engagement wurde er von den SZ-Lesern im März zu Saarlands bestem Verein gewählt.

 Pfarrer Michael Schaefer (links) hat den Verein gegründet. foto: M. schaefer

Pfarrer Michael Schaefer (links) hat den Verein gegründet. foto: M. schaefer

Das Wort "Bereg" kommt aus dem Russischen und bedeutet übersetzt Ufer. Der Verein "Brücke zum Ufer - Bereg" engagiert sich für eine bessere Zukunft von benachteiligten jungen Menschen im russischen St. Petersburg. Ende Dezember 2012 gegründet, möchte der Verein mit seinem Vorsitzenden und Gründer Michael Schaefer, früher Krankenhauspfarrer in Lebach , ein Wohnheim für Straßenkinder in St. Petersburg auf lange Sicht erhalten. Dieses herausragende ehrenamtliche Engagement honorierten nun die SZ-Leser und wählten den Verein zu "Saarlands Bestem" im März.

"Bereg" hat sich zum Ziel gesetzt, zum einen gefährdete Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus sozial schwachen Familien zu unterstützen, zum anderen Straßenkinder in der zweitgrößten Stadt Russlands zu betreuen. "Unsere Aufgabe ist es, den Kindern und Jugendlichen unter anderem das Kochen, Waschen und Einkaufen beizubringen - eben alles, was man zum selbstständigen Leben braucht", erläutert der stellvertretende Vereinschef Oliver Buchholz. Das Heim bietet acht feste Plätze zum Wohnen und Schlafen. Im Schnitt werden, zusätzlich zu den Heimbewohnern, täglich fünf junge Menschen in der Einrichtung betreut, die in staatlichen Internaten leben. Sie können verschiedene Angebote wie Hausaufgabenhilfe, Prüfungsvorbereitung, gemeinsames Kochen und Spiele sowie psychologische Betreuung in Anspruch nehmen.

Viele der jungen Menschen, die in dem Heim in St. Petersburg aufgenommen oder betreut werden, sind in zerrütteten Familien aufgewachsen. Gewalt, Alkoholmissbrauch und finanzielle Not erschweren häufig ein gesundes Heranwachsen der Kinder. Buchholz sagt: "Der einzige Ausweg, diesem Leben zu entkommen, war damals für die jungen Leute die Straße. Heute sind es immer mehr die staatlichen Heime." Das Sozialsystem in Russland befinde sich derzeit im Umbruch. Der Staat kümmere sich um die Straßenkinder, indem er sie in Internaten unterbringt und sie dort betreut, bis sie das 18. Lebensjahr vollendet haben. "Doch das Problem dabei ist, dass diese als junge Erwachsene mit dem Leben nicht mehr zurechtkommen, wenn der Staat sich nicht mehr verantwortlich fühlt", erklärt Buchholz. Daher ist es den Aktivisten nicht nur ein Anliegen, die jungen Menschen von der Straße zu holen, sondern sie auch auf ihr späteres Leben vorzubereiten.

"Bereg" bringt jedes Jahr mehr als zwei Drittel der Unterhaltskosten für das Heim auf. Größtenteils kommt das Geld durch private Spenden , aber auch aus Erlösen eigener Veranstaltungen und Mitgliedsbeiträgen zusammen. 1,1 Millionen Euro hat der Verein bisher an Spenden weitergegeben. Durch die unzähligen Kontakte, die Pfarrer Michael Schaefer pflegt, kommt das Gros der Spenden zusammen.

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